Im Leben wird dir nichts geschenkt.
passionierte Raucherin fiel es mir um einiges schwerer, auf Zigaretten zu verzichten, doch am Ende kam ich mit gerademal drei pro Woche aus. Natürlich hätte dies eine positive Lebensweise sein können, doch irgendwie trug das Ganze zu einer Atmosphäre zwischen uns bei, die ich nur als steril bezeichnen kann.
Nach dem Frühstück ging es sofort in den Fitnessraum. Manche Leute gehen täglich in die Kirche, Sylvester ging in den Fitnessraum. Ich kam mit, auch wenn mich diese sklavische Regelmäßigkeit zuweilen nervte, doch wahrscheinlich tat es mir gut – zuletzt hatte ich mich regelmäßig sportlich betätigt, als ich in meiner Jugend Wettschwimmerin war, und seit ich nicht mehr modelte, hatte ich auch nicht mehr so sehr darauf geachtet, mich fit zu halten. Auf meine Muskulatur und das straffe Gewebe wirkte es Wunder – und vermutlich habe ich deshalb erst Cellulite entwickelt, als ich auf die vierzig zuging. Dank des regelmäßigen Trainings wurde ich viel kräftiger und lernte eine Menge darüber, wie man sich gesund hielt.
Um neun Uhr verschwand Sylvester gewöhnlich wieder in seinem Arbeitszimmer. Und für die nächsten Stunden war ich mit meiner Assistentin zusammen und wir gingen gemeinsam zum Tanzunterricht, zum Einkaufen und zum Lunch. Wir versuchten, uns ein wenig zu amüsieren, doch das war gar nicht so leicht, wenn man ständig von Bodyguards umgeben war. Ich konnte mir nicht vorstellen, was zwei jungen Frauen bei einem Restaurantbesuch zustoßen sollte, und Kelly war immer bemüht, einen Tisch für uns zu bekommen, an dem sie unsere Gespräche nicht mithören konnten.
Nachmittags kamen wir dann zur Villa zurück, wo wir plauderten oder ich meiner lebenslangen Passion für Puzzles fröhnte. Wir alberten einfach wie ganz normale junge Mädchen herum. Etwa um achtzehn Uhr verabschiedete sich Kelly und ich machte mich fürs Abendessen fertig. Wenn ich mit Sylvester allein war, aßen wir genauso gesund wie morgens. Häufiger kam es allerdings vor, dass wir zu einem Geschäftsessen verabredet waren – mit Anwälten, um über die Rechte eines neuen Projekts zu sprechen, oder mit Agenten, um neue Filme zu verhandeln. Für mich waren diese Arbeitsessen immer ziemlich öde. Wenn wir zusammen ausgingen, waren es immer öffentliche Anlässe – Filmpremieren, Vernissagen, oder wichtige Ereignisse wie eine Oscar-Verleihung. Und wenn man derart im Rampenlicht steht, bekommt man das Gefühl, sich immer herausputzen, sich immer von seiner Schokoladenseite zeigen zu müssen. Eine Weile machte es Spaß, von Party zu Party zu eilen und am Arm von Rocky den strahlenden Filmstar zu spielen, auch wenn wir in Wahrheit eher von Geschäftsleuten als kreativen Menschen umgeben waren. Bei unseren öffentlichen Anlässen ging alles streng nach Protokoll. Es gab einen unausgesprochenen Kodex an Vorschriften und Regeln, von deren Existenz ich bis dahin keine Ahnung gehabt hatte, und mein dänisches Wikingerherz gewöhnte sich nur schwer an solche Beschränkungen und Formalitäten. Wenigstens, so hoffte ich, bewiesen wir der Öffentlichkeit, dass wir wirklich ein Paar waren, wenn wir uns bei solchen Gelegenheiten zusammen zeigten. Doch natürlich ließ sich eine Presse, die sich eine pikantere Geschichte ausgedacht hatte, davon nicht beeindrucken.
Rund um die Uhr waren für uns vier Bodyguards im Einsatz. Während sie – auf dem Anwesen – schliefen, hatten vier weitere Schicht, also insgesamt acht Vollzeit-Sicherheitskräfte in unserem Haus. Mir erschien das alles einfach verrückt. Selbst ein harmloses, kleines Vergnügen wie ein Restaurantbesuch wurde einem auf diese Weise vermiest. Hatte man sich erst einmal für den Anlass angezogen und zurechtgemacht und die Bodyguards in Bereitschaft versetzt und sich zu dem entsprechenden Lokal kutschieren lassen, war man bereits erschöpft, bevor man den ersten Blick auf die Speisekarte geworfen hatte. Und das galt nicht nur für mich – auch Sylvester war ständig unter Druck.
Der Vorteil dabei, Mrs. Stallone zu sein, bestand darin, Dinge und Orte zu sehen und Menschen kennenzulernen, die sonst außerhalb meiner Reichweite gewesen wären. Als ich endlich den Führerschein machte, wurde der bürokratische Vorgang ähnlich beschleunigt wie seinerzeit meine Scheidung von Kasper, was für gewöhnliche Sterbliche undenkbar war. Ich durfte nichts selbst machen. Ich hatte sowieso nicht viel Geld, doch Sylvester ließ nicht zu, dass ich, abgesehen von Kellys Gehalt, überhaupt
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