Im Leben wird dir nichts geschenkt.
wissen, was ich hier vorhatte, und ich erzählte ihm von einem Foto-Shooting, wobei ich geflissentlich überging, dass es sich um den Playboy handelte.
»Hätten Sie Lust, heute mit mir essen zu gehen?«
Meine Reaktion fiel nicht mehr ganz so cool aus, und ich rief begeistert, »Aber ja, nur zu gern!« Immerhin gelang es mir eine Woche lang, die Situation unter Kontrolle zu halten. Tag für Tag fuhr ich in meiner Limousine zu Sylvester, und wir besuchten einen Club, in dem auch sein Bruder gelegentlich auftauchte. Als Sylvester später versuchte, mich ins Bett zu kriegen, wich ich ihm geschickt aus, indem ich das Thema wechselte. Wir flirteten heftig, und mir machte das großen Spaß. Wir spielten miteinander Katz und Maus, und obwohl er mir sehr beharrlich den Hof machte, verlor er nie sein Gespür für die komische Seite der Situation. Er war nicht nur attraktiv und in bester körperlicher Verfassung, sondern auch intelligent und vielseitig begabt. Seine zahlreichen Qualitäten kamen überzeugend herüber. Kein Wunder, dass alle Welt in ihn verliebt war.
Er imponierte mit einer schönen Gesangsstimme und konnte verblüffend komisch berühmte Freunde imitieren. Manches in seinem Leben blieb der Außenwelt verborgen. Bei meinem ersten Besuch in seinem Haus war ich geradezu schockiert von der Menge seines Personals. Da gab es den Sicherheitsdienst, Köche und Leute mit Verwaltungsaufgaben. Das war ebenso imposant wie einschüchternd, und umso mehr genoss ich den Zauber des Beverly Hills Hotels, das mit seiner gepflegten Atmosphäre und seinen schönen Gartenanlagen seit je Musiker und Schriftsteller fasziniert hatte.
Der Playboy machte das Shooting direkt im Hotel, und das Fotografen-Team arbeitete so professionell, wie man sich das nur wünschen konnte. Ich verfügte über genügend Erfahrung vor der Kamera, dass mich das Ganze nicht zu sehr in Beschlag nahm und von meinem eigentlichen Ziel und Zweck in LA ablenkte. Andererseits war ich auch durchaus stolz auf die Aufnahmen, die dabei herauskamen – und bin es bis heute. Wir brachten sogar ein Outfit von mir zum Einsatz, das ich beim Einkaufsbummel mit einer Freundin aufgestöbert hatte. Es spielte mit dem Motiv der Gefangenschaft. Es bestand eigentlich nur aus Ketten, die an Metallringen hingen, welche ihrerseits an Lederriemchen befestigt waren. Wir hatten viel Spaß bei der Sache, und mir blieb noch eine Menge Zeit, die ich mit Sylvester verbringen konnte.
Eines Abends begegnete ich zufällig Grace Jones. Wir waren gerade mit dem Essen fertig, und Sylvester schien nicht in der Stimmung, das Tanzbein zu schwingen. Zum Restaurant gehörte eine Tanzfläche, und partyfreudig wie ich war, ließ ich mir ungern ein Tanzvergnügen entgehen. Mit dem widerstrebenden Sylvester im Schlepptau stieß ich auf Grace, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war und mich sofort aus meiner Zeit als Model wiedererkannte.
»Gitte!«, rief sie ein wenig zu schrill mit einem zähnefletschenden Lächeln, während sie mir die Hände wie Klauen entgegenstreckte und auf mich zustürmte. Ich trug ein knielanges, weißes Cotton-Stretch-Kleid mit einer gelben Plastikschnalle. Als sie mich erreichte, fiel sie auf die Knie und begrub – zu einem scherzhaften Gruß – den Kopf in meinem Schritt. Nett dich wiederzusehen, Grace.
Als sie aufstand, hinterließ sie nach Art des Turiner Grabtuchs einen prächtigen Gesichtsabdruck mitten im intimen Herzen meines wunderschönen Kleides. Ich konnte hören, wie der schockierte Sylvester neben mir nach Luft rang, doch in meinen Jahren als Model hatte ich schließlich gelernt, mit überraschenden Garderobepannen umzugehen, und so nahm ich den Kleidersaum und steckte ihn zu einem makellosen Minirock hoch. Sylvester hingegen schien von dem Vorfall – verständlicherweise – peinlich berührt. Die Tanzfläche war immer meine Domäne gewesen, doch hier und jetzt fühlte ich mich dann doch ein wenig deplatziert.
Ich hatte mich nach Kräften um den Glanz von Los Angeles bemüht. Am Ende der Woche war der Zauber gebrochen, und auf dem Heimweg nach Dänemark wurde ich wieder zu dem einfachen Mädchen. Ich gab die Limousine ab, händigte den Schlüssel zu meinem wunderbaren Zimmer aus und kehrte in das Haus meiner Eltern zurück, um auf das nächste Jobangebot zu warten .
KAPITEL ZWÖLF
BEVERLY HILLS COP II
I ch hatte mich auf den Alltag in meinem Elternhaus eingestellt, auch wenn ich selbst schon berufstätig und Mutter war. Die strikten Regeln meines
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