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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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irgendetwas bezahlte. Sämtliche Einkünfte wanderten auf ein von ihm geführtes Konto, und nachdem wir ein Jahr zusammen waren, gab er mir eine Kreditkarte, die er ebenfalls überwachte, sodass er immer genau wusste, wofür ich Geld ausgab. Nicht, dass er geizig gewesen wäre – er gestand mir ein monatliches Limit von 7000 Dollar zu. Aber wofür sollte ich so viel Geld ausgeben? Nichts war zu exklusiv, nichts zu teuer. Viele Dinge in meinem Leben waren sehr leicht geworden.
    Ich wusste dies alles zu schätzen und war ihm für das, was er für mich tat, durchaus dankbar, aber was fängt man damit an, wenn man nach Hause kommt und weint, weil man das Gefühl hat, nirgends für sich zu sein und entspannen zu können? Ich redete mir gut zu, das sei ab jetzt nun mal mein Leben. Ich hatte das Gefühl, schnell erwachsen zu werden und zu lernen, meine wahre Natur zu verleugnen.
    Gott sei Dank hatte ich immer meinen kleinen Bruder an meiner Seite. Jan hielt sich nie an die Regeln und ließ sich nicht von anderen sagen, wo er hingehörte; er war von Natur aus ein Hippie und hatte gerade erst ein zweijähriges Hochschulstudium in Ingenieurswissenschaften hinter sich, ohne recht zu wissen, was er damit anfangen wollte. Ich überredete ihn, mit mir nach LA zu kommen – zum einen sehnte ich mich nach den unbeschwerten Albereien aus unserer Kindheit und Jugend, und zum anderen brauchte ich jemanden, mit dem ich entspannen konnte. Sylvester war gegenüber jedem, der unsere Kreise störte, erst einmal misstrauisch. Doch Jan bildete eine Ausnahme, und wir drei kamen bestens miteinander zurecht. Einige Stunden am Tag herrschte eine gelöstere Stimmung, während wir uns unterhielten, etwas tranken und Jan und ich uns eine Zigarette genehmigten – weil Sylvester eine seiner Zigarren rauchte.
    Sylvester akzeptierte meinen Bruder Jan so sehr, dass er ihn als Chauffeur einstellte. Für einen lässigen jungen Mann, der viel Zeit hatte, war das fast so, als würde er dafür bezahlt, sich zu amüsieren. Er fuhr die Sportwagen als auch die unglaublich lange Limousine spazieren, und ich feuerte ihn an, Gas zu geben, und lachte so viel wie schon lange nicht mehr. Außerdem standen die Autos ansonsten fast die ganze Zeit in der Garage.
    Endlich konnte ich auch einmal wieder meine Muttersprache sprechen, und da im Ausland so wenige Dänisch verstanden, hatten Jan und ich das Gefühl, als hätten wir unseren Geheimcode. Obwohl wir uns ohnehin schon gut verstanden, trug dies noch zu unserem besonderen Verhältnis bei. Ich genoss die Privatsphäre und die Freiheit, die mir gefehlt hatten, seit ich in die Villa eingezogen war: Ich sog die frische Luft im Freien ein, nachdem ich zu lange in einem stickigen Zimmer gesessen hatte. Und wir benahmen uns miteinander ziemlich daneben – das kann ich Ihnen sagen. Wir waren wirklich unmöglich.
    Einmal spielte Sylvester mit Jan ein denkwürdiges Tischfußball-Match. Jan war darin schon immer gut, doch Sylvester glaubte, er könne ihn schlagen. »Ich bin der Beste«, sagte er, »aber wenn du mich besiegst, kriegst du die Corvette, die in der Einfahrt parkt.« Wer macht so was? So etwas gibt es nur in Hollywood! Und von da an hatten wir Rocky vor Augen, der heftig keuchte und stöhnte, während er seine Plastik-Mannschaft bewegte, während mein Bruder und ich das ganze Szenario nur zum Brüllen fanden. Wie vorauszusehen, verlor Sylvester, doch er stand zu seinem Wort und führte meinen Bruder nach draußen, wo er einem strahlenden Jan die Schlüssel zu der glänzenden weißen Chevrolet Corvette aushändigte; Jan schnalzte mit der Zunge und nahm seinen Gewinn an.
    Ich besaß einen 1986er Mercedes-AMG. Davon gab es insgesamt nur drei, und es waren echte Monster – richtige, riesige Monster. Jetzt konnten Jan und ich uns vom Beverly Hills Hotel bis nach Pacific Palisades hinunterjagen. Das ist eine ziemliche Strecke – mit jeder Menge scharfen Kurven. Eines Abends hörten wir plötzlich hinter uns eine Polizeisirene. Oh Mist … Ich fuhr neben Jan heran. »Du musst verschwinden«, sagte ich zu ihm. Sie waren uns dicht auf den Fersen.
    Kurz bevor man nach Pacific Palisades kommt, gelangt man in einer Rechtskurve an eine sehr scharfe Abzweigung nach links, und es ist völlig unmöglich, sie zu nehmen, wenn man wie Jan gerade hundert Meilen fährt. Irgendwie, wenn auch mit rasendem Herzklopfen, weil ich nicht wusste, ob Jan noch am Leben war, schaffte ich es bis nach Hause. Nach einer ganzen Weile stand er an

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