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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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nicht mehr erwähnt werden.
    Beth war die Erste, die das Thema »Kunsttouristen« anschnitt.
    »Wir haben von Ihren Plänen erfahren. Was haben Sie für diese fliegenden Geldsäcke organisiert?«
    »Es handelt sich um fünf VIPs, die von Kununurra aus zu den Wards fliegen. Zwei andere kommen auf eigene Faust mit dem Wagen. Sie werden bei Rosalie und Frank Ward auf der Station zu Gast sein. Wie Sie wissen, bietet Rosalie Unterkünfte für ausgewählte Besucher in einem Gästeflügel ihres Anwesens an. Sehr vornehm.«
    »Wie lange läuft das schon?«, erkundigte sich Beth ein wenig erstaunt. »Ich weiß, dass die Wards so etwas in Erwägung zogen, aber ich wusste nicht, dass sie bereits damit begonnen haben. Rosalie hat kein Wort darüber verloren.«
    Es gelang Rowena nicht, den leicht überheblichen Ton aus ihrer Stimme zu verbannen. »Es ist auch nicht unbedingt Ihre Angelegenheit, Beth. Die Wards machen keine Werbung. Das ist die erste Gästegruppe, die ich ihnen bringe. Sie nehmen nur erstklassige Leute aus Übersee bei sich auf.«
    Mick und Veronica kamen von der Kochecke herübergeschlendert.
    »Und was für ein Highlight kriegen diese Leute für ihr Geld geboten?«, fragte Veronica.
    »Die Wards-Tours sind auf Filmstars, Adelige und megareiche Geschäftsleute zugeschnitten. Sie wollen das Leben auf einer australischen Rinderfarm ausprobieren, sich fühlen wie Crocodile Dundee, einen Rekord-Barramundi fangen, ein wenig einheimische Kunst erwerben und wieder zurück in die Zivilisation fliegen«, sagte Rowena. »Mit mir hat das nichts zu tun. Meine Gruppe unternimmt eine einmalige Reise, die ich für einen Freund aus Deutschland organisiert habe.«
    »Das ist also der Deal, den Sie mit Max und Judy in Bungarra einfädeln wollten – Kunsterwerb«, sagte Alan ungehalten.
    »Das ist eine freie Welt, mein Lieber. Es ist Sache der Künstler, wem sie ihre Gemälde verkaufen wollen. Diese Leute geben gern eine Menge Geld aus.«
    »Wissen Ihre Besucher, was sie kaufen? Wissen sie irgendetwas über die Kunst der Kimberley?«, hakte Alan nach.
    »Spielt das denn eine Rolle? Sie sind bereit, für ein einzigartiges Erlebnis und Sammlerstücke zu bezahlen. Das ist Geschäft, Investition. Sie hängen die Bilder irgendwohin als Trophäe ihres jüngsten kleinen exotischen Trips. So sind sie nun mal – sie ticken völlig anders als diese Gruppe hier. Kunst ist nicht wirklich was für mich, Alan. Mir geht es mehr um meinen Film und um Ardjani.«
    »Ah, ja. Der Film, den Sie den Barradja schenken werden«, sagte Susan ruhig.
    »Er ist für die Barradja. Doch er muss Eigentum einer Person wie mir oder einer Institution sein.«
    Susan setzte ihren Gedankengang fort. »Natürlich liegt das Eigentumsrecht bei den Investoren. Wer unterstützt Ihr Projekt?«
    »Man hat darum gebeten, anonym zu bleiben«, erwiderte Rowena gereizt, dann fügte sie hinzu: »Der Investor wollte unbedingt, dass ich als Sicherheit das komplette Urheberrecht übertragen bekomme. Es war immer meine Absicht, die Barradja als Anspruchsberechtigte in das Projekt miteinzubeziehen.«
    Mick griff den nächsten Punkt auf, wobei er äußerst behutsam vorging. »Wir haben das Abkommen, das Sie mit den Ältesten getroffen haben, allerdings so verstanden, dass sie eben nicht beteiligt sind und Sie das exklusive schöpferische Urheberrecht auf ihre gesamte Kultur erheben. Bedeutet das zum Beispiel, dass wir keine Fotos machen können, ohne dieses Urheberrecht zu verletzen?«
    »Aber natürlich dürfen Sie Fotos machen.« Rowena lächelte kurz. »Sie dürfen sie nur nicht verkaufen, ohne mich vorher zu bezahlen, das ist der Punkt.«
    Beth runzelte die Stirn. »Niemand macht Fotos ohne die Einwilligung der Ältesten. Und ehrlich, Rowena, ich halte die Vorstellung, dass Sie darüber verfügen können, was von der Kultur der Barradja gezeigt, verwendet, vorgeführt oder ausgestellt werden kann, für unfassbar.«
    »He, greifen Sie mich nicht an, Beth. Die Barradja haben den Vertrag unterschrieben. Ich habe alles schwarz auf weiß.«
    »Sie wussten aber nicht, was sie unterschreiben«, blaffte Beth.
    Alistair stellte sich zwischen die beiden streitenden Frauen. »Vielleicht ist das ein Thema, das wir erörtern sollten. Es erscheint uns unangemessen, dass Sie glauben, das Urheberrecht auf eine ganze Kultur beanspruchen zu können.«
    »Hören Sie, das besprechen Sie am besten mit meinem Anwalt. Ich habe den Vertrag. Mein Filmteam trifft im Laufe des Monats hier ein. Ardjani

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