Im Licht der roten Erde
einen kleinen Teil unseres ursprünglichen Landes, fünfzigtausend Quadratkilometer, damit wir hier, in unserem angestammten Gebiet, leben können.«
»Entschuldige, Ardjani, befinden sich
pastoral leases
auf dem Land, das ihr beansprucht?«, meldete sich Susan zu Wort, die sich nicht scheute, den hypnotischen Bann von Ardjanis Stimme zu durchbrechen.
»Nein. Es ist Kronland.«
»Doch wir wollen unsere heiligen Stätten besuchen und unsere Freunde dorthin mitnehmen können. Und diese befinden sich auf dem Pachtland der Weißen«, warf Rusty ein.
»Ihr habt also bereits einen Antrag auf Anerkennung eures indigenen Eigentumsrechts für dieses Kronland gestellt? Und was ist dann geschehen?«, fragte Alistair.
»Landrechte, um es besser zu sagen. Das
land council
sieht es nicht gern, wenn wir für uns selbst einstehen. Die Rechtsanwälte vom
Aboriginal Legal Service
hören nicht auf uns, also wollen wir die Dinge nun auf unsere Art und Weise angehen, deshalb bitten wir um weißen Rechtsbeistand.«
Von Shareen war ein leises Schnauben zu vernehmen. Andrew suchte Susans Blick, bevor er mit neutraler Stimme fragte: »Wollt ihr, dass die Pastoralistenfamilien euch ihr Land überlassen?«
»Nein«, erwiderte Ardjani. »Aber wir wollen das Recht, unser Land betreten und unsere heiligen Stätten aufsuchen zu dürfen. Außerdem möchten wir unsere Freunde dorthin mitbringen dürfen.«
»Gegen Bezahlung?«, fragte Shareen. »Sie sprechen von Tourismus.«
»Nein, nur Leute, die als Freunde unseres Volkes hierherkommen.«
»Das ist doch Haarspalterei.« In Shareens Stimme schwang ein aggressiver Unterton mit.
»Diese Zugangsberechtigungen sind oftmals per Gesetz geregelt«, fuhr Andrew mit ruhiger Stimme fort. »Doch auch Pastoralisten haben Rechte. Was ist mit Familien, die das Land seit Jahren genutzt und geliebt haben?«
»Das respektieren wir. Und wir haben nichts gegen Vieh, das auf unserem Land grast, vorausgesetzt, es richtet keinen Schaden an den heiligen Stätten an. Wir wollen das Recht, unser Land zu betreten, und wir dulden keinen Minenbau darauf.«
»Aber das könnt ihr nicht kontrollieren. Jeder kann die Schürfrechte auf diesen Ländereien beantragen«, wandte Andrew ein.
»In Boulder Downs finden bereits Probebohrungen statt«, sagte Mick.
Ardjani deutete auf Alistair. »Du hältst sie davon ab, den Boden zu zerstören. Wir setzen unseren
native title
durch, gehen vor Gericht und stoppen die Mine.«
»Typisch«, murmelte Shareen.
»Zeit- und Geldverschwendung. Gegen die kommt ihr nicht an«, sagte Mick.
»Welche Art von Kompromiss schlägst du vor?«, fragte Alistair.
»Wenn wir Alten abgedankt haben, kommen womöglich neue Barradja-Älteste, die dem Minenbau zustimmen. Deshalb wollen wir jetzt in den Landvertrag schreiben, dass die Barradja zu sämtlichen Versammlungen hinzugezogen werden und mitentscheiden können, wo Abbau betrieben wird.«
»Was ist mit Geld? Wollen Sie Geld?«, schaltete sich Shareen ein.
»Kein Geld. Wir wollen nur sicherstellen, dass sie nicht auf den
songlines
oder auf heiligem Boden graben.«
Alle starrten Ardjani an. »Keine Lizenzgebühren? Keine Entschädigung?«, bohrte Alistair vorsichtig nach.
»Wir brauchen kein Geld«, sagte Rusty.
»Aber was ist mit den jungen Leuten?«, fragte Susan.
Störrisch schüttelte Ardjani den Kopf. »Das ist unser Gesetz. Wenn wir Geld nehmen, lassen wir zu, dass unsere Kultur, unser Urheberrecht« – er warf Rowena einen Seitenblick zu – »käuflich wird.«
Jetzt begann Digger zu sprechen, und seine Worte klangen anders als die seines Stammesgenossen, was ihm einen finsteren Blick von Ardjani eintrug. »Wenn wir gestorben sind, legen unsere jungen Leute das Gesetz womöglich anders aus. Vielleicht sagen sie, dass es in Ordnung ist, Geld für den Minenbau zu verlangen.«
»Wir müssen immer noch unseren Gesetzen gehorchen, denn es ist unser Land, das uns unsere Identität verleiht«, sagte Rusty.
Shareen sah zunehmend verdutzt aus, deshalb erklärte Beth: »Das Recht der Barradja, zu jagen und sammeln, Rituale zu vollziehen, die Felsmalereien zu besuchen, leitet sich einzig und allein aus ihrer Verbindung zu diesem Land ab. Sie behaupten, das Urheberrecht liege in ihrer ureigenen Identität und spiegele sich in ihren Gesetzen, ihrem Verwandtschaftssystem, ihrem Lebensmuster. Und all das wiederum spiegelt sich im Land, das deshalb nicht zerstört werden darf.«
Shareen zeigte sich unbeeindruckt. »Das ist ja alles schön
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