Im Licht der roten Erde
nach vor?«, fragte Susan und zwirbelte eine Haarsträhne an ihrer Schläfe.
Alistair strich sich übers Kinn. »Sie ist eine vielschichtige Frau und gefährlich, würde ich sagen.«
»Ich rieche Ärger«, seufzte Beth. »Großen Ärger.«
»Sie ist eine Irre«, verkündete Billy. »Eine verdammte Irre.«
Hunter belud das Allradfahrzeug, zündete sich eine Zigarette an und wartete auf Rowena. »Netter Wagen«, bemerkte Mick. »Teuer.«
»Gehört nicht mir. Sie hat ihn gemietet.«
»Dann kommst du also mit uns raus nach Marrenyikka. Kennst du das Gebiet?«
»Nicht wirklich. Eigentlich stamme ich aus der Gegend kurz hinter der Grenze. Hab ’ne Zeitlang eine Missionsschule besucht und bin dann in Darwin gelandet.«
»Missionsschule? Vermutlich keine freiwillige Entscheidung, oder?«
»Tja, ich gehöre auch dazu. Hab meine Familie verloren. Aber es ist mir ganz gut ergangen.«
»Ja, scheint so«, bestätigte Mick, während Rowena die Stufen vor dem Haus herunterfegte und zu Ardjani eilte.
»Wir treffen uns dort«, sagte sie zu ihm. »Hunter fährt mich hin. Er kann bei den anderen kampieren, ist das in Ordnung?«
Ardjani grinste sie an. »Gutaussehender Bursche.«
»Er arbeitet für mich. Er ist nicht mein Freund.«
Susan trat zu ihnen, ein entwaffnendes Lächeln auf den Lippen. »Wir sind in Kürze aufbruchbereit. Möchten Sie mit uns im OKA fahren? Ich würde mich liebend gern mit Ihnen über den Film unterhalten.«
»Ich fahre mit Hunter, danke. Aber Sie können uns gern Gesellschaft leisten – ganz wie Sie wollen.«
Susan besprach sich kurz mit Alistair und teilte ihm mit, dass sie mit Rowena und Hunter zurückfahren wollen. Er erkannte den strategischen Vorteil, den sie aus diesem Angebot ziehen konnten, und erteilte ihr auf die Schnelle ein paar Ratschläge.
»Der Kronanwalt instruiert seinen Junior?« Mick zog eine Augenbraue hoch.
»Steig in den OKA , Mick. Los geht’s.« Beth verabschiedete sich und reichte Ardjani einen Beutel mit gekühlten Steaks und Koteletts, ein Geschenk von Judy und Max.
Selbst auf der unebenen Piste fuhr Hunter mit einer Hand auf dem Knie, ganz Macho-Nonchalance. Rowena neben ihm stellte die Klimaanlage so ein, dass der kühle Luftstrom direkt auf sie gerichtet war. Susan saß hinter den beiden in der Mitte und hatte die Ellbogen auf die Vordersitze gestützt.
Sie ließ sich die Geschichte erzählen, wie Rowena Hunter in Darwin angeheuert hatte, wo er seit kurzem seine Dienste als Reiseführer anbot. Die Amerikanerin erzählte, sie habe vor, eine Gruppe von Touristen aus Übersee zu einem Kurztrip durchs Outback einfliegen zu lassen, doch je mehr Fragen Susan über den geplanten Film stellte, desto ausweichender wurden Rowenas Antworten.
»Das muss doch ein kostenaufwendiges Projekt sein. Wird es von einem Fernsehsender oder einer Kunststiftung finanziert?«
»Aus privaten Mitteln. Von einem Philanthropen.«
»Ja, ich wünschte, davon gäbe es mehr in Australien. Kunstmäzene sind hier dünn gesät.«
»Nichts erscheint einem schwierig, wenn man an die Unterstützung des Universums glaubt. Oder man sorgt selbst dafür, dass es geschieht.«
Kein Problem, wenn man einen Millionär zum Vater hat, dachte Susan. Laut fragte sie: »Was meinen Sie damit: ›Man sorgt selbst dafür, dass es geschieht‹?«
»In einem vergangenen Leben war ich eine Druidenpriesterin, und ich habe mir große mentale Fähigkeiten bewahrt. Hinzu kommt ein weiteres früheres Leben als bedeutender Krieger in China, und diese Kombination gibt mir das Gefühl, alles manifestieren zu können, was ich will«, erklärte Rowena seelenruhig.
Susan wollte laut herauslachen, doch dann folgte sie Rowenas Gedankengängen eine Weile, bis sich die Amerikanerin in immer weiteren Details über ihre früheren Leben erging und Susan abzuschalten begann. Sie stellte fest, dass Rowena nur für kurze Zeit rational bleiben konnte. Es war schwierig, sie dazu zu bringen, länger über die Gegenwart zu sprechen. Ein interessanter Trick, das eigentliche Thema zu umgehen, dachte Susan. Machte sie das mit Absicht? Alistair hatte ihr ein paar Vorschläge gemacht, wie sie Rowena aus der Reserve locken könnte, aber nichts schien zu funktionieren. Susan fragte sich, was Hunter wohl dachte, aber das schöne Gesicht des Mannes verriet nichts.
Es dämmerte, als die Gruppe im OKA in Marrenyikka eintraf. Billy hielt am Lagerfeuer der Barradja, um Ardjani aussteigen zu lassen, da entdeckten sie Barwon,
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