Im Leben wird dir nichts geschenkt.
der Tür – unverletzt, und sogar der Wagen ließ sich reparieren. Sylvester lachte und alles war gut, doch Jan und mir war klar, dass wir uns an diesem Abend furchtbar dumm benommen hatten. Jung und leichtsinnig, okay, aber wir trieben es zu weit. Da uns die Tauben in den Mund flogen, hatten wir irgendwie das Maß verloren und jeden Sinn für Respekt.
Mein Bruder sah wundervoll aus. Wir arbeiteten gemeinsam an seinem Look und wir entschieden uns schließlich dafür, dass er sich die Haare verlängern ließ, sodass er aussah wie Conan der Barbar. Jan wurde Hugh Hefner vorgestellt und schaffte es irgendwie, zu den Partys in der Playboy -Villa eingeladen zu werden. Dort fing er an, mit einem der Mädchen auszugehen. Er bekam, zunächst in Werbespots, Engagements als Model. Einer der Spots wurde von Filmemacher Tony Scott für Barcadi Rum in Südafrika gedreht.
Im Unterschied zu mir war Jan sehr klug und sparte sämtliches Geld, das er in dieser erfolgreichen Zeit verdiente. Eines Tages verkündete er, er hätte genug. »Weißt du was, Schwesterherz? Ich bin ein echter Däne; tief im Herzen bin ich Fischer«, sagte er. Wie unser Dad liebte er den Frieden und die Einsamkeit beim Angeln. »Die Zeit hier hat Spaß gemacht, aber auf Dauer ist das nichts für mich. Ich bin nicht der Typ für Hollywood, ich komm damit nicht klar. Ich fliege heim.« Und das tat er dann auch. Zu Hause widmete er sich dem Studium und kaufte ein Haus. Eine Zeit lang war er so knapp bei Kasse, dass er drei Jobs gleichzeitig machte und abends studierte. Es war hart, doch er war entschlossen und konzentriert. Zwar wurde Jan kein Fischer, doch er stieg in die ökologische Energiegewinnung ein. Er engagierte sich bei Windkraftanlagen und ist heute einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner in Dänemark, während er zugleich seinen kleinen Beitrag gegen den Klimawandel leistet. In den letzten Jahren haben wir uns nicht so oft gesehen, doch wenn wir dann wieder zusammenkommen, zählt das nicht: Wir stehen uns immer noch sehr nahe und sind immer noch auf derselben Wellenlänge. Ich werde für den Rest meines Lebens stolz auf meinen kleinen Bruder sein, der sich immer treu geblieben ist – der sich nie von anderen sagen ließ, wo es langging.
KAPITEL DREIZEHN
EINE SCHEIDUNG IN ALLER ÖFFENTLICHKEIT
S ylvester und ich waren vor der Trauung in einem Ehevertrag übereingekommen, dass keiner von uns viel über unsere Ehe nach draußen tragen würde. Ich kann nur sagen, dass ich eines frühen Morgens im Jahre 1987 meine Kleider und meinen Schmuck zusammenpackte und seine Villa für immer verließ. Ich möchte nachdrücklich festhalten, dass eine liebevolle Beziehung nicht die kritische Beobachtung verträgt, der wir fortwährend ausgesetzt waren. Eine Ehe kann nicht vor aller Augen glücken und genauso wenig, wenn man nur lebt, um zu arbeiten. Für mich jedenfalls wurde sie zum Gefängnis.
Nicht nur mein Privatleben rutschte in die Krise. Meine Karriere war ebenfalls ins Stocken geraten. Seit Red Sonja brannte ich darauf, meiner Passion für die Schauspielerei weiter nachzugehen. Ich hatte Drehbücher erhalten und Rollenangebote bekommen, doch Sylvester okkupierte mich die ganze Zeit, die wir zusammen waren, für seine eigenen Projekte. Ich bekam das Gefühl, dass er mich nicht in einem Film mit jemand anderem sehen wollte. Stattdessen drehte ich also Rocky IV und Cobra mit ihm. Selbst als ich die Rolle der eiskalten Mörderin in Beverly Hill Cops II bekam, ahnte ich, dass Sylvester irgendwo seine Hand im Spiel hatte. Er wusste, wie gerne ich arbeitete, wollte aber immer wissen, was ich gerade tat.
Ursprünglich handelte es sich um eine Männerrolle, doch sie wurde auf mich zurechtgeschnitten. Der Regisseur fand, das machte die Figur interessanter als die des üblichen Bösewichts. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mir das nur vorgegaukelt wurde und sie die Rolle in Wirklichkeit nur umschrieben, um Sylvester einen Gefallen zu tun. Dass die Änderung sich als wirkungsvoll erwies, war eher ein unverhoffter Bonus. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Sylvester in diesem Fall sein Okay gab, während er sonst absolut jedes Drehbuch, das mir angeboten wurde, vom Tisch fegte. Wie auch immer ich zu der Rolle kam, ich spürte erneut, wie sehr mir die Schauspielerei lag. Ich freute mich so auf die Arbeit, dass ich nie schläfrig war, wenn ich morgens aufstand. Ich fand es inspirierend, von talentierten Schauspielern wie Judge Reinhold, John Aston und
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