Im Leben wird dir nichts geschenkt.
nicht fließend beherrschen, um zu verstehen, was er meinte.
Ich hätte nicht sagen können, wie lange genau wir festgehalten wurden, doch es müssen wohl mindestens zehn Stunden vergangen sein. Draußen wurde es allmählich dunkel, und selbst vom Boden aus, auf dem wir lagen, konnten wir sehen, wie draußen außerhalb des Flughafengeländes immer wieder Feuer aufleuchtete. Die Hitze ließ nicht nach, die Nacht drohte noch stickiger zu werden als der Tag. Die zerbrochenen Fenster ließen die schwere, feuchte Luft mit Schmauch- und Brandgeruch herein. Die Anspannung steigerte sich zur Hysterie. Ein paar in der Gruppe litten an Durchfall. Ob sie schon vorher krank waren oder erst vom Schock, wusste niemand zu sagen, und so mischte sich der Gestank in den Schweißgeruch und die drückende Stimmung unter dem Schluchzen der Frauen. Von draußen drangen im letzten Dämmerlicht immer noch Schusswechsel herein.
Ob Mum und Dad von dem Putsch gehört hatten? Nickie und ich hatten uns unter einen Bürotisch gekauert, während fast alle anderen an den gegenüberliegenden Wänden lehnten. Der Engländer blieb in unserer Nähe, doch die anderen hielten sich von uns fern. Zur Sprachbarriere schien im Laufe der Stunden noch die Schranke der Hautfarbe hinzuzukommen. Egal, wie müde und verängstigt und verschwitzt wir aussahen, wir waren immer noch die weißen Mädchen und wurden misstrauisch beäugt. Der Rothaarige hatte die anderen ausgesprochen bösartig angesehen; man sah ihm an, dass er Schwarze hasste, und vermutlich glaubten sie, wir wären so wie er. Sie schienen nur darauf zu warten, dass wir etwas taten, und als es fast völlig dunkel war, konnte ich von den anderen Geiseln nur noch die Augen erkennen. Meine übermüdeten Augen konnten ihre Hautfarbe nicht mehr erkennen. Der Geräuschpegel blieb konstant, und die Hitze, die sich während des Tages gestaut hatte, lag unerträglich schwer über dem Raum.
Es gab eine zweite Tür in diesem Raum, und der Engländer glaubte immer fester, dass sie zur Toilette führte. »Bitte versuchen Sie es nicht«, flüsterte ich, als er versuchte, langsam hinüberzukriechen, um sie zu öffnen. »Wenn sie kommen und Sie erschießen, dann erschießen sie uns auch, nur weil wir hier sind.« Er tat es trotzdem. Ich wusste, dass es keine Toilette war, und ich sollte recht behalten. Dahinter lag ein viel kleinerer Raum, fast ein begehbarer Schrank. Darin befand sich eine Art Faxgerät mit einer eigenen Tastatur. Statt ein Blatt Papier einzulegen, tippte man direkt in die Maschine – und jeder Tastendruck brachte ein lautes Piepsen hervor. Wir zuckten bei jedem Ton zusammen, während der Engländer unter dem besorgten Blick seiner Tochter und unserer besorgten Blicke versuchte, eine Nachricht nach draußen zu schicken.
In Panik rechneten wir jeden Moment damit, dass die Außentür zu unserem Gefängnis aufflog und Maschinengewehrsalven ertönten. Diese verfluchte Maschine! Sie schien eine Ewigkeit vor sich hinzuzwitschern. Unser Freund hatte eine Visitenkarte von seinem Hotel auf der Insel dabei, und er faxte ihnen die Nachricht, dass wir als Geiseln gefangen gehalten wurden. Wir hatten keine Ahnung, ob das Hotel sich in der Hand der Söldner befand oder nicht; ebenso gut hätten wir unsere Wächter bitten können zu kommen und uns umzubringen. Endlich war er fertig, die Nachricht wurde verschickt, und wenigstens hatte jemand etwas getan. Zu allem anderen Übel kam hinzu, dass wir alle so müde waren. Die ständige Angst, die Ungewissheit zehrten unsere letzten Energiereserven auf. Wir konnten nur im Flüsterton miteinander sprechen. Eine neue und lautere Reihe von Pieptönen in dem kleinen Raum nebenan kündete von einer Antwort.
Wir sahen uns hilflos an. Falls es irgendjemand draußen hörte, hatten wir keine Möglichkeit, die Maschine anzuhalten, doch zum Glück fiel die Nachricht kurz aus. Daraus ging hervor, dass durchaus nicht die ganze Insel in der Hand der Söldner war; es waren insgesamt ein Dutzend aus Holland, und später stellte sich heraus, dass sie sich als Baseballspieler ausgegeben hatten. In den Kästen für ihre Schläger hatten sie die Waffen eingeschmuggelt, und als sie im Flughafen aufflogen, schossen sie um sich und flüchteten. Sie setzten ihren Plan just in dem Moment in die Tat um, als wir tankten und sie in ihrer legeren Baseballkluft sahen. Eine Rettungseinheit war bereits aus Südafrika eingeflogen worden, um das Territorium zurückzuerobern. Sie lieferten sich mit
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