Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Blutsverwandten, diejenigen vor mir und diejenigen nach mir, sich mit ihm drehen. Kraft, Reinheit, Weisheit und vor allem Liebe werden gegen das kämpfen, was jetzt um mein Haus herumschleicht.
Es ist zeitlos, es ist ewig. Und es ist finster und böse.
Blut von meinem Blute hat es entfacht, und Blut von meinem Blute wird sich ihm stellen müssen. Von diesem Ort und dieser Zeit aus kann ich nur wenig mehr tun, als das zu schützen, was jetzt ist, und für das zu beten, was kommen wird. Ich werde für diese geliebten und fernen Kinder an Magie zurücklassen, so viel ich kann.
Das Böse kann und wird nicht durch das Böse bezwungen werden. Das Finstere wird das Finstere nur verschlingen und dadurch noch stärker werden. Das Gute und das Licht
sind die schärfsten Waffen in diesem Kampf. Sollen sich jene, die nach mir kommen, bereithalten und den Teufelskreis mit diesen Waffen durchschlagen.
Darunter stand ein gälischer Zauberspruch, den Mac bereits übersetzt hatte. Er las ihn abermals und hoffte inständig, dass die Botschaft aus der Vergangenheit helfen würde, die Probleme der Gegenwart zu bewältigen.
Harding fühlte sich so gut wie schon seit Tagen nicht mehr. Er litt zwar noch immer unter einer undefinierbaren Erschöpfung, führte diese Müdigkeit jedoch auf seine Genesung von welchem Bazillus auch immer zurück, den er sich eingefangen hatte. Aber sein Kopf war wieder vollkommen klar, und er war sich sicher, dass er die Krise überstanden hatte.
Tatsächlich fühlte er sich wieder gut genug, um verärgert darüber zu sein, dass eine leichte Grippe im Stande gewesen war, ihn völlig aus dem Konzept zu bringen und seinen Zeitplan über den Haufen zu werfen. Er war jedoch fest entschlossen, den Zeitverlust wieder aufzuholen, indem er noch am selben Tag an Nell Todd herantreten und sie um ein erstes Interview bitten würde.
Um sich darauf vorzubereiten, entschied er, sich ein leichtes Frühstück und eine große Kanne Kaffee auf sein Zimmer bringen zu lassen, damit er noch einmal in Ruhe seine Notizen durchgehen, sich ein paar Details ins Gedächtnis zurückrufen und überlegen konnte, welche Strategie am besten geeignet war, um Nell Todd dazu zu überreden, sich mit ihm zu unterhalten und ihm Informationen für sein Buch zu liefern.
Die Idee von dem Buch – und von dem Geld und dem Ruhm, die er damit zu ernten beabsichtigte – erfüllte ihn mit einem Gefühl der Vorfreude. Tagelang, so schien es, war er
irgendwie nicht in der Lage gewesen, daran zu denken, sich deutlich an das zu erinnern, was er zu tun plante.
Es war, als ob sein Verstand hinter irgendeiner dicken Tür eingeschlossen gewesen wäre, und jedes Mal, wenn er sich mühselig wieder dahinter hervorgekämpft hatte, war er zu erschöpft gewesen, um zu funktionieren.
Während Harding auf sein Frühstück wartete, rasierte er sich vor dem Spiegel, der noch von dem Dampf vom Duschen beschlagen war. Es stimmte, wie er wohl oder übel zugeben musste, als er sein Spiegelbild betrachtete, dass er nicht besonders gut aussah. Er war blass, ein bisschen ausgezehrt und hohläugig, und hatte, wie er jetzt deutlich sehen konnte, ein paar Pfund abgenommen. Nicht, dass er ohne diese verlorenen Pfunde nicht hätte auskommen können. Ganz im Gegenteil. Aber die dunklen Ringe unter seinen Augen beleidigten seine Eitelkeit.
Er dachte daran, einen Teil des imaginären Vorschusshonorars für sein Buch für ein bisschen Luxus auszugeben und sich eine kleine Wellness-Kur in einem exklusiven Kurort zu gönnen.
Nachdem er sein erstes Interview mit der früheren Helen Remington unter Dach und Fach gebracht hatte, würde er das begonnene Exposee für sein Buch beenden und an den Agenten in New York schicken, mit dem er in der Zwischenzeit Kontakt aufgenommen hatte.
Zurück in seinem Zimmer, überlegte er, ob er einen Maßanzug anziehen oder besser saloppere Kleidung in Form von Hose und Pullover tragen sollte. Er wählte den Pullover – ein Look, der Freundlichkeit, Umgänglichkeit, Lockerheit signalisierte, aber zugleich seriös wirkte, wie er fand. Das war das Image, das bei Nell Todd sicherlich besser ziehen würde als die formelle Geschäftskleidung, die er bei Evan Remington benutzt hatte.
Als er an Remington dachte, schlug plötzlich eine Woge
von Schwindel und Benommenheit über ihm zusammen, sodass er gezwungen war, sich an der Schranktür festzuklammern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich bin eben einfach noch nicht wieder
Weitere Kostenlose Bücher