Im Licht der roten Erde
ich mir für gewöhnlich keine Gedanken mache.«
»Mir geht es genauso. Obwohl die alten Männer um uns herum beweisen, dass einen das Alter nicht unbedingt bezwingen kann. Die sind um einiges fitter als du und ich – na schön, als ich auf jeden Fall.«
Alistair berührte sein rechtes Knie, das ihm seit der Wanderung zu den Felsmalereien Schwierigkeiten bereitete. »An schlechten Tagen geben mir diese verdammten Knie das Gefühl, neunzig zu sein.«
Mick schwieg einen Augenblick. »Ich denke, du solltest mit Jennifer sprechen. Würde mich nicht überraschen, wenn sie etwas hätte, das dir hilft.«
Billy sprang vom OKA . »He, wir haben guten Telefonempfang. Beth spricht mit dieser Dame von der Fürsorge, um sich zu erkundigen, wie es dem Baby geht. Möchte noch jemand einen Anruf machen?«
Veronica sprach mit Boris und schloss die Tür des OKA hinter sich, um ihrem Mann in der Stadt ungestört zu erklären, dass die Aborigine-Frauen ihr zeigen würden, wie man ein Baby machte. Tausende von Meilen von seinem zukünftigen Vater entfernt. Boris war verwirrt, aber wie immer unterstützte er seine Frau in allem, was sie tun wollte.
Susan kam als Nächste dran. »Billy, kann ich einen kurzen Anruf tätigen? Bei meinem Freund Andrew in Yandoo?«
»Na klar. Wenigstens ist das näher«, sagte Billy, als Susan die Nummer wählte.
»Hallo … Ian, wie geht’s? Hier ist Susan Massey, könnte ich bitte Andrew sprechen?«
»Es geht uns gut, danke. Andrew kommt gleich an den Apparat. Wie geht es Ihnen dort draußen? Haben Sie schon die Nase voll von Witchetty-Maden und Mücken?«
»Das Ganze ist noch faszinierender, als ich es mir vorgestellt habe. Ich wünschte, Sie alle wären hier, Ian. Wir haben ein paar der Pastoralisten kennengelernt, die noch recht neu auf ihrem Land sind. Sie scheinen eine völlig andere Einstellung zu vertreten als Sie und Ihre Familie.«
»Wenn man neu ist, landet man entweder einen Treffer, oder man ist raus aus dem Spiel. Doch da draußen ist das Land schlecht, und ich beneide sie nicht um die Probleme mit den Stämmen. Aber hier ist Andrew. Viel Glück. War nett, mit Ihnen zu sprechen.«
»Wie geht’s denn der kleinen Prinzessin im abgelegensten Teil Australiens so? Ich hab an dich gedacht, Susan.«
»Es ist unglaublich, Andrew. Hier passiert so viel, es würde Stunden dauern, dir das zu erzählen. Und wie laufen die Dinge bei dir?«
»Ziemlich ruhig. Ich habe mich gefragt, wie es dir wohl ergeht. Wie wär’s, wenn ich rüberkomme? Ich habe mich schon mal schlaugemacht: Ich könnte auf einer nahe gelegenen Station landen, auf The Avenue zum Beispiel, wenn die Pächter einverstanden sind. Erkundigst du dich mal, ob es in Ordnung ist, wenn ich zu euch stoße? Ich würde dich einfach schrecklich gern sehen.«
»Und ich würde dich schrecklich gern hier haben. Es würde dir bestimmt gefallen. Ich muss nur erst die Barradja und die anderen fragen. Ich rufe dich wieder an.«
»Du bist es, die ich sehen möchte. Aber wie dem auch sei, ich bleibe in der Nähe des Hauses. Ruf mich an, sobald es dir möglich ist. Bis später.«
Die anderen waren einverstanden, und Susan war überrascht, wie aufgeregt sie war bei der Aussicht, Andrew wiederzusehen. Sie wollte diese Erfahrung mit ihm teilen, sehen und verstehen, wie die Barradja lebten, was sich so ganz und gar von dem unterschied, was sie vor kurzem bei der Yandoo-Gemeinschaft kennengelernt hatte.
Sie hatten gerade das Lager aufgeräumt, als Ardjani, Digger und Rusty herüberkamen, gefolgt von Josh und Luke. Die Männer besprachen sich mit Beth, die schließlich in die Hände klatschte und rief: »Okay, kommen wir zur Tagesordnung: Ihr Männer geht auf die Jagd, und heute Abend feiern wir dann ein großartiges Fest.«
»Und ihr Mädels geht sammeln?« Mick warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Das geht dich nichts an, Richter Duffy. Wir beschäftigen uns mit Frauendingen.«
»Und die wären?«, fragte Susan. »Irgendwelche physischen oder mentalen Herausforderungen? Seelen-Striptease wie bei Oprah Winfrey oder so was in der Art?«
»Was immer wir möchten. Lilian und Jennifer werden Fremdenführer für uns spielen. Doch vielleicht sollten wir tatsächlich etwas sammeln, für den Fall, dass die Jäger mit leeren Händen zurückkehren.«
»Aber die Barradja sind doch Profis, was die Jagd angeht, wir kriegen das schon hin«, beruhigte sie Mick.
»Vielleicht sind sie nicht ganz so erfolgreich, wenn sie von einer Traube
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