Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
beobachtete sie, wie Mac aufstand und sich dann einen Weg zwischen seinen Geräten hindurch bahnte. Als sie hörte, wie er unterdrückt fluchte, weil er sich den Zeh gestoßen hatte, empfand sie ein leichtes, aber unendlich befriedigendes Gefühl der Schadenfreude.
Dieser verdammte Mistkerl, dachte Ripley sauer und schlug mit der Faust auf das Sofapolster. Er hatte keineswegs die Absicht, ihr seine unsterbliche Liebe zu schwören, ihr sein Herz auszuschütten und sie anzuflehen, ihn zu heiraten. Seine langen, umständlichen Vorreden waren letztendlich nur eine Einleitung für ihn gewesen, um wieder auf seine dämliche Forschungsarbeit zu sprechen zu kommen, während sie blauäugig dagesessen und auf die erhoffte Liebeserklärung gewartet hatte. Und wessen Schuld ist das?, erinnerte sie sich. Sie war diejenige, die alles verkorkst hatte. Sie war diejenige, die in romantischen Vorstellungen geschwelgt hatte, die damit diesen Schlag ins Gesicht förmlich herausgefordert hatte.
Sie kniff die Augen zu. Sie war hier der Idiot, diejenige, die ganz gefühlsduselig vor Liebe geworden war und aufgehört hatte klar zu denken. Sie würde schleunigst etwas dagegen unternehmen müssen.
Nicht gegen die Liebe. Sie war eine Todd, und wenn eine Todd sich erst einmal verliebt hatte, dann blieb es bekanntlich auch dabei, und sie akzeptierte das. Sie liebte Mac und würde ihn immer lieben. Aber sie konnte zumindest wieder zur Vernunft kommen und ihren Verstand einschalten und zu denken anfangen.
Mac war der Mann, der vom Schicksal für sie bestimmt war, deshalb würde er sich wohl oder übel damit abfinden müssen. Dr. MacAllister Booke würde sich nicht nur aus Forschungsgründen mit Hexen befassen. Sondern er würde verdammt noch mal auch eine Hexe heiraten. Sobald sie sich überlegt hatte, wie sie ihn dazu bringen konnte.
»Sorry.« Er bahnte sich diesmal etwas vorsichtiger einen Weg durch den Raum. »Es war nicht da, wo ich es hingelegt zu haben glaubte. Nichts finde ich jemals dort wieder, wo ich dachte, dass ich es gelassen hätte.« Seine Augen wurden groß, als er den funkelnden Blick sah, den Ripley ihm zuwarf. »Äh … ist irgendwas?«
»Nein, nein, alles in Ordnung.« Sie klopfte einladend auf das Polster neben ihr, aber ihr Lächeln hatte etwas Angespanntes. »Ich dachte nur gerade, dass es eine Verschwendung ist, allein vor dem Feuer zu sitzen.« Als Mac sich neben sie setzte, schob sie ihr Bein in einer intimen Geste über seines. »So ist es schon viel besser.«
»Also …« Sein Blutdruck begann langsam, aber unaufhaltsam zu steigen, als Ripley sich zu ihm beugte und zärtlich mit den Lippen über sein Kinn strich. »Ich dachte, du würdest das hier gerne lesen wollen«, murmelte er.
»Mmmm. Warum liest du es mir nicht einfach vor?« Sie knabberte zart an seinem Ohrläppchen. »Du hast so eine sexy Stimme.« Sie nahm die Lesebrille, die er eingesteckt hatte, aus seiner Hemdtasche. »Und du weißt doch, dass es mich total anmacht, wenn du die hier trägst.«
Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, dann setzte er sich ungeschickt die Brille auf. »Dies hier sind, äh, fotokopierte Seiten. Ich bewahre das Originaltagebuch in einem Tresor auf, weil es sehr alt und zerbrechlich ist. Es wurde von meiner Ur … also, es sind eine ganze Reihe von Urs … Großmutter verfasst. Mütterlicherseits. Die erste Eintragung stammt vom zwölften September siebzehnhundertachtundfünfzig
und wurde auf Three Sisters Island geschrieben.«
Ripley wich mit einem Ruck zurück. »Was hast du gesagt?«
»Ich finde, du solltest einfach zuhören. ›Heute‹«, las er vor, »›hat mein jüngstes Kind ein Kind zur Welt gebracht. Sie haben den Jungen Sebastian genannt, und er ist gesund und munter. Ich bin froh und dankbar, dass Hester und ihr netter junger Ehemann damit zufrieden sind, auf der Insel zu bleiben, um sich hier ein Heim zu schaffen und ihr Kind großzuziehen. Meine anderen Kinder sind jetzt leider so weit fort von hier, und obwohl ich von Zeit zu Zeit einen Blick in die Glaskugel werfe, um sie zu sehen, tut es mir in der Seele weh, dass ich nicht in der Lage bin, ihre Gesichter zu streicheln oder die Gesichter meiner Enkelkinder.
Ich werde die Insel nie wieder verlassen.
Ich habe übrigens auch anderes in der Glaskugel gesehen. Es ist mir vergönnt, noch eine Weile auf dieser Welt zu bleiben, und ich weiß, dass der Tod nicht das Ende ist. Aber wenn ich diese Schönheit des Lebens in dem Kind meines Kindes
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