Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
erinnere mich nicht daran. Ich erinnere mich nur an Sie.«
Remington sprach mit leiser, aber absolut klarer Stimme. Harding fühlte einen kleinen innerlichen Schauder, als ihm wieder einfiel, wie anders Remington bei seinem ersten Besuch ausgesehen und geklungen hatte.
Er war zwar auch jetzt noch immer ziemlich dünn und zu blass, sein Haar strähnig. Aber Harding dachte, wenn man Remington wieder in einen Designeranzug steckte und nach
Los Angeles zurückverfrachtete, würden seine Geschäftspartner bei seinem Anblick wahrscheinlich einfach nur denken, dass er ein bisschen zu hart gearbeitet hatte.
»Sie sehen gut aus, Evan.«
»Wohl kaum wie zu meinen besten Zeiten, aber man muss dabei natürlich den Umstand berücksichtigen, dass ich in dieser Einrichtung hier bin.« An seiner Wange zuckte ein Muskel. »Ich gehöre einfach nicht hierher. Dass ich noch immer hier festsitze habe ich meinen Anwälten zu verdanken. Sie haben die ganze Sache vermasselt. Aber darum habe ich mich schon gekümmert. Das Problem habe ich bereits gelöst. Dämliche, unfähige Bastarde. Ich habe sie allesamt gefeuert. Ich erwarte, noch innerhalb dieser Woche einen neuen Rechtsbeistand zu haben. Und ich rechne damit, dass ich kurz danach entlassen werde.«
»Ich verstehe.«
»Ja, ich glaube, das tun Sie.« Remington beugte sich vor, dann schweifte sein Blick kurz zu den Überwachungskameras hinauf. »Ich glaube, Sie verstehen mich wirklich. Ich habe mich und das, was mir gehört, nur verteidigt.« Sein Blick ruhte jetzt auf Harding, und hinter der blassen, farblosen Oberfläche seiner Augen schien plötzlich etwas … Finsteres, Böses … zu schwimmen.
»Ich bin verraten und betrogen und misshandelt worden. Es sind diejenigen, die sich gegen mich gewandt haben, die hierher gehören. Nicht ich.«
Harding erwiderte Remingtons eindringlichen Blick wie hypnotisiert; er war einfach nicht fähig, wegzusehen, schaffte es einfach nicht, den Blickkontakt abzubrechen. »Ihre Exfrau?«
»Meine Frau«, korrigierte Remington ihn, dann fügte er so leise hinzu, dass es kaum mehr als ein Flüstern war: »Bis dass der Tod uns scheidet. Wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihr, dass ich immer an sie denke, ja?
Sie können das, was Sie angefangen haben, nicht beenden und können das, was Sie haben wollen, nicht bekommen, solange Sie sich nicht mit ihr befasst haben. Und mit dem Rest von ihnen«, fuhr Remington fort. »Ich habe gründlich darüber nachgedacht.« Er nickte langsam, während er Harding weiterhin durchbohrend in die Augen starrte. »Ich habe hier nämlich reichlich Zeit zum Nachdenken. Ich brauche jemanden, der Helen daran erinnert, dass ich nicht vergessen habe. Ich brauche jemanden, der ihnen allen zeigt, dass man mich nicht einfach ignorieren kann. Einen Agenten, wenn Sie so wollen.«
»Mr Remington. Evan. Ich bin Reporter. Journalist.«
»Ich weiß, was Sie sind. Ich weiß, was Sie wollen. Ruhm, Geld, Anerkennung. Respekt. Und ich weiß auch, wie ich Ihnen alle diese Dinge beschaffen kann. Ich habe es schließlich zu meinem Beruf gemacht, solche Dinge für andere zu beschaffen. Sie wollen ein Star sein, Jonathan. Ich mache Stars.«
Wieder schien sich hinter jenen kalten, wasserhellen Augen etwas zu bewegen – wie Haie, die in einem tiefen Teich schwammen. Harding schauderte, aber er konnte einfach nicht wegblicken. Eine kalte Gänsehaut überlief ihn, und er konnte förmlich fühlen, wie er in diesen Teich hineingezogen wurde. Er rang keuchend nach Luft, als sich plötzlich ein schrecklicher Druck in seiner Brust ausbreitete.
»Ich habe vor, ein Buch zu schreiben«, erklärte er.
»Ja, ja, ich weiß. Ein wichtiges Buch. Sie werden die Sache so erzählen, wie sie erzählt werden soll. Sie so beenden, wie sie beendet werden muss. Ich will, dass sie alle bestraft werden.« Remington griff mit seiner freien Hand über den Tisch und umschloss Hardings erschlaffte Finger. »Ich will, dass sie sterben!«
Irgendetwas knisterte in der Luft, zischte und ließ den Aufseher von seinem Stuhl aufspringen. »Kein Kontakt!«
»Ihr sollt nicht dulden, dass eine Hexe am Leben bleibt«, sagte Harding mit dumpfer Stimme, als sich ein widerliches Grinsen auf Remingtons Gesicht ausbreitete.
»Kein Körperkontakt«, befahl der Aufseher und marschierte auf den Tisch zu. Aber Remington hatte seinen Griff um Hardings Hand schon wieder gelöst.
»Es tut mir Leid.« Remington wandte den Blick ab, senkte unterwürfig den Kopf. »Das hatte ich ganz
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