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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das kleine gelbe Cottage mit seinen an ein Puppenhaus erinnernden Zimmern vermittelte. Trotzdem klopfte sie an und wartete höflich auf der Vordertreppe, bis Mac ihr die Tür öffnete.
    Er machte einen etwas verwirrten, geistesabwesenden Eindruck. Er war unrasiert, sein Haar stand in wilden Büscheln vom Kopf ab, sein Blick hinter den Brillengläsern war ein wenig glasig.
    »Entschuldigung. Habe ich Sie aufgeweckt?«
    »Was? Nein, ich bin schon seit Stunden auf. Hmm.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und zerstrubbelte es damit nur noch mehr. Was wollte sie hier? Waren sie verabredet? Himmel, wie spät war es überhaupt? »Sorry. Ich bin mit meinen Gedanken gerade etwas … Kommen Sie doch herein.«
    Als Nell an Mac vorbeispähte, sah sie, dass das Wohnzimmer mit Unmengen von Geräten voll gestopft war – ihr armes kleines Haus. Zahllose Lichter blinkten, und irgendetwas piepte unaufhörlich. »Sie haben wohl gerade gearbeitet. Ich möchte Sie nicht stören. Ich wollte Ihnen nur etwas von dem Dessert von gestern vorbeibringen. Sie sind nicht mehr dazu gekommen, es zu essen.«
    »Dessert?« Sein Blick wurde etwas klarer. »Ach ja, richtig. Danke, das ist nett von Ihnen. Kommen Sie rein.«
    »Genau genommen bin ich gerade auf dem Weg zur Arbeit, deshalb wollte ich nur eben …« Da Mac sich inzwischen abgewandt hatte und sie sich nicht mit seinem Rücken unterhalten wollte, zuckte Nell mit den Achseln, trat ein und schloss die Tür hinter sich »Ich stelle den Teller einfach in die Küche, okay?«
    »Ja, danke. He, sehen Sie sich das hier mal an! Moment, Moment.« Er hielt eine Hand hoch, während er mit der anderen Notizen machte und dabei einen Ausdruck aus einem Gerät begutachtete, das Nell an einen Seismografen erinnerte. Einen Augenblick später sah er wieder zu ihr hinüber und strahlte über das ganze Gesicht. »Sie funkeln einfach nur, wie?«
    »Wie bitte?«
    »Diese Messwerte hier haben sich in dem Moment verändert, in dem Sie das Haus betreten haben.«
    »Wirklich?« Fasziniert trat sie einen Schritt näher und erkannte, dass sie doch nie das Geringste davon verstehen würde, ganz gleich, wie nahe sie dem Ding kam.
    »Bei Ripley sieht es anders aus«, fuhr Mac fort. »Bei ihr gehen die Messwerte über die gesamte Skala, da weiß man nie so richtig Bescheid. Aber Sie, Sie sind eine zuverlässige Seele.«
    Sie schürzte die Lippen, der Beginn eines Schmollmundes. »Das klingt ja so, als ob ich langweilig wäre.«
    »Ganz im Gegenteil.« Er nahm ihr den Teller ab, zog die Frischhaltefolie herunter und brach ein Stück von dem Kuchen ab. Und verteilte dabei überall Krümel. »Sie ruhen in sich selbst. Ich will damit sagen, dass Sie eine Frau sind, die ihren Platz im Leben gefunden hat und sich wohl dort fühlt. Es tut mir Leid, dass ich das Essen gestern Abend ruiniert habe.«
    »Das haben Sie doch gar nicht. Aber wenn Sie den Kuchen jetzt gleich essen möchten, dann lassen Sie mich Ihnen lieber eine Gabel holen.«
    Mac folgte ihr, als sie in die Küche ging, und beobachtete, wie sie gleich die richtige Schublade aufzog und eine Gabel herausnahm. »Beunruhigt es Sie … sorry.«
    »Sie meinen, ob es ein beunruhigendes Gefühl für mich ist, hier zu sein?«, erwiderte sie und reichte ihm die Kuchengabel. »Nein. Das Haus ist sauber. Ich habe es selbst von allen negativen Energien gereinigt. Ich musste es einfach selbst tun.«
    »Sie ruhen in sich selbst. Sheriff Todd kann sich sehr glücklich schätzen.«
    »Ja, das kann er. Setzen Sie sich, Mac. Ich habe noch zehn Minuten Zeit. Möchten Sie einen Kaffee dazu?«
    »Also …« Er blickte auf den Kuchen. Er konnte sich nicht daran erinnern, ob er überhaupt schon gefrühstückt hatte. Außerdem war der Kuchen nun schon mal da, und da konnte er auch ebenso gut eine Tasse Kaffee dazu trinken. »Gerne.«
    »Sie haben gesagt, dass es bei Ripley anders wäre«, begann Nell, als sie den Kaffee abmaß. Das, was da bereits in der Kanne war, sah fast so scheußlich aus, wie es roch, und wanderte gleich in den Abfluss. »Sie haben Recht. Es ist für sie auch anders. Ich weiß zwar nicht genau, wieso, denn sie spricht ja nicht darüber. Und wenn ich es wüsste, würde ich bestimmt nicht darüber sprechen. Das muss sie schon selbst
tun. Aber sie ist meine Schwester. Und deshalb frage ich Sie geradeheraus. Haben Sie nur ein rein berufliches Interesse an ihr?«
    »Nein.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum, suchte eine bequemere Haltung. Er war ein

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