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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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derjenige wärst«, fügte sie hinzu, als Macs Blick etwas leicht Panikartiges bekam, »der für mich bestimmt ist. Da dem aber nun einmal nicht so ist, bin ich froh, dass wir wenigstens Freunde sein können. Ich glaube, ihr beide werdet euch gegenseitig helfen, das Beste in euch zum Vorschein zu bringen.«
    »Du liebst sie wirklich wie eine Schwester, nicht?«
    Für einen flüchtigen Moment begann Mias Fassade der Ruhe und Gelassenheit zu bröckeln. Sie errötete, was nur sehr selten geschah. Dann zuckte sie mit den Achseln. »Ja, ich liebe Ripley fast so sehr, wie ich mich über sie ärgere. Aber ich hoffe doch sehr, dass du dieses Geständnis für dich behalten wirst, so wie ich das, was du mir anvertraut hast, für mich behalten werde.«
    »Abgemacht.«
    »Dann werden wir die Abmachung jetzt noch besiegeln.« Mia erhob sich und wandte sich zu den Regalen hinter ihr um. Sie nahm eine geschnitzte Holzschatulle von einem der Borde, öffnete sie und zog eine Silberkette mit einem sternenförmigen silbernen Anhänger heraus, den ein Sonnenstein zierte.
    »Dieser Anhänger hier ist schon seit vielen Generationen in meiner Familie – unserer Familie«, korrigierte sie sich. »Seit sich die ursprünglichen drei Schwestern hier auf der Insel niederließen. Es heißt, dass sie, die ich war, den Anhänger aus einem vom Himmel herabgefallenen Stern schmiedete und den Stein aus einem Sonnenstrahl schliff. Ich habe ihn für dich aufbewahrt.«
    »Mia …«
    Aber sie küsste Mac nur ganz leicht und legte ihm dann die silberne Kette um den Hals. »Sei gesegnet, Cousin.«
     
    Harding stattete Evan Remington noch einen weiteren Besuch ab. Seine Strategie stand inzwischen fest, sein Zeitplan war klar umrissen. Aber er hatte das Gefühl, dass es unbedingt erforderlich war, dass er Remington noch einmal aufsuchte, bevor er fortging.
    Er fühlte eine seltsame Seelenverwandtschaft mit dem Mann. Diese Erkenntnis erschreckte und faszinierte ihn gleichermaßen. Remington war zweifellos eine Art Ungeheuer. Und dennoch …
    War es nicht so, dass diese Bestie im Inneren eines jeden Menschen lauerte? Mit dem einzigen Unterschied, dass der geistig Gesunde, der Zivilisierte – und Harding betrachtete sich als beides – sie in Schach hielt. Sie beherrschte.
    Er nahm an, dass es diejenigen nur umso faszinierender machte, die das nicht taten, die der Bestie nachgaben, sie nährten und ihr freien Lauf ließen.
    Er redete sich ein, dass seine regelmäßigen Besuche bei Remington lediglich dem Zweck dienten, Informationen zu bekommen und Einblicke zu gewinnen. Er wollte sich ein genaues Bild von dem Mann machen können, das war alles. Aber in Wahrheit war es inzwischen so, dass er diese kurzen Begegnungen mit dem Bösen äußerst erregend fand.
    Im Grunde sind wir alle nur einen Schritt vom Abgrund des Irrsinns entfernt, dachte Harding und machte sich im Geist Notizen, während er im Vorraum darauf wartete, zu Remington vorgelassen zu werden. Nur indem wir sorgfältig beobachten, indem wir von denjenigen lernen, die in diesen Abgrund gestürzt sind, werden wir begreifen, was uns jenseits der Grenze erwarten würde, wo die Zurechnungsfähigkeit aufhört und der Wahnsinn beginnt.
    Harding betrat den Besucherraum, hörte das Echo, als das automatische Türschloss wieder hinter ihm einrastete. Ist das das letzte Geräusch, das wir hören, wenn wir hinabstürzen?, notierte er sich in Gedanken. Das hoffnungslose Quietschen der Riegel?
    Der Raum war klein und fast leer. Die einzige Möblierung bestand aus einem Tisch mit zwei Stühlen. Remington trug diesmal zwar keine Zwangsjacke mehr, aber Harding hörte das leise Klirren der Kette an der Handschelle, die um Evan Remingtons rechtes Handgelenk geschlossen war. In einer Ecke des Raums stand noch ein dritter Stuhl, auf dem ein Wärter saß, diesmal ein breitschultriger, teiggesichtiger Mann.
    Überwachungskameras zeichneten jedes Geräusch, jede Bewegung auf.
    Der Abgrund, dachte Harding, oder wie wir es auch immer nennen wollen, lässt keinerlei Privatsphäre zu und bietet nur sehr wenig Komfort.
    »Mr Remington.«
    »Nennen Sie mich doch Evan.« Remington lächelte, und von dem Wahnsinn war so gut wie nichts zu merken. »Nach all unseren Gesprächen können wir doch wohl kaum noch so förmlich sein. Ich werde Sie Jonathan nennen. Wissen Sie, Jonathan, Sie sind der Einzige, der hierher kommt, um sich mit mir zu unterhalten. Die haben mir gesagt, dass meine Schwester hier gewesen sei. Aber ich

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