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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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Unterkunft und wollten Dividende sehen. Falls sie die Geduld verloren, bevor ich den Durchbruch schaffte, würde ich nach Dänemark zurückgeschickt. Und so war ich höchst erleichtert, als die Dinge allmählich in Gang kamen. Ich muss auch zugeben, dass ich die hektische Lebensweise mochte und dass die Ungewissheit mir einen Nervenkitzel verschaffte. Ich hatte nichts gegen harte Arbeit, und der Schritt bis nach Hamburg war für mich mehr, als ich bisher geschafft hatte. Die Stadt war doppelt so groß wie Kopenhagen und ausgesprochen schön. In dem Maße, wie ich mit ihr vertraut wurde, fühlte ich mich fern von meiner Heimat. Ich war zu dieser Zeit keine Nachtschwärmerin, mir reichte schon das Leben in einem anderen Land als besondere Erfahrung. Wenn ich dort mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so war mir zugleich bewusst, dass sie den Aufwand lohnten.
    Dänemark war im Übrigen nicht allzu weit entfernt, wenigstens geografisch. Es waren nur 160 Kilometer bis zur Grenze, und anfänglich fuhr ich regelmäßig mit dem Zug nach Hause, doch diese Familienbesuche wurden seltener, sowie ich mich in meinem Leben als Erwachsene einrichtete. Ich hatte das instinktive Gefühl, dass ich nicht nach Hause zurückkehren würde, vielmehr etwas gefunden hatte, das eher dem entsprach, was gerade aus mir wurde – etwas Größeres. Da stand mehr in Aussicht als nur Hamburg, dessen war ich mir sicher, ich konnte meinen Horizont viel weiter stecken. Es gab jetzt mehr Raum in meinem Leben, in dem allerdings die innige Liebe, die ich für Christian empfunden hatte, immer mehr verblasste. Somit hatte ich noch weniger Grund, in die nördliche Heimat zurückzukehren. Ich war nunmehr bereit für die Welt – ich war bereit für Paris.
    Ich wusste, was es bedeutete, mit namhaften Fotografen arbeiten zu können. Ich war mit der englischen Sprache vertraut und hegte keinen Zweifel, dass John Casablanca noch Pläne für mich hatte. Die Agentur versicherte mir, dass ich über die zusätzlichen zehn Prozent verfügte – was immer man brauchte, um sich als Superstar von anderen hart arbeitenden Models abzusetzen.
    New York und Paris waren die Zentren der Modebranche, und mir war klar: Wenn ich dort den Durchbruch schaffte, konnte ich mir überall einen Namen machen. Allerdings war ich noch nie in Paris gewesen. Paris repräsentierte das Nonplusultra an Romantik, Schönheit, Lebenskunst und Kultur. Französisch war die Sprache der Verführung und klang auch so. Die deftigste Beleidigung klingt auf Französisch sexy, und ich hatte die Sprache schon immer lernen wollen.
    Heute spreche ich fließend Italienisch, Englisch und Deutsch, mit Französisch dagegen habe ich mich ein Leben lang schwer getan, schon an der Schule. Ich und Frankreich, das sollte sich zeigen, kamen irgendwie nicht miteinander aus, und vielleicht war das der Grund für meine ewigen Schwierigkeiten mit der Sprache. Trotz meiner großen Hoffnungen und der hochfliegenden Pläne der Agentur erwies sich Paris als ein absolutes Fiasko: Ich wurde mit den Franzosen nie warm, und denen ging es umgekehrt genauso. Wenn ich Hamburg für eine harte Erfahrung gehalten hatte, sollte ich bald herausfinden, dass die Kulturmetropole Paris, die ich schon immer kennenlernen wollte, so nur in meinen Träumen existierte.

KAPITEL SIEBEN
ALLEIN IN DER STADT DER LIEBE
    A n mein neues Leben in der Hauptstadt von Frankreich knüpfte ich die höchsten Erwartungen. Seit meiner frühesten Kindheit hatte allein schon der Name »Paris« eine magische Anziehungskraft. Und so war ich bei meiner Ankunft einigermaßen aufgeregt. Die dänische Agentur war sicher, dass mir Paris zu Füßen liegen würde, und ich hegte keinen Zweifel daran, dass hier etwas Wundervolles passieren müsste.
    Natürlich freute ich mich auf all die berühmten Sehenswürdigkeiten, besonders aber darauf, in dieser zauberhaften Stadt zu leben und zu wohnen. Wenn ich den Eifelturm erstieg, dann nicht als Touristin, sondern als Pariserin. Ich hegte die romantischsten Erwartungen. Unbedingt wollte ich so wie Tausende vor mir in allen Sprachen der Welt auch meine persönliche Botschaft an der Liebesmauer auf dem Montmartre verewigen. Im Geist schwebte ich schon durch die sonnendurchfluteten Straßen und betrachtete das bunte Treiben durch das Jugendstilfenster eines Künstler-Cafés, so wie ich es aus tausend Filmen kannte – die Cuisine, die Einkaufsbummel, die Ausflüge nach Versailles und zu den anderen Schlössern.
    Es war Frühling, es

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