Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
erfüllte sie. Wärme, umschlossen von Wärme. Sie bewegten sich zusammen in der nahtlosen Dunkelheit, Herzschlag für Herzschlag, während Leidenschaft aufblühte und heranreifte.
Seine Lippen streiften über ihre Tränen, und sie schmeckten lieblich. In der Dunkelheit fanden seine Hände die ihren, und ihre Finger verflochten sich miteinander.
»Du bist alles, was für mich existiert.«
Ripley hörte seine Worte, hörte die unendliche Zärtlichkeit, die in seiner Stimme mitschwang. Und als die Woge der Lust anschwoll, um sie beide mit sich zu reißen, war sie so weich wie Seide.
In der Dunkelheit schlief sie den Rest der Nacht in seinen Armen. Traumlos.
Der neue Tag dämmerte herauf. Sie war darauf vorbereitet. Es mussten Schritte unternommen werden, und sie würde sie ohne Zögern unternehmen und, das schwor sie sich, ohne Bedauern. So stahl sie sich schon früh aus dem Haus. Sie warf einen letzten Blick auf Mac, betrachtete ihn, wie er da so friedvoll und ruhig in ihrem Bett schlief. Für einen kurzen Moment erlaubte sie sich, sich auszumalen, was hätte sein können.
Dann schloss sie leise die Tür und blickte nicht mehr zurück.
Sie konnte Nell hören, die bereits aufgestanden war und in der Küche sang, und sie wusste, dass bald auch ihr Bruder aufstehen und seinen Tag beginnen würde. Sie musste sich beeilen.
Ripley verließ das Haus durch die Vordertür und strebte in einem schnellen Laufschritt Richtung Dorf und Polizeirevier.
Der Sturm und der Regen hatten über Nacht aufgehört. Der Himmel war jetzt klar und wolkenlos, aber die Luft war wieder kalt geworden, bitterkalt. Das Gras, die Straßen und die Bäume waren mit einer dünnen Eiskruste überzogen. Eis bedeckte auch die geparkten Autos, hüllte sie in eine glitzernde Haut.
Sie konnte den Herzschlag des Meeres hören. Die Brandung wird noch immer ziemlich stark sein, dachte sie, und alles, was das Meer über Nacht ausgespuckt hatte, würde nun über den Strand verstreut liegen.
Aber an diesem Morgen würde es für sie kein langes, befreiendes Joggen geben.
Das Dorf lag so still da wie auf einem Gemälde, gefangen unter dem kristallenen Eismantel. Sie stellte sich vor, wie es erwachte, sich streckte und gähnte und wie dabei die dünne Eiskruste wie eine Eierschale zerspringen würde.
Fest entschlossen, dass ihr Zuhause und jeder, der dazugehörte, in Sicherheit erwachen sollte, schloss sie die Tür des Polizeireviers auf.
Drinnen war es ziemlich kühl, woraus sie schloss, dass zurzeit nur das Notstromaggregat lief. In der Nacht muss wieder mal der Strom ausgefallen sein, dachte sie, woraufhin dann der Generator angesprungen war. Sie konnte sich vorstellen, dass alle diejenigen Dorfbewohner, die keine solche zusätzliche Stromquelle für Notfälle hatten, sie und Zack an diesem Vormittag noch ganz schön auf Trab halten würden.
Aber das war später.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr startete sie den Computer. Er würde auch ohne die reguläre Stromversorgung so lange laufen, bis sie das, was sie brauchte, gefunden hatte.
Jonathan Q. Harding. Sie ließ die Schultern kreisen und begann mit ihrer Suche.
Diese routinemäßige Polizeiarbeit brachte sie zur Ruhe.
Sie gehörte zu ihren täglichen Aufgaben, war ihr zur zweiten Natur geworden. Bei ihrem kurzen Zwischenstopp im Inselhotel hatte sie Hardings Heimatadresse in Erfahrung gebracht – oder zumindest das, was er als seine Heimatadresse angegeben hatte, erinnerte sie sich selbst.
Nun würde sie endlich sehen, wer, zum Teufel, er eigentlich war. Und dann würde sie damit beginnen können, das Puzzle zusammenzusetzen, um endlich herauszufinden, welche Rolle er in ihrem ganz persönlichen Drama spielte.
Sie überflog die Daten, die über den Bildschirm liefen. Harding, Jonathan Quincy. Achtundvierzig Jahre alt. Geschieden. Keine Kinder. Wohnhaft in Los Angeles.
»L. A.«, wiederholte sie und spürte wieder dieses leichte Flattern im Bauch, das sie bereits gefühlt hatte, als sie seinen Wohnort im Gästeverzeichnis des Hotels gefunden hatte.
Evan Remington stammte ebenfalls aus Los Angeles. Genau wie eine Menge anderer Leute, sagte sie sich, so wie sie es bereits am Vortag getan hatte. Doch diesmal konnte sie sich nicht so gut überzeugen.
Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, während sie die Informationen über seinen beruflichen Werdegang studierte. Ein Zeitschriftenjournalist. Ein Reporter. Einer von diesen sensationsgeilen Scheißkerlen.
»Auf der Suche nach einer
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