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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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hat mir gesagt, er versammelt alle alten Männer und Frauen, um die heiligen Tänze vorzuführen, damit wir sie vor ihrem Tod aufzeichnen können.«
    »Das ist ein großartiges Vorhaben, Rowena. Aber was werden Sie mit diesem Film anstellen – ihn den Barradja als Geschenk überreichen? Ihn verkaufen? Diese Art von
corroborees
und Zeremonien ist nicht für jedermanns Augen bestimmt. Und die Barradja können nicht dafür bezahlen.« Beth wurde immer ungehaltener, in ihrer Stimme schwang Verbitterung mit.
    »Ich habe eine geschäftliche Verabredung mit den Barradja. Und Geschäft ist Geschäft. Aber stempeln Sie mich nicht gleich als Ausbeuterin ab. Ich habe ein Gespür dafür, wo ich die Grenze ziehen muss. Deswegen bin ich hier.« Damit stürmte Rowena davon zum Lager der Barradja.
    »Nun, sie ist eine gerissene Hollywood-Tussi«, sagte Susan.
    »Ich würde zu gern wissen, was sie wirklich mit diesem Film vorhat«, sagte Veronica. »Es ist eine verdammt gute Gelegenheit, das Ganze aufzuzeichnen. Wenn die Alten sterben, geht womöglich tatsächlich ein Teil dieser Kultur verloren. Warum kann nicht irgendeine philanthropische australische Einrichtung die Sache fürs Nationalarchiv oder sonst was finanzieren?«
    »Ein Barradja-Museum und Kulturzentrum! Das ist es, was wir brauchen«, sagte Mick.
    »Kannst du dir vorstellen, dass Rowena sich die Chance entgehen lässt, mit diesem brillanten, einzigartigen Filmmaterial in die USA zurückzukehren und sich als die neue Margaret Mead aufzuspielen? Ich gebe nichts auf das, was sie sagt. Sie ist nur darauf aus, Geld auf Kosten dieser unschuldigen Menschen zu machen. Sie ist eine Blutsaugerin, ein Vampir.« Beth war zornig, und plötzlich schoss Susan der Gedanke durch den Kopf, dass sie genauso ihre Rechte und ihre Beziehung zu den Barradja verteidigte wie Rowena.
    Die ehemalige Nonne ging zum Fluss, um sich abzukühlen, und Veronica gab ein leises überraschtes Lachen von sich. »Das ist das erste Mal, dass ich Beth die Fassung verlieren sehen habe.«
    »Rowena ist vermutlich die einzige Person, die Beth aus dem Konzept bringen und eine derart negative Reaktion hervorrufen kann. Interessant«, grübelte Susan.
     
    Mick reichte Alistair eine frische Tasse Tee, und sie machten es sich ein Stück entfernt von den anderen auf ihren Stühlen bequem.
    »Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich denke, dieser kleine Kultur-Trip verwandelt sich in ein Drama mit mehr Nebenhandlungen als
Krieg und Frieden.
Wie unschuldig sind die Ältesten deiner Meinung nach wirklich?«, fragte er den Kronanwalt.
    Alistair nippte an seinem Tee. »Ardjani und Rusty sind gewiefte, schlaue Burschen, wenn du mich fragst. Ich glaube nicht, dass ihnen aus juristischer Sicht bewusst war, was sie da taten, und wer weiß, auf welche Art und Weise Rowena ihnen das Geschäft angetragen hat, doch ich wette, sie sehen die Sache ganz anders als diese Hollywood-Tussi. Sie haben dem Filmprojekt zugestimmt in dem Glauben, es wäre ihrem Volk dienlich.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung. Doch die Tatsache, dass sie sich überhaupt auf solche Verhandlungen eingelassen haben, bereitet mir Sorge. In der einen Minute sitzen sie in der Kimberley und sind weise Stammesälteste, in der anderen handeln sie Verträge mit Großstadthaien aus.«
    »Und jetzt sollen wir das für sie in Ordnung bringen, ohne dass sie das Gesicht verlieren oder Rowena verletzen. Eine ziemlich komplizierte, wenn nicht heikle Gratwanderung.«
    Die beiden Juristen schwiegen, jeder brütete über den möglichen Folgen eines potenziellen Falles, jeder genoss die mentale Herausforderung.
    »Du musst dir darüber klar sein, dass du dein Herz auf der Zunge trägst, wenn du dich dieser Sache annimmst«, gab Mick zu bedenken.
    Alistair zögerte, bevor er sprach, und erwog sorgfältig seine Worte.
    »Ich glaube, ich bin bereit, öffentliches Engagement zu bekunden, um diese Menschen und das, was sie verfechten, zu unterstützen. Ich habe mich niemals emotional in einen Fall verwickeln lassen; das nicht zu tun, habe ich gleich zu Beginn meiner Karriere gelernt. Doch hier stelle ich fest, dass ich in etlichen Dingen meinen Standpunkt hinterfrage.«
    »Willkommen im Club«, sagte Mick. »Denkst du, es liegt daran, dass wir hier sind, mittendrin? Ohne den schützenden Schreibtisch zwischen dem Klienten und uns?«
    »Möglich. Das hier sind keine normalen Umstände«, pflichtete Alistair bei. »Ich wünschte immer noch, ich wäre jünger, etwas, über das

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