Im Licht der roten Erde
Schulter.
»Hör mal, Kumpel, es gibt keinen Grund, sich so aufzuführen.«
»Nenn mich nicht Kumpel, du verfluchter Abo. Du hast unbefugt mein Land betreten, und jetzt verpiss dich!« Mit seiner freien Hand versetzte er Barwon einen Stoß. Barwon ruderte wild mit den Armen und traf mit der rechten Faust auf Jacksons Rippen, der das Gewehr fallen ließ. Binnen Sekunden waren die beiden Männer in einen Kampf verwickelt. Jacksons große Fäuste zielten auf Barwons Augen und Bauch. Dieser duckte sich und hielt abwehrend die Arme vors Gesicht, bis der erste Schreck brodelndem Zorn wich und er im Gegenzug mit den Fäusten nach dem heftig keuchenden Jackson hieb.
Die Minenarbeiter standen da, unschlüssig, was sie tun sollten, bis Barwon einen kräftigen Schlag auf Jacksons Kinn landete und dieser ins Taumeln geriet. Die Männer griffen ein und trennten die beiden. Noch während sie Barwon festhielten, stürzte Giles Jackson vor und platzierte zwei heftige Schläge auf Barwons Kopf.
»He, der Mann kann sich nicht verteidigen«, protestierte einer der Minenarbeiter.
»Dann lasst ihn doch los«, sagte Jackson mit erhobenen Fäusten und einem halben Grinsen.
Kevin Perkins, der Vorarbeiter, stellte sich zwischen Jackson und Barwon. »Steig in deine Karre und zieh Leine, aber schnell, Kumpel. Verdammt schnell.«
Die beiden Männer, die ihn festhielten, schleppten ihn zum Wagen und beobachteten, wie er einstieg. Barwon sagte nichts, sondern stieg zornig aufs Gas.
Er fuhr schnell, gefährlich schnell über die enge, kurvenreiche, staubige Fahrspur, blind vor Wut über Jacksons Beleidigungen, die ihn stärker getroffen hatten als die Hiebe und die Art und Weise, wie er aus dem Lager gescheucht worden war. »Bastard«, murmelte er unentwegt vor sich hin. »Verfluchter Bastard.«
Beinahe wäre er mit einem Känguru zusammenprallt, was ihn langsamer fahren ließ, doch sein Zorn ließ nicht nach, bis er anfing, nach Rusty und Digger Ausschau zu halten. Ihm dämmerte, dass die beiden alten Männer schon ihr ganzes Leben lang mit einem solchen Verhalten konfrontiert gewesen waren. In der Stadt war er geschützt gewesen, fernab von den schlimmsten Problemen zwischen Schwarz und Weiß, abgesichert durch seine gut bezahlten TV -Jobs. Auch seine äußere Erscheinung, die ihn laut diesem Scheißkerl von einem richtigen Aborigine unterschied, hatte es ihm leicht gemacht, von seinen Kollegen respektiert zu werden, genau wie von den gesellschaftlichen Kreisen, in denen er verkehrte. Er wischte sich den Schweißfilm von der Oberlippe, dann spuckte er aus dem Fenster auf die staubige Erde. Es war der Versuch, seinen Zorn loszuwerden, zusammen mit dem Blut, das sich an der Stelle in seinem Mund sammelte, wo er sich auf die Zunge gebissen hatte.
Zur Mittagessenszeit parkte Billy den OKA vor Max’ und Judys Haus. Ardjani war schon im Garten und begrüßte Freunde, während Judy ihm einen Stuhl in den Schatten stellte und ein junges Mädchen schickte, einen Teller mit belegten Broten zu holen. Queenie gesellte sich zu den anderen Frauen, um ihnen von der Fahrt nach Marrenyikka und ihren Konsequenzen zu berichten.
Beth umarmte Judy und Max, die Susan mit großem Hallo empfingen, dann wurden kurz die Teilnehmer der Gruppe vorgestellt, die Bungarra zum ersten Mal besuchten.
»Also, wo ist sie?«, fragte Beth schließlich.
»Sie ist unterwegs, um mit ihrem Führer Ausschau nach ›locations‹, wie sie es nennt, zu halten«, erklärte Judy. »Kunststätten – Orte, die die Künstler auf Leinwand gebannt haben. Die nimmt die Dinge genau unter die Lupe, die Frau lässt sich keine Chance entgehen.«
Beth ging um den Tisch mit den Künstlerinnen herum und stellte sie den anderen vor.
»Setzt euch. Möchtet ihr eine Tasse Tee, eine Limo? Habt ihr schon zu Mittag gegessen?«, fragte Max.
»Wir haben
tucker
mitgebracht«, erklärte Beth, als sie sich an zwei Tischen niederließen, »aber gegen etwas Kaltes zu trinken hätte ich nichts einzuwenden.« Die Männer der Künstlerkolonie saßen im Gras unter den schattigen Bäumen des Vorgartens und hatten ihr Mittagessen auf dem Schoß.
Während Max kalte Getränke aus dem Kühlschrank unter dem auf Pfählen errichteten Haus holte, bombardierte Alan Judy mit Fragen über Rowena.
»Nun, wir hatten noch nie etwas von ihr gehört«, sagte Judy. »Aber sie behauptete, sie sei eine Freundin von Ardjani, habe ihn in L.A. kennengelernt. Sie war schon einmal in Marrenyikka gewesen und erneut
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