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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einem solch unwirtlichen und verlassenen Ort wie diesem zu leben, ging über seinen Verstand.
    Und dennoch, Helen Remington hatte sich so entschieden.
    Sie hatte großen Reichtum und einen privilegierten Lebensstil aufgegeben, ein wunderschönes Haus und eine herausragende gesellschaftliche Stellung – und wofür? Um für Fremde zu kochen, um auf einem steinigen Fleckchen Land zu leben und um eines Tages – so stellte er sich vor – eine Horde kreischender Blagen aufzuziehen.
    Dämliche Schlampe.
    Während er umherwanderte, ballten sich seine Hände abwechselnd zu Fäusten und öffneten sich wieder.
    Zu seinen Füßen begann ein schmutziger Nebel aufzuwirbeln, wallte in Schwaden über seine Schuhe. Er beschleunigte seinen Schritt, rannte nun fast, obwohl der Boden glitschig war und stellenweise mit Eis überzogen. Sein Atem kam in sichtbaren Strömen über seine Lippen.
    Undankbare Hure.
    Sie musste bestraft werden. Sie musste verletzt werden. Sie und auch alle anderen mussten büßen, würden büßen für alles, was sie angerichtet hatten. Sie würden sterben. Und sollten sie es wagen, seine Macht herauszufordern, sollten sie es wagen, seine Rechte in Frage zu stellen, dann würden sie obendrein auch noch unter unvorstellbaren Qualen sterben.
    Der Nebel kroch weiter über den Waldboden und ergoss sich über die Ränder eines Kreises, der in einem sanften, weißen Lichtschein pulsierte. Er fletschte die Zähne, und ein wildes Knurren entrang sich seiner Kehle.
    Er stürzte mit einem Satz auf den Kreis zu und wurde abrupt zurückgestoßen. Licht stieg von dem Ring auf dem Boden auf, ein dünner, glitzernder Vorhang aus Gold. Voller
Wut warf er sich dagegen, wieder und immer wieder. Das Licht war heiß, kochend heiß, ein weißes Feuer, das seine Haut versengte und seine Kleider ankohlte.
    Ohnmächtiger Zorn verzehrte ihn, und das Wesen, das in Jonathan Q. Hardings Körper lebte, warf sich heulend auf den Boden und verfluchte das Licht.
     
    Nell bereitete gerade zwei Bestellungen des Tagesmenüs zu. Sie summte leise vor sich hin, während sie arbeitete, und spielte in Gedanken verschiedenartige Variationen des Hochzeitsessens durch, das sie am Ende des Monats ausrichten würde.
    Das Geschäft lief gut. Sisters Catering hatte sich etablieren können und hielt sie auch in den ruhigeren Wintermonaten auf Trab und bei guter Laune. Es nahm sie jedoch nicht so sehr in Anspruch, als dass sie keine Zeit mehr hätte erübrigen können, um einen Entwurf für Mias Geschäftserweiterung auszuarbeiten. Ein Koch-Club im Café Book und eine umfangreichere Speisekarte waren beide durchaus machbar. Sobald alle Details ausgearbeitet waren, wollte sie ihre Vorschläge Mia präsentieren – von Geschäftsfrau zu Geschäftsfrau.
    Nachdem sie die Bestellungen serviert hatte, warf sie einen Blick auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann würde Peg sie ablösen. Sie hatte noch eine ganze Reihe von Besorgungen zu erledigen und außerdem zwei Termine mit Kunden, um weitere Catering-Aufträge zu besprechen.
    Ich werde mich sputen müssen, dachte Nell, wenn ich rechtzeitig mit allem fertig sein will, um auch noch das Abendessen zubereiten zu können. Die bloße Vorstellung davon – das chaotische Durcheinander von hausfraulichen Pflichten und dazu noch die Vielzahl geschäftlicher Verpflichtungen, die sich alle übereinander türmten – brachte sie zum Grinsen.
    Sie war so verdammt glücklich.
    Es gab sehr ernste Probleme, denen sie sich stellen musste, das konnte sie nicht verleugnen. Das Essen an diesem Abend beispielsweise hatte nicht nur eine soziale Funktion. Sie verstand Macs Besorgnis und wusste, wie wichtig es war, ihre Energien auf das zu konzentrieren, was kommen würde. Aber sie hatte bereits dem Schlimmsten getrotzt, und sie hatte es überlebt.
    Was immer unternommen werden musste, um alle und alles zu beschützen, was sie liebte, würde getan werden.
    Sie verließ die Küche, um einen Tisch im Café abzuräumen, und steckte ihr Trinkgeld ein. Das Trinkgeld wanderte stets in eine eigens dafür bestimmte Dose und war ihr Taschengeld. Die Gehaltschecks waren für die laufenden Ausgaben bestimmt, die Catering-Gewinne flossen wieder zurück ins Geschäft. Aber das Trinkgeld wurde nur zum privaten Vergnügen ausgegeben. Es klimperte fröhlich in ihrer Tasche, als sie sich umdrehte, um die Teller und Schüsseln wieder in die Küche zu bringen.
    Sie hielt abrupt inne, als sie Harding am Tresen stehen und mit leerem Blick auf die

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