Im Licht der roten Erde
eine australische Kunstausstellung gesehen – und dort waren der Mann und der Ort meiner Träume abgebildet. Ardjani und die Kimberley. Ich wusste, dass ich meine Bestimmung gefunden hatte. Ich habe ihn gefunden, und ich bin hierhergekommen. Und während ich hier war … hatte ich ein Erlebnis …« Sie schloss die Augen, als litte sie Schmerzen, dann fuhr sie fort: »Ich wusste, ich würde nach Amerika zurückkehren und dieses Wissen mit mir nehmen. Aber ich wurde krank, und da kam mir der Gedanke, ich würde geheilt, wenn ich hierher zurückkehrte … und das Wesen dieses Mannes, dieser Menschen erfasste und der Welt zugänglich machte.«
»Das ist sehr interessant. Doch möglicherweise gibt es da ein paar sensible Bereiche, über die wir sprechen müssen.« Beth lächelte angespannt. »Vieles von der Kultur der Barradja ist geheim und nur für initiierte Männer und Frauen bestimmt. Diese Dinge dürfen nicht gefilmt werden. Ein Film über die Lebensweise der Barradja dagegen, ihren Glauben im Allgemeinen, ihre Kunst und Geschichte könnte ihnen von Nutzen sein.«
Rowena sah aus, als hätte man sie geohrfeigt. Sie zuckte zurück, und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Sie haben mir nicht zu sagen, was ich darf und was nicht. Meine Führer leiten mich. Die Ältesten haben einen Vertrag unterschrieben. Ich habe das alleinige Recht, die Kultur dieser Menschen der Welt zugänglich zu machen.«
»Danach sieht es aus«, sagte Alistair entwaffnend. »Ich verfüge über einige juristische Fachkenntnisse, und so wie ich den Vertrag verstanden habe, den Ardjani mir freundlicherweise gezeigt hat, haben Sie ein umfassendes Urheberrecht, zahlreiche Aspekte der Barradja-Kultur betreffend. Die Barradja dürfen sich nur mit Ihrem Einverständnis filmen lassen, und das gilt auch für andere Bereiche: für Musikaufnahmen, sogar für die Reproduktion von Bildern … all diese Dinge setzen offenbar Ihre Einbindung, Genehmigung und eine Art Inhaberschaft voraus. Liege ich da richtig?«
Rowena runzelte die Stirn. »Wenn Sie es so ausdrücken wollen, vermutlich schon. Die Barradja waren einverstanden. Sie haben ihr Schicksal in meine Hände gelegt.«
Beth nahm einen Schluck aus ihrem Glas und hüstelte. Fassungsloses Schweigen breitete sich aus.
»Finden Sie einen solchen Vertrag nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte Mick schließlich.
Veronica staunte über die Nonchalance der Juristen, war es doch offensichtlich, dass alle anderen vor Empörung schäumten.
»Ehrlich gesagt bin ich der Ansicht, dass Sie das nichts angeht.« Rowena blickte zu Ardjani hinüber. »Es ist das, was sie wollen.«
»Und Sie haben da keinerlei Einfluss genommen«, bemerkte Beth schnippisch.
Rowena bedachte sie mit einem Krokodilslächeln. »Möglicherweise gebe ich mein Vorhaben ja auf. Ich könnte das Urheberrecht zum Beispiel für Millionen von Dollar an jemand anderen verkaufen. Dann könnten Sie sich mit dem auseinandersetzen.«
Sie ist eine Venusfliegenfalle, dachte Mick. Das ist es, woran sie mich erinnert.
»Ich schätze, wir werden mehr von Ihren Plänen erfahren, wenn wir zusammen in Marrenyikka sind«, sagte Susan naiv-fröhlich, um die Spannung zu durchbrechen, die zwischen Beth und Rowena knisterte.
Rowena wirbelte zu Hunter herum, der am Rand der Gruppe stand. »Hunter? Wir fahren auf der Stelle nach Marrenyikka. Packen Sie die Ausrüstung zusammen.«
Die Versammlung löste sich so schnell auf, dass Veronica kaum dazu kam, Rowena um ein Interview zu bitten. Der Gruppe war unverzüglich klargeworden, dass sie Rowena bei sich in Marrenyikka haben musste, solange das Juristenteam dort war. Beth hatte sich insgeheim Sorgen gemacht, dass sie ihren Besuch bei Ardjani verschieben könnte, bis sie abgereist waren.
Billy warf der Amerikanerin ein aufmunterndes Lächeln zu. »Wir haben jede Menge Platz und womöglich sogar ein Extrazelt.«
»Ich bleibe bei Ardjani. Genau wie beim letzten Mal. Ich packe jetzt meine Sachen.« Und damit wandte Rowena sich von der Gruppe ab.
Die anderen kehrten zurück zu ihren Bildern, während Lucky zu dem Richter hinüberschlenderte, der ein gutes Stück von Rowena entfernt stand.
»Ihr werdet doch mit ihr fertig, oder?«, fragte der alte Aborigine.
Mick klopfte ihm auf die Schulter. »Ich denke schon, mein Freund. Wenn auch langsam und mit Bedacht.«
Lucky grinste ihn an. »Ja, das ist wie bei der Kängurujagd. Man muss sich langsam anpirschen, hm?«
»Was hat sie eurer Meinung
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