Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
neben Mac auf das Sofa gleiten. »Na, das ist doch wenigstens etwas.«
15
Mia las die erste Tagebucheintragung, während sie an dem Schreibtisch in ihrem Büro saß. Auf den Wind war eine Schlechtwetterperiode mit Kälte und einem eisigen Regen gefolgt, der jetzt wie mit harten Fingerknöcheln an ihr Fenster schlug.
Sie hatte ein Kleid in einem leuchtenden, auffallenden Blau angezogen, um die düstere Stimmung zu vertreiben, und trug die Ohrringe mit den kleinen Sternen und Monden, die Nell ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte.
Während sie las, spielte sie gedankenverloren mit einem der Ringe, ließ Stern und Mond zusammenprallen.
Als sie den ersten Eintrag zu Ende gelesen hatte, lehnte Mia sich in ihrem Stuhl zurück und betrachtete Mac mit ihren rauchgrauen Augen, die einen überraschend amüsierten Ausdruck hatten. »Hallo und herzlich willkommen … Cousin.«
»Ich war mir nicht sicher, wie du die Sache aufnehmen würdest.«
»Ich versuche immer, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Darf ich das hier noch für eine Weile behalten? Ich würde gerne auch noch die restlichen Eintragungen lesen.«
»Natürlich.«
Sie legte die kopierten Seiten beiseite, griff nach ihrer Tasse mit Milchkaffee. »Es fügt sich alles so nett und ordentlich zusammen, nicht?«
»Mir ist klar, dass es schon ein sehr merkwürdiger Zufall ist«, begann Mac, doch Mia lächelte schon wieder.
»Es ist häufig der Zufall, der Ordnung in die Dinge bringt. Ich kann meine Familie bis zu ihren Ursprüngen auf Three Sisters zurückverfolgen. Ich weiß, dass einige meiner Vorfahren auf der Insel blieben und dass es andere in alle Himmelsrichtungen verschlug. Und ich erinnere mich jetzt auch wieder daran, dass es einen MacAllister-Zweig der Familie gab. Der einzige Sohn unter drei Töchtern. Er verließ die Insel, überlebte einen Krieg und begann dann, sein Glück zu machen. Es ist seltsam, dass ich bisher nie daran gedacht habe oder dass ich dich nie mit diesem Zweig in Verbindung gebracht habe, nicht? Aber ich schätze, ich sollte diesen Zusammenhang wohl nicht eher erkennen. Trotzdem habe ich von Anfang an etwas für dich empfunden. Eine Art Verwandtschaft. Das ist auch nett und ordentlich, finde ich. Und beruhigend.«
»Also, ich kann nicht von mir behaupten, dass meine erste
Reaktion ein Gefühl des Beruhigtseins war, als mir die Zusammenhänge klar wurden.«
»Wie war denn deine erste Reaktion?«
»Ich war erregt, ganz aus dem Häuschen vor Aufregung. Ich, ein Abkömmling einer Hexe und eines Pelztiers in Menschengestalt! Ist das nun cool, oder was?« Mac brach ein Stück von dem Apfelmuffin ab, den Mia ihm förmlich aufgedrängt hatte. »Und dann, als sich meine Aufregung gelegt hatte, war ich ziemlich sauer darüber, dass ich keine magischen Kräfte von meiner Vorfahrin geerbt habe.«
»Du irrst dich.« Die Zuneigung und Bewunderung in Mias Stimme ließen ihn beinahe erröten. »Deine Macht liegt in deinen geistigen Kräften, in deinem Verstand. Die Brillanz und die Aufgeschlossenheit dieses Verstandes sind eine sehr starke Magie. Umso mehr noch, weil sie dir gestattet, auch dein Herz zu öffnen. Wir werden beides brauchen.« Sie wartete einen Moment, bevor sie hinzufügte: »Ripley wird dich brauchen.«
Das versetzte ihm einen Schock. Mia hatte es so ruhig, so schlicht gesagt. »Tu mir nur einen Gefallen und erwähne ihr gegenüber nichts davon«, erwiderte Mac. »Es würde sie nur auf die Palme bringen.«
»Du verstehst sie, siehst ihre diversen Fehler, ihre zahlreichen Unzulänglichkeiten und nervtötenden Angewohnheiten. Aber du liebst sie trotzdem.«
»Ja, ich …« Mac brach ab, legte den Muffin auf den Teller zurück. »Das war jetzt aber sehr hinterlistig von dir.«
»Ich würde mich ja dafür entschuldigen, aber es wäre keine aufrichtig gemeinte Entschuldigung.« Mias Lachen war zu warm und herzlich, um ihm wehzutun. »Ich hatte mir schon gedacht, dass du in sie verliebt bist, aber ich wollte es dich sagen hören. Meinst du, du kannst zufrieden damit sein, hier auf der Insel zu leben?«
Mac schwieg einen Moment. »Du kennst Ripley wirklich,
nicht? Sie würde niemals glücklich werden, wenn sie irgendwo anders leben müsste. Und deshalb kann auch ich hier glücklich sein, ja. Außerdem hat es mich sowieso schon mein ganzes Leben lang hierher gezogen.«
»Ich mag dich, Mac, sehr sogar. So sehr, dass ich mir wünschte, nur ein bisschen, ich wäre diejenige, die für dich bestimmt ist. Und dass du
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