Im Licht der roten Erde
Mutlosigkeit ist nicht unbedingt ein angenehmer Zustand.«
Susan war überrascht über das Geständnis des Kronanwalts. Sie öffnete eine Tüte mit Süßigkeiten und reichte sie herum, gerade als Billy verkündete: »Noch eine Stunde, dann müssten wir die Abzweigung zur Avenue-Station erreichen. Wenn wir ein schattiges Fleckchen entdecken, halten wir an und versuchen, Frank Ward, Rosalies Mann, über Funk zu erwischen.«
Die Frauen hielten ihre nackten Füße in das kalte Wasser eines Baches, der über glatte, runde Steine tanzte. Die Männer schlenderten zwischen den Bäumen umher und unterhielten sich, während Beth Butterkekse und Flaschen mit kalter Limonade aus der tragbaren, mit Eis gefüllten Kühlbox im OKA verteilte. Als sie per Funktelefon Kontakt mit Frank Ward auf der Station aufgenommen hatten, winkte Billy Beth zu sich. »Der Flieger ist noch nicht da. Wird in etwa zwei Stunden erwartet. Frank sagt, wir können aufs Gelände fahren und unten an der Landepiste warten.«
»Mittagessen?«, fragte Beth lautlos. Billy schüttelte den Kopf und grinste schief, dann hob er das Mikrofon an die Lippen. »Wir haben Passagiere an Bord, die gern etwas zu Mittag essen würden, haben Sie etwas dagegen, wenn wir ein kleines Feuer anzünden?«
Die Antwort des Pastoralisten war kurz und knapp: »Achten Sie darauf, dass es klein bleibt, und löschen Sie es mit Wasser, wenn Sie wieder aufbrechen. Ich verlasse mich darauf, dass Sie mit den Buschregeln vertraut sind. Das hier ist Privatbesitz, kein Campingplatz.«
»Nachricht verstanden, danke für Ihre Gastfreundschaft«, erwiderte Billy höflich.
»Scheiß-Gastfreundschaft!«, knurrte der Richter neben ihm. »Die Leute im Busch haben sich ganz schön verändert. Wir hätten den Grill angeschmissen und einen halben Ochsen gebraten. Die Menschen auf diesen isolierten Stationen lieben normalerweise Gesellschaft. Wer verirrt sich schon zu einem Picknick auf ihr verdammtes Land?«
»Leider zu viele«, entgegnete Beth. »Es ist nicht mehr wie in alten Zeiten. Die Leute denken, sie können überallhin gehen und ihren Müll in der Gegend verstreuen.«
Billy kletterte in den OKA und verkündete allen: »Los geht’s, es wird Nachmittag, bis wir angekommen sind, Mittag gegessen haben und das Flugzeug da ist. Danach brechen wir gleich auf. Wie klingen Sandwiches mit Corned Beef und Salat?«
»Spitze«, sagte Mick. »Haben wir auch Senfgurken?«
»Hausgemacht von meiner Frau«, sagte Billy. »Wie schön, einen Feinschmecker an Bord zu haben.«
Als sie näher kamen, sahen sie, warum die Station »The Avenue« – Die Allee – genannt worden war. Die ersten Siedler hatten Reihen von Gummibäumen zu beiden Seiten der drei Kilometer langen Zufahrt gepflanzt. Jetzt, nach so langer Zeit, bildeten die mächtigen knorrigen Bäume ein schattiges Dach über der Straße und hießen die Besucher von Rosalie und Frank Wards stattlichem Anwesen willkommen.
Billy bog noch vor der Allee ab, fuhr durch ein Tor und parkte unter drei jungen Bäumen am Rand der unbefestigten Start- und Landebahn. Ein Lkw stand vor einem nahe gelegenen Schuppen, doch kein Mensch schien da zu sein.
»Wo sind all die Rinder, die galoppierenden Viehtreiber, all das, was man in den Filmen sieht?«, fragte Veronica, als sie aus dem OKA in die grelle Mittagssonne kletterten. Um sie herum war alles ruhig.
Billy öffnete eine Seite des Anhängers und zog ein metallenes Kühlgerät auf Rollen heraus, dem er Milch und Butter entnahm. »Das ist die letzte frische Milch, danach müssen wir von den haltbaren Produkten leben. Wir müssen Holz für das Feuer sammeln.«
Sie setzten den Kessel auf, tranken Tee und aßen belegte Brote im Schatten der Bäume. Billy holte Kissen aus dem OKA , aber die Männer hockten sich auf die Erde, und die drei Fauen nahmen auf einem Holzblock Platz. »Ihr seht aus wie Hühner auf einer Stange«, bemerkte Mick.
»Sehr charmant«, gab Beth zurück.
»Aber er gibt gute Interviews.« Veronica grinste.
Beth nippte an ihrem Tee und stellte die Tasse auf den Boden zwischen ihre Füße. »Sie planen, eine Geschichte aus dieser Reise zu machen, hab ich recht, Veronica?«, fragte sie bedächtig.
Veronica antwortete nicht gleich. Ihr professionelles Gespür für eine gute Story war über viele Jahre hinweg geschult worden, und da sie keinerlei Zweifel daran hegte, dass sie hier sämtliche Zutaten für eine Radiodokumentation beisammen hatte, wollte sie sich nicht die Butter
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