Im Leben wird dir nichts geschenkt.
haben könnte – ich war immer so gesund gewesen. Wie konnte das mir passieren? Ich war so schockiert, dass ich den Ärzten blind gehorchte. Sie wussten, dass ich keine Chance hatte, wenn sie nicht sofort handelten, und so blieb keine Zeit für Rücksicht auf irgendwelche Gefühle.
Lange Zeit hatte man mich irgendwie als jemanden gesehen, der sich durch nichts unterkriegen ließ. Mein Ruf als die starke Ex-Ehefrau von Sylvester Stallone passte nicht zu der Schwäche, die jetzt die Strahlentiefenbehandlung mit sich brachte. Wenn ich zurückblicke, nahmen hier vermutlich meine Depressionen ihren Anfang – ich hatte ständig solche Angst, und es ging alles viel zu schnell. Meine Mum war eine große Stütze. Trotz der neunstündigen Zeitdifferenz telefonierten wir sehr viel, auf meiner Seite oft bis tief in die Nacht hinein. Es war egal – wann immer ich sie brauchte, war sie in dieser schwierigen Zeit für mich da.
Mark bat mich, zu einer Unterredung mit dem Boss seiner Football-Mannschaft mitzukommen. Das war ziemlich ungewöhnlich. Als Spieler brachte man gefälligst keine Partner mit, um über die Arbeit zu sprechen, und das Management erwartete eindeutig eine Erklärung. »Brigitte hat Krebs«, sagte Mark. »Ich werde den Football aufgeben müssen, um mich in Arizona um sie zu kümmern. Sie geht in eine Klinik, und ich will an ihrer Seite sein.« Seine Worte beschämten mich – ich hatte nicht geahnt, dass er meinetwegen seine Karriere an den Nagel hängen wollte, und andererseits war es mir nicht recht, dass meine Krankheit so offen diskutiert wurde. Ich sah ihn an. Das tat er für mich? Was für ein Mann – der bereit war, alles für mich aufzugeben. Es brachte mich zum Weinen, auch wenn an der Sache irgendetwas seltsam schien. Ich saß hier in diesem Männerclub, und es leuchtete mir nicht ein, dass sie sich sofort einverstanden erklärten. Lag es nicht nahe, um ihn zu kämpfen? Doch natürlich schob ich jeden kritischen Gedanken beiseite und war einfach nur von der romantischen Geste gerührt.
Erst Jahre später erfuhr ich von dem wahren Grund für das Treffen. Mark war gerade zum dritten Mal wegen des Gebrauchs von Steroiden aufgeflogen und daher für die nächsten drei Jahre gesperrt. In seinem Alter war das gleichbedeutend mit dem Ende seiner sportlichen Laufbahn.
Ohne die stabilisierende Wirkung der Routine rund ums Training und die Spiele verschlimmerte sich sein Verhalten. Was ich für seine verrückten Momente gehalten hatte, wurde allmählich zur vorherrschenden Gewohnheit, auch wenn diese Momente immer noch durch die kleinen, liebevollen Dinge, die er für mich tat, abgemildert wurden. Ich wusste, dass er ein gutes Herz hatte. Er konnte sehr ernst sein, und ich war nicht so sehr an seinem muskulösen Äußeren interessiert – was ich liebte, war sein Wesenskern: den guten, anständigen Kerl, der genau wie ich auf dem Lande glücklich war. Die Steroide taten alles, um diese Persönlichkeit zu zerstören. Unter ihrem Einfluss wurde er zu einem völlig anderen Menschen.
Er hatte mir gegenüber ein paar Mal die Stimme erhoben und mich mehrfach geohrfeigt, doch daran war ich gewöhnt, und das machte mir nichts weiter aus. Nachdem er seine Football-Karriere aufgegeben hatte, aber weiter Steroide nahm, wurde er immer unberechenbarer und richtig gefährlich. Manchmal schüttelte er mich und grollte »Ich bring dich um …«. Ständig war da diese latente Gewaltbereitschaft im Spiel, doch ich redete mir immer wieder ein, das würde sich bessern, und so machte ich einfach weiter. Ich bekam eine Rolle in einem HBO-Film – ironischerweise mit dem Titel Murder by Moonlight . Er wurde in England gedreht, sodass ich vorübergehend in London lebte. Mark begleitete mich, und aufgrund seiner Eifersucht und Reizbarkeit war er der Crew am Set nicht willkommen. Er war einfach zu unberechenbar. Mir fiel die Aufgabe zu, ihm das zu sagen, und ich rechnete jeden Moment damit, dass bei ihm die Sicherungen durchgingen. Oder anders gesagt, die Lunte hatte Feuer gefangen und es war nur eine Frage der Zeit, dass der Laden in die Luft ging. Ich wusste nicht, wie ich mit der Gefahr umgehen und gleichzeitig den Anforderungen meiner Arbeit gewachsen sein sollte. Es kam zum Eklat, als ich es am wenigsten erwartete. Während einer Drehpause kehrte ich in unser Zimmer zurück, und genau in dem Moment schien Mark die Kontrolle über seine Sinne zu verlieren. Er drückte mich in der Badewanne unter Wasser. Das Wasser war eiskalt,
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