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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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Vaters galten immer noch: Abendessen pünktlich um sechs, keine Anrufe nach neun. Als das Telefon um elf klingelte, fuhr mir der Schrecken in die Glieder, und ich rannte in den Flur, doch ich kam zu spät. Dad war als Erster da. »Nielsen. Was kann ich für Sie tun?«, sagte er wenig freundlich.
    Er hatte ins Englische gewechselt, also musste es für mich sein. Dad klang immer noch sehr abweisend, und ich kam mir wie ein Teenager vor, der etwas ausgefressen hat. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen behilflich sein kann«, sagte er. Als internationaler Ingenieur sprach er sehr gutes Geschäftsenglisch. »Aber wenn Sie möchten, können Sie gern noch mal morgen um 18:00 Uhr unserer Zeit anrufen.« Aufgelegt. Ich rang nach Luft, jetzt war ich wohl wirklich in Schwierigkeiten.
    »Dad!«, rief ich und eilte zu ihm. »Ich hab doch nicht … wer war das? Wer war das?«
    »Das«, sagte mein Vater, »war Mr. Stallone für dich.«
    »Oh, Dad ! Bitte, es ist gerade mal zehn Uhr früh bei ihm!«
    »Das ist mir egal. Er kann morgen wieder anrufen.«
    Wir gerieten in einen heftigen Streit. Er wusste genau, wer Sylvester war und dass wir Zeit miteinander verbracht hatten, aber bei seinen Regeln blieb er beinhart. Er gab nie nach: »Wir sind die Nielsens, und wir sind in Dänemark«, sagte er.
    Doch Sylvester nahm sich Mr. Nielsens Anweisung zu Herzen und rief am nächsten Tag um sechs Uhr wieder an, um mich zu sprechen. Frustriert sah ich meinem Vater dabei zu, wie er sich am Telefon alles von Sylvester erklären ließ – mir stieg die Schamesröte ins Gesicht, als ich erfuhr, dass Sylvester mich in sein Strandhaus einlud. Vielleicht war es gar nicht mal schlecht, dass Dad sich einmischte. Es war irgendwie aufregend, auf diese förmliche, altmodische Art umworben zu werden, sodass ich nicht lange grollte.
    Ich sorgte für eine optimale Frisur und packte nicht allzu viele Sachen. Wenige Tage vor dem Abflug bekam ich eine schwere Mandelentzündung, doch ich schwor mir, dass meine Reise daran nicht scheitern sollte. Mein Flieger startete mitten im Schneesturm, und so wurden wir dann nach Stockholm umgeleitet, wo ich drei Stunden warten musste. Es folgte ein zwölftstündiger Flug nach Los Angeles, bei dem ich Fieber hatte, mir Tabletten einwarf und zusehen musste, wie meine Nase eine immer unattraktivere rote Farbe annahm. Meine Wimperntusche war über das ganze Gesicht verlaufen und mir war unwohl bei dem Gedanken, in diesem Zustand Sylvester gegenüberzutreten. Immer wieder verschwand ich auf der Toilette, um mein Äußeres notdürftig zu richten.
    Mit einer nahezu glühenden Nase und tränenden Augen kämpfte ich mich durch den Zoll und hielt Ausschau nach Sylvester. Zu allem Überfluss war er nicht da – aber damit hätte ich eigentlich rechnen müssen. Ein Superstar kann es sich kaum leisten, in einer öffentlichen Ankunftshalle gesehen zu werden. Ich weiß selbst nicht, was ich mir dabei dachte. Ich hatte es mir so ausgemalt wie zu Hause, wo die halbe Familie kommt, um ankommende Freunde mit einem Lächeln und einem dieser witzigen dänischen Wimpel, die ich erwähnte, zu begrüßen. Der Bodyguard, der ein Schild mit meinem Namen hielt, sah jedoch nicht so aus, als würde er jeden Moment Luftsprünge machen und mir begeistert zuwinken. Es handelte sich um Sylvesters Mitarbeiter Bruce, der gekommen war, um mich abzuholen.
    »Er wartet im Strandhaus auf Sie«, sagte er, während wir auf dem wunderschönen Pacific Coast Highway nach Broad Beach in Malibu fuhren. Empfangen wurden wir von einem Butler, und schließlich erschien auch Sylvester. In dem Moment, als ich ihn sah, war mir alles andere egal; wir fielen uns in die Arme und ich entschuldigte mich immer wieder dafür, dass ich krank war. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen, und nachdem ich am nächsten Tag im Meer gebadet hatte, ging es mir schon etwas besser.
    Es war unsere erste gemeinsame Nacht. Wir liebten uns auf einem Stuhl – einem großen, amerikanischen Stuhl. Ich erinnere mich vor allem daran, dass es endlich passiert war. Denn eigentlich lag es schon während unserer gemeinsamen Playboy -Woche in der Luft. Es war von Anfang an klar, dass es dazu kommen würde. Ob es im Bett oder auf einem Stuhl passierte, war egal, doch ich erinnere mich daran, dass es sich irgendwie nicht richtig anfühlte. Es war einfach nur … seltsam.
    Am nächsten Morgen, es war Sonntag, aßen wir zusammen Brunch, und am Nachmittag fragte mich Sylvester ganz unverblümt, was ich

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