Im Leben wird dir nichts geschenkt.
auf einen Mann, der in diesem Moment unseren Tisch ansteuerte. Verdammt! Es wollte Mario offenbar einfach nicht in den Kopf gehen, dass mir derzeit ganz bestimmt nicht der Sinn danach stand, Männer kennenzulernen. Auch wenn der fragliche Mann dunkle, freundliche Augen, eine sonnengebräunte, schöne Haut und einen attraktiven Haarschnitt hatte … und intelligent war und einen gut und witzig unterhalten konnte … andererseits … auch wenn ich gerade eine Scheidung durchmachte, war ich schließlich nicht tot, oder? Der Haken allerdings war sein Alter. Er war gerade mal fünfundzwanzig.
»Mario, mein Gott!«, sagte ich. »Ich bitte dich, ich könnte seine Mutter sein! Mein ältester Sohn ist zwanzig – vergiss es.«
Das Date fand trotzdem statt – Gott sei Dank! Wir aßen gemütlich zu Mittag und genossen den Nachmittag. Der Altersunterschied machte mir immer noch zu schaffen, doch wir tauschten unsere Telefonnummern aus.
Hinterher fragte ich mich allerdings, wieso sich der junge Mattia für mich interessieren sollte. Weil ich ein Promi war? Schon lange war ich äußerst misstrauisch gegenüber Leuten, die mich wegen meines Status mochten. Außerdem war ich fünfzehn Jahre älter als er, blickte auf ein paar Ex-Ehemänner zurück, hatte die Kinder und kämpfte mich gerade durch die Scheidung. Wieso sollte sich irgendjemand auf eine so verworrene Situation einlassen? Darüber hinaus war ich an diesem Tag wahrhaftig nicht in Bestform. Ich leide an einer ziemlich heftigen Allergie, die meine Augen beeinträchtigt, und an diesem Tag waren sie gerötet und tränten. Ich trug kein Make-up, und meine Haare sahen aus, als hätte man mich rückwärts durch eine Hecke gezogen. In diesem Zustand hätte ich wirklich niemandem unter die Augen treten sollen!
Mattia rief am nächsten Tag an, um sich wieder mit mir zu treffen, und diesmal, wie auch einige Male danach, gab ich ihm einen Korb. Selbst als ich endlich ja sagte und er kam, um mich zu sehen, hatte ich nicht den Mut, an die Tür zu gehen. Am besten hätte ich zugegeben, dass ich es mir anders überlegt hatte. Zu Recht war er ziemlich wütend über die Art, wie ich ihn behandelte. Ich fühlte mich weder attraktiv noch sexy und einer Beziehung einfach nicht gewachsen. Ganz zu schweigen von diesem Altersunterschied, der sich immer wieder in meine Überlegungen drängte. Nein, das ging einfach nicht.
Unser gemeinsamer Freund Mario rief mich an. »Er hat die Schnauze voll. Falls du ihn wiedersehen willst, musst du dich entschuldigen. Verabrede dich mit ihm. Ich gestand mir ein, dass ich mich gerade sehr unreif benahm, obwohl ich gewöhnlich kein Mensch bin, der mit anderen spielt. Ich gab nach und unternahm mit Mattia eine Fahrt nach Campione d’Italia, auf der anderen Seite des Luganer Sees, einer wunderschönen eigenständigen Region, die für ihr Kasino und ihre Steuerfreiheit bekannt ist. Mattia bestellte uns einen Tisch in einem gemütlichen italienischen Restaurant. Zu Kerzenlicht und Hintergrundmusik aßen wir italienische Pizza, während wir über Gott und die Welt sprachen, von der Politik über die Literatur bis hin zu Kindern. Ich musste mir ins Gedächtnis rufen, dass er erst 25 war – er hatte wirklich etwas von einer alten Seele. Wir verstanden uns auf Anhieb so gut, dass es den Altersunterschied tatsächlich mehr als ausglich. Ich war hin und weg – und fühlte mich wieder wie sechzehn. Er hatte eine Wesensart, die bei mir tiefe Gefühle weckte, und ich fand auf einmal diese kleinen Dinge an ihm unwiderstehlich – zum Beispiel, wie er, wenn er lächelte, ein Auge zukniff, so etwas in der Art.
Doch es ist nie eine gute Situation, wenn einem Herz und Verstand nicht dasselbe sagen. Und während ich dachte, du weißt schon, dass du das hier besser sein lassen solltest … klopfte mir das Herz laut genug, um diese mahnende Stimme zu übertönen. Und mein Herz siegte, wie jedes Mal. Weit weg von der riesigen Villa, die in Morcote mein Gefängnis geworden war, verbrachte ich die Nacht mit Mattia in seiner winzigen Wohnung. Diese Nacht war wie im Märchen, da Mattia meinem Körper wieder Leben einhauchte. Ich fühlte mich schön und sexy und wurde begehrt, genau das, was ich wollte. Und gewisse physische Dinge an seiner Standfestigkeit waren besonders willkommen – ich verbrachte die Nacht nicht mit einem alten Trottel, soviel war klar! Und es war nicht nur ein wunderbarer Augenblick, sondern etwas, das mir in jeder Hinsicht Mut und Kraft verlieh. Ich
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