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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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warte mal einen Moment und rühr dich nicht von der Stelle.« Er sagte es auf so energische Weise, nach dem Motto »Und komm mir ja nicht mit Widerworten!« , dass Ripley nicht wusste, ob sie verärgert, amüsiert oder beeindruckt sein sollte. Aber sie blieb sitzen, wo sie war, und trommelte mit den Fingern auf den Tisch, als er aus dem Raum ging.
    Während sie darauf horchte, wie er im Schlafzimmer nebenan herumstöberte und vor sich hin murmelte, trank sie den Kaffee, den sie hatte kalt werden lassen.
    Nach einer Weile kehrte er wieder zurück und zog sie auf die Füße. »Ich habe dies hier in Irland gekauft, vor ungefähr zwölf Jahren.« Er drehte ihre Hand herum und legte eine kleine silberne Scheibe in ihre Handfläche. Durch ihre Mitte verlief ein spiralförmiges Ornament aus Silber, und auf beiden Seiten saß ein kleiner, zu einem perfekten Rund geschliffener Stein.
    »Rosenquarz und Mondstein«, sagte Ripley.
    »Für Liebe und für Mitgefühl. Ich habe diese Silberscheibe als eine Art Talisman gekauft, als Glücksbringer. Ich trage sie immer bei mir – die Hälfte der Zeit kann ich sie zwar nicht finden, aber am Ende taucht sie immer wieder auf. Deshalb denke ich, dass sie ziemlich Glück bringend ist. Auf der Rückseite ist eine Schlaufe, daher nehme ich an, dass sie früher einmal als Anhänger getragen wurde. Oder du kannst sie auch einfach in deiner Tasche mit dir herumtragen. Ich wusste es damals zwar noch nicht, aber ich habe sie für dich gekauft.«
    Mit einem Seufzer lehnte Ripley ihren Kopf an seine Schulter. »Ach Gott, das macht mich ganz rührselig.«
    »Stört mich nicht im Geringsten.«
    »Ich muss aber wieder aufs Revier zurück, und ich kann
doch nicht mit total verheulten Augen dort aufkreuzen. Ich liebe dich«, murmelte sie, als sie ihm ihren Mund entgegenhob. »Ich liebe dich wirklich.«
     
    Er beförderte Ripley hinaus, allerdings auf so behutsame, subtile Weise, dass sie nichts davon merkte.
    Er hatte nämlich noch eine Menge zu tun.
    Mac war nicht so töricht zu glauben, dass ihm nichts passieren könnte, geschweige denn, dass er nicht getötet werden könnte. Nein, er war überzeugt, dass Ripleys Traum eine Art Prophezeiung war, ein Hinweis darauf, was sein könnte. Der Zyklus der vor dreihundert Jahren begonnen hatte, war noch immer im Gang.
    Aber er war auch klug genug, um verschiedene Mittel und Methoden zu kennen, wie er sich schützen könnte, und um zu glauben, dass Wissen Macht war. Er würde sich noch mehr Wissen aneignen und den Schutzschild um sich und Ripley verstärken. Er würde es nicht riskieren, Ripley in einen Trancezustand zu versetzen und auf diese Weise verwundbar zu machen, solange er sich nicht sicher sein konnte, dass sie das Ganze unbeschadet überstehen würde.
    Er holte die Kopien der Tagebucheintragungen seiner Urahnin heraus und fand die Seiten, die er brauchte.
     
    17. Februar
    Es ist noch früh am Morgen, noch vor Tagesanbruch. Draußen ist es kalt und stockdunkel. Ich habe meinen Ehemann behaglich im warmen Bett schlafen lassen und bin in mein Turmzimmer hinaufgegangen, um dies hier zu schreiben. Eine schreckliche Unruhe hat mich erfasst, eine Besorgnis, die mir wie ein schmerzender Zahn zu schaffen macht.
    Über dem Haus liegt dichter Nebel, hüllt es wie ein Leichentuch ein. Er drückt gegen die Fenster, versucht mit aller
Macht, ins Haus einzudringen. Ich kann ihn verstohlen an den Scheiben kratzen hören – mit flinken, knochigen kleinen Fingern. Wie er sich danach verzehrt, hereingelassen zu werden! Ich habe die Türen und Fenster und all die winzigen Risse mit einem schützenden Zauber versiegelt, wie meine Mutter es mich gelehrt hatte, bevor ihr Geist von Verzweiflung überwältigt wurde.
    Wie lange das schon her ist – und dennoch, in einer Nacht wie dieser kommt es mir so vor, als ob es erst gestern gewesen wäre. Und ich sehne mich schmerzlich nach ihr, nach ihrem Trost, ihrer Kraft, ihrer Schönheit. Jetzt, da diese unheimliche Kälte in meine Knochen kriecht, wünschte ich, sie würde mir beistehen, mir einen Rat geben. Aber er bleibt mir verwehrt, denn ich kann sie nicht erreichen, noch nicht einmal durch Kristall und Glas.
    Ich bange nicht um mich selbst, sondern um die Kindeskinder meiner Kinder. Ich habe die Welt in meinen Träumen gesehen, so wie sie in drei mal einhundert Jahren sein wird. Solche Wunder. Solche Magie. Solches Leid.
    Es dreht sich ein Teufelskreis. Ich kann ihn nicht deutlich sehen, aber ich weiß, dass meine

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