Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Nägel, die ich verwendet habe, waren nicht stark genug«, beendete sie den Satz mit einem Anflug von Bitterkeit und schüttelte den Kopf, um alle weiteren Fragen abzuwehren.
Mac nahm an, dass das Essen und der Wein ebenfalls so etwas wie ein Ritual waren, eines, das eine Brücke zwischen dem Fantastischen und dem Normalen bilden sollte. Obwohl er bezweifelte, dass er jemals auch nur das kleinste Detail von dem vergessen würde, was er an diesem Abend beobachtet und erlebt hatte, kritzelte er eifrig in sein Notizbuch, während Mia die Gastgeberin spielte. »Ist es in Ordnung, wenn ich Fragen stelle?« Mia lächelte ihn an, als sie sich in einem Sessel niederließ und die Füße unter sich zog. »Natürlich. Aber ob ich sie beantworten werde oder nicht, ist eine andere Sache.«
»Was Sie heute Abend gemacht haben … Ihre Vorbereitungen, Ihre zeremoniellen Utensilien und das ritualistische, äh, Drum und Dran, das war alles sehr simpel, sehr elementar für solch außergewöhnliche Ergebnisse.«
»Zu viel Drum und Dran und zu viel Zeremonie sind gewöhnlich nur ein Deckmantel, um einen Mangel an magischen Kräften zu vertuschen, oder jemand benutzt sie, weil er das braucht, um sich stark zu fühlen, weil er vielleicht ein Publikum beeindrucken möchte.«
»Brauchen Sie alle diese Dinge?«
Mia zog die Brauen hoch. »Was für eine interessante Frage. Was glauben Sie denn?«
»Ich glaube nicht, dass Sie das brauchen.« Er selbst hätte vor dem heutigen Abend nicht geglaubt, dass es auch »ohne« ginge. »Ich glaube, die Gabe, die jede von Ihnen dreien hat, ist so stark, dass Sie auf das ganze Drum und Dran verzichten können. Ich glaube, Sie könnten das Holz
in Ihrem Kamin anzünden, ohne sich auch nur von diesem Sessel da wegzurühren – ohne einen Kreis zu bilden, ohne zuerst ein Ritual zu vollziehen.«
Sie lehnte sich zurück, betrachtete ihn aufmerksam. Was hat er nur an sich, fragte sie sich, dass es mich so zu ihm hinzieht? Dass es in mir das Bedürfnis weckt, ihm Dinge anzuvertrauen, die ich keinem Außenseiter jemals anvertrauen würde? »Es gibt einen Grund für Traditionen, sogar für abergläubische Bräuche. Für Zeremonien. Sie helfen einem, sich zu konzentrieren, seine Kräfte zu sammeln, und sie berücksichtigen die Quelle dieser Macht. Aber natürlich …« Hinter ihr loderten plötzlich hohe Flammen von den Holzscheiten im Kamin auf. »Sie haben vollkommen Recht.«
»Angeberin«, knurrte Ripley.
Mia lachte, und das Feuer im Kamin erstickte wieder bis auf eine warme und angenehme Glut. »Du hast natürlich auch Recht.« Sie nippte an ihrem Wein und blickte Ripley über den Rand des Glases hinweg an. »Früher hast du diese Dinge allerdings wesentlich humorvoller gesehen.«
»Und du hast mir früher immer Predigten gehalten, dass ich mehr Verantwortungsbewusstsein beweisen müsste.«
»Ja, ich schätze, das stimmt. Wie langweilig von mir.«
»Oh, fangt bloß nicht schon wieder an, gegenseitig auf euch herumzuhacken«, befahl Nell. »Ihr geht mir allmählich auf den Geist!«
»Wir hätten sie damals gut als Vermittlerin gebrauchen können.« Mia trank erneut einen Schluck von ihrem Wein. »Wir sind die drei. Das lässt sich nun einmal nicht ändern, umgehen oder ignorieren. Sie kennen ja die Legende«, sagte sie zu Mac.
»Ja, sogar sehr gut. Die eine Schwester namens Luft verließ die Zuflucht der Insel. Sie heiratete einen Mann, der sie nicht akzeptieren konnte, nicht schätzen und lieben wollte, und der sie am Ende zu Grunde richtete.«
»Das stimmt so nicht«, warf Nell ein. »Sie richtete sich selbst zu Grunde, weil sie nicht an das glaubte, was sie war, weil ihr der Mut dazu fehlte.«
»Vielleicht.« Mac nickte. »Diejenige, die Erde hieß, weigerte sich, das, was passiert war, hinzunehmen. Es nagte unaufhörlich an ihr, ließ ihr keine Ruhe, bis sie schließlich ihre Kräfte benutzte, um ihre Schwester zu rächen.«
»Sie wollte Gerechtigkeit.« Ripley stand auf, um unruhig im Raum hin und her zu wandern. »Sie hatte das dringende Bedürfnis nach Gerechtigkeit.«
»Sie ließ sich von ihrem Bedürfnis so weit treiben, dass sie das in sie gesetzte Vertrauen brach.« Mia hob ihre Hand einen Zentimeter von der Sessellehne, dann ließ sie sie wieder sinken. Jetzt war nicht die rechte Zeit, um die Hand zur Versöhnung auszustrecken. »Sich von allem abwandte, was sie war und was ihr verliehen worden war, und ihre Macht dazu benutzte, um zu verletzen.«
»Sie konnte es nicht
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