Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
beschlossen, mit Mac zu sprechen. Ich interessiere mich für seine Arbeit, und ich bin daran interessiert, dazu beizutragen.«
»Du willst sein Versuchskaninchen sein?«
»Ich komme mir nicht wie ein Versuchskaninchen vor. Ich habe keinen Grund, mich dessen, was ich bin, zu schämen, und ich habe keine Angst vor der Gabe, die mir verliehen wurde. Jetzt nicht mehr.«
»Glaubst du etwa, ich hätte Angst?« Ripleys Augen blitzten wütend. »Das ist Blödsinn, absoluter Blödsinn! Genauso ein Riesenhaufen Quatsch mit Soße wie dieses idiotische Projekt von ihm. Ich will nichts damit zu tun haben. Ich muss hier raus!«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte zur Hintertür hinaus.
Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, aber sie wusste, sie musste ihre Wut beim Joggen abreagieren, um zu verhindern, dass sie etwas sagte oder tat, was sie hinterher bereuen würde. Was Nell vorhat, ist ihre Sache, nicht meine, versuchte sie sich einzureden, als sie im perlweißen Licht des Mondes die Stufen zum Strand hinunterlief. Und wenn Nell sich unbedingt zum Gespött machen wollte, wenn sie sich dem Klatsch, der Lächerlichkeit und Gott weiß was noch alles preisgeben wollte, dann hatte sie jedes Recht dazu.
»Von wegen!«, schrie Ripley und trat heftig nach dem Sand, als sie am Strand angelangt war.
Es war eben nicht nur Nells Sache, denn was sie sagte oder tat, berührte auch sie, Ripley, und zwar unmittelbar. Es ließ sich einfach nicht vermeiden. Nicht nur deshalb, weil sie verschwägert waren, sondern weil sie untrennbar voneinander waren.
Und dieser Scheißkerl MacAllister Booke wusste das. Er benutzte sie, um an Nell heranzukommen, und gleichzeitig benutzte er Nell, um an sie heranzukommen. Es war dumm von ihr gewesen, dass sie in diesen letzten paar Wochen in ihrer Wachsamkeit nachgelassen hatte, dass sie nicht auf der Hut gewesen war. Ausgesprochen dumm. Und es gab kaum etwas, was sie noch mehr hasste als die Erkenntnis, dass sie eine Idiotin gewesen war.
Das laute Gebell hinter ihr veranlasste Ripley, sich genau in dem Moment umzudrehen, als die große schwarze Gestalt aus der Dunkelheit hervorstürmte.
»Verdammt noch mal, Lucy!« Lucy stürzte sich mit derart überschwänglicher Freude auf sie, dass Ripley das Gleichgewicht verlor und auf dem Hinterteil landete.
»Hast du dir wehgetan? Alles okay mit dir?« Mac tauchte hinter dem Hund auf und griff nach Ripley, um ihr vom Boden hochzuhelfen.
»Nimm die Finger weg!«
»Du wirst dir bei der Kälte den Tod holen! Was, zum Teufel, ist los mit dir, dass du einfach ohne Jacke rausläufst? Hier.« Obwohl sie wütend seine Hände wegschlug, hüllte er sie in die Jacke ein, die Nell ihm mitgegeben hatte.
»Schön. Du hast deine gute Tat für heute vollbracht. Und jetzt verschwinde und lass mich in Ruhe!«
»Dein Bruder und Nell sind wahrscheinlich an deine spontanen Demonstrationen von Unverschämtheit gewöhnt.« Er hörte selbst, wie seine Stimme klang – sehr
streng und oberlehrerhaft gegenüber einer aufsässigen Schülerin. Aber der verschlossene und störrische Ausdruck auf ihrem Gesicht sagte ihm, dass sie es nicht anders verdiente. »Wie auch immer, ich verlange eine Erklärung.«
»Unverschämt?« Sie benutzte beide Hände, um ihn volle zwei Schritte zurückzustoßen. »Du hast den Nerv, mich unverschämt zu nennen, nachdem du dieses Verhör beim Dinner angestellt hast?«
»Ich erinnere mich an eine Unterhaltung beim Dinner, nicht an ein Verhör. Moment, immer langsam!« Er griff nach Ripleys Armen, als Lucy, die unbedingt spielen wollte, sich zwischen sie drängte. »Du willst nicht mit mir über meine Arbeit sprechen, und ich habe dich in keiner Weise dazu gedrängt. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht mit anderen darüber sprechen werde.«
»Du hast Nell geködert, und du weißt sehr gut, dass das, worüber ihr reden werdet, auch mich betrifft. Du hast dich mit Lulu unterhalten, und dabei hast du ihr auch Fragen über mich gestellt, verdammt noch mal!«
»Ripley.« Geduld, ermahnte er sich. Sie war nicht nur wütend, sondern sie hatte auch große Angst. »Ich habe nie gesagt, dass ich keine Fragen stellen würde. Ich stelle nur dir keine Fragen, weil du dich so erbittert dagegen wehrst, das ist alles. Wenn du die Kontrolle über das haben willst, was dich betrifft, dann sprich mit mir. Sonst muss ich das benutzen, was ich aus zweiter Hand erfahre.«
»Du hast das alles nur getan, um mich in die Enge zu treiben.«
Mac war von Natur aus
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