Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
hochgradig gefährlich, ohne einen
Partner zu fliegen, ohne jemanden, der dich zurückholen kann, wenn es nötig sein sollte.«
»Schön und gut, aber es war ja nicht nötig. Ich bin wohlbehalten zurückgekommen.«
»Du hättest mich einfach um Hilfe bitten können.« Bedauern vermischte sich mit Frustration. »Bei der Göttin, Ripley, hasst du mich denn sosehr?«
Mias Frage versetzte Ripley einen solchen Schock, dass sie die Hände sinken ließ und nach Luft schnappte. »Ich hasse dich nicht. Ich könnte nicht …«
»Was hast du dir angetan?« Mias Zorn verschwand, als sie die Striemen sah. Mit einer raschen Bewegung zog sie Ripleys Bluse auseinander. Und ihre Seele erschauderte. »Er hat das getan. Aber wie ist das möglich? Du warst doch in dem Kreis. Und er ist nur ein Mann. Wie konnte er den Schutzwall durchbrechen und deinem physischen Körper das hier antun?«
»Er ist nicht bloß ein Mann«, antwortete Ripley erschöpft. »Jetzt nicht mehr. In seinem Inneren ist etwas, und es ist sehr stark und sehr finster. Ein Teil davon ist hier. Im Hotel hält sich ein Mann auf.«
Sie berichtete Mia alles, was sie wusste und was sie auch Nell erzählen würde. Sie mussten vorbereitet sein.
»Ich muss mich jetzt erst einmal informieren«, sagte Mia. »Ich muss nachdenken. Wir werden die Antwort finden. In der Zwischenzeit … Hast du noch das Amulett, irgendeinen von deinen Schutzsteinen?«
»Mia …«
»Sei kein Dummkopf, nicht jetzt.« Mia massierte ihre Schläfen und starrte in die Luft, als ob sie dort die Antwort finden könnte. »Trag das Amulett. Und lade es vorher wieder auf. Bis wir mehr wissen, musst du dich unbedingt von diesem Harding fern halten.«
»Das weiß ich. Ich werde nicht zulassen, dass das passiert,
Mia. Du musst mir versprechen, dass du mich davon abhalten wirst, egal, mit welchen Mitteln.«
»Wir werden schon eine Lösung finden. Lass mich jetzt erst einmal deine Verbrennungen behandeln.«
»Du wirst mich aufhalten«, wiederholte Ripley noch einmal und umfasste Mias Handgelenk, drückte es beschwörend. »Du bist stärker als ich.«
»Es wird getan werden, was getan werden muss.« Ungeduldig schob Mia Ripleys Hände fort. »Die Wunden sind schmerzhaft. Lass mich den Schmerz lindern.«
»Für einen Moment war das Brennen richtig erregend.« Ripley atmete einmal tief durch. »Es war verführerisch. Ich wollte es und das, was es mir antun konnte.«
»Das ist ein Teil seiner Verschlagenheit.« Doch Angst, kalt und klamm, rieselte über Mias Haut. »Und das weißt du auch.«
»Ja, das weiß ich. Und nun habe ich es auch gefühlt. Du und Nell, ihr könnt euch dagegen wehren, und Nell beschützt außerdem Zack. Aber ich habe gesehen, was passieren kann, und ich werde kein Risiko eingehen. Ich kann nicht von hier fortgehen, es würde nicht funktionieren. Also wird Mac gehen müssen.«
»Das wird er nicht«, murmelte Mia und strich lindernd mit den Fingerspitzen über die Striemen.
»Ich werde ihn dazu zwingen.«
Durch ihre Hand auf Ripleys Herz konnte Mia die Liebe und die Angst spüren, die darin pochten. Ihr eigenes seufzte voller Mitgefühl. »Du kannst es versuchen.«
Es müssen Schritte unternommen werden, erinnerte Ripley sich, als sie sich dem gelben Cottage näherte. Und nun musste sie sich diesem hier, vor allem diesem hier, stellen, einem Schritt, der ihr unendlich schwer fiel. Sie brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten oder eine Kristallkugel, um zu wissen,
dass es schmerzhaft werden würde. Sogar noch schmerzvoller als die wunden Striemen, die noch nicht einmal Mia vollkommen von ihrer Haut hatte auslöschen können.
Wenn sie fertig war, würde Mac sie wahrscheinlich hassen. Aber er würde dann wenigstens in Sicherheit sein.
Sie zögerte nicht, sondern klopfte kurz an und betrat das Haus. In ein abgetragenes Sweatshirt und noch abgewetztere Jeans gekleidet, stand Mac in dem voll gestopften Zimmer. Er war gerade dabei, sich noch einmal die Videoaufnahmen der vergangenen Nacht anzusehen. Es versetzte ihr einen Schock, als sie ihn auf dem Bildschirm sah – so ruhig, so unbeirrbar, so ausgeglichen –, wie er neben ihr auf dem Bett saß und vorsichtig ihren Puls fühlte, während seine Stimme sie beruhigte und streichelte.
Es versetzte ihr einen Schock, als er sie jetzt anblickte und sie die Konzentration in seinen braunen Augen sah, mit der plötzlichen Freude, die ihnen einen warmen Glanz verlieh. Er stand einen Moment da, verdeckte den Monitor mit seinem
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