Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
herum wie eine komplette Idiotin in ihren Designer-Tennisklamotten. Sie hatte ja auch alle Zeit der Welt, irgendwelche ausgebufften Tennisschläge zu trainieren, während ihr Arschloch von Ehemann Einlochen übte. Er wiederum war ein hart arbeitender Mann mit einem anspruchsvollen Job und einflussreichen Mandanten, die zu weinen anfingen, wenn er ihnen nicht seine volle Aufmerksamkeit widmete.
Er hatte für gottverdammte Spiele keine Zeit.
Sein Aufschlag kam wie ein Geschoss. Er knirschte mit den Zähnen, als Barbara ihn nicht nur erreichte, sondern auch noch retournierte. Schweiß rann über sein Gesicht und über seinen Rücken. Sein Blick wurde eisig, und seinem Mund entfloh ein Knurren, als er über den Platz rannte.
Es war ein Anblick, den Nell wieder erkannt hätte. Einer, den sie gefürchtet hätte.
Barbara erkannte ihn auch wieder und verpatzte instinktiv ihren nächsten Rückschlag. »Du bringst mich um«, rief sie und schüttelte ihren Kopf, als sie langsam wieder hinter ihre Grundlinie ging.
Evan war von klein auf schon temperamentvoll gewesen, dachte sie. Er hatte Schwierigkeiten damit zu verlieren, nicht seinen Willen zu bekommen. Als Kind rächte er sich entweder durch eisiges Schweigen oder durch jähzornige Gewalt.
Du bist die Ältere, hatte ihre Mutter ihr immer gepredigt. Sei ein nettes Mädchen, eine nette Schwester. Lass den Kleinen gewinnen.
Es war ihr so zur Gewohnheit geworden, dass sie automatisch ihren zweiten Return ebenso ins Aus schlug. Außerdem würde der Nachmittag viel vergnüglicher werden, wenn er das Match gewänne. Es lohnte sich nicht, einen Streit anzufangen wegen eines Tennismatches.
Sie begrub ihren eigenen sportlichen Ehrgeiz, beugte sich und gab das Spiel verloren.
Sein Blick klärte sich augenblicklich.
»Gutes Spiel, Evan. Ich konnte noch nie mit dir mithalten.«
Sie schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln, als sie sich bereit machten für das nächste Spiel. Jungs hassten es, gegen Mädchen zu verlieren, dachte sie. Eine weitere Predigt ihrer Mutter.
Und was waren Männer anderes als große Jungs?
Als sie fertig waren und er das Match gewonnen hatte, war er bester Stimmung. Er fühlte sich locker und geschmeidig und zuwendungsbereit. Er legte seinen Arm um Barbaras Schulter, küsste sie auf die Wange. »An deiner Rückhand musst du noch arbeiten.«
Sie fühlte, wie ihr der Ärger hochstieg und schluckte ihn
schnell runter. »Deine ist tödlich.« Sie griff nach ihrer Tasche. »Und weil du mich besiegt hast, musst du das Essen bezahlen. Ich treffe dich dann auf der Terrasse. Dreißig Minuten.«
Sie ließ ihn warten, was ihn jedes Mal störte. Aber er freute sich, dass sie so attraktiv war, so gut aussah. Er hasste nachlässiges Aussehen oder unfrisierte Haare bei Frauen, und Barbara enttäuschte ihn in dieser Hinsicht nie.
Sie war vier Jahre älter, hätte aber für fünfunddreißig gehalten werden können. Ihre Haut war gepflegt und glatt, ihre Haare elegant und glänzend, ihre Figur erstklassig.
Sie setzte sich zu ihm unter einen Sonnenschirm, dezent nach ihrem Lieblingsparfüm riechend.
»Ich werde mich mit einem Champagner Cocktail trösten.« Sie legte ihre in Rohseide gehüllten Beine übereinander. »Das und die Tatsache, mit dem bestaussehendsten Mann des Clubs zusammenzusitzen, wird meine Laune sofort heben.«
»Und ich dachte gerade, was für eine schöne Frau meine Schwester ist.«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Du kannst die wundervollsten Komplimente machen.«
Das stimmte, dachte sie. Das konnte er. Wenn er gewonnen hatte. Sie freute sich noch mehr, dass sie das Match absichtlich verloren hatte.
»Wir sollten nicht auf Deke warten«, sagte sie, ihn nach wie vor anstrahlend. »Der Himmel mag wissen, wann er sein Spiel beendet hat.«
Sie bestellte ihren Cocktail und einen gemischten Salat. Als Evan sich Scampi bestellte, stöhnte sie dramatisch. »Es ist ungerecht. Du kannst essen, was du willst und nimmst kein Gramm zu. Ich muss unbedingt einen Bissen davon probieren, auch wenn ich dich morgen verfluchen werde, wenn meine Trainerin mich malträtiert.«
»Ein klein wenig mehr Disziplin, Barbara, und du kannst dein Gewicht halten, ohne eine persönliche Trainerin dafür bezahlen zu müssen, dass sie dich ins Schwitzen bringt.«
»Du kannst mir glauben, dass diese Sadistin jeden Penny wert ist.« Sie seufzte zufrieden und lehnte sich zurück, sorgfältig darauf achtend, dass ihr Gesicht nicht der Sonne ausgesetzt war. »Worüber wolltest du
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