Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
Problem.« Nell behielt bei ihren Essensvorbereitungen die Uhr im Auge. Sie stellte den Salat und das Dressing in den Kühlschrank, die überbackenen Kartoffeln und Brechbohnen kamen zu dem Braten in den Ofen.
Sie warf einen Blick in das Esszimmer, sah, dass der Tisch noch nicht gedeckt war, und suchte nach Tischdecke und Geschirr.
»Die erste Hälfte deiner Bezahlung«, verkündete Lulu, als sie mit einer zerknitterten Einkaufstüte zurückkam.
»Danke. Hör zu, ich wusste nicht, welche Teller ich nehmen sollte, aber ich denke, diese gehen. Sie sind lustig und für alles geeignet.«
»Das ist gut, denn es sind sowieso meine Einzigen.«
Lulu wartete, dass Nell einen prüfenden Blick in die Einkaufstüte warf, und lächelte geschmeichelt über den Entzückungsschrei. »Oh, oh, Lulu!«
Es war ein schlichtes Muster, ein Stehkragen, der zu allem passte und zu allen Gelegenheiten getragen werden konnte. Die Farbe war ein tiefes, leuchtendes Blau, und die Wolle war flaumweich.
»Ich hätte so etwas niemals erwartet.« Nell hielt den Pullover schon in der Hand, rieb ihr Gesicht daran. »Er ist einfach wundervoll.«
»Du trägst zu oft blasse Farben.« Zufrieden zupfte Lulu an ihrem Meisterwerk herum. »Das bringt dein Gesicht besser
zur Geltung, betont die Farbe deiner Augen. Ich habe schon mit dem zweiten begonnen, ein halblanges, dunkelrotes Teil.«
»Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Ich kann es kaum erwarten, ihn anzuziehen und …«
»Sie kommen.« Lulu sprang auf und schob Nell hastig zur Tür. »Verschwinde.«
»Du musst den Salat noch umdrehen, kurz bevor du ihn …«
»Ja, ja, geh!«
Nell konnte sich gerade noch ihren neuen Pullover schnappen, bevor Lulu ihr die Tür vor der Nase zuschlug.
»… servierst«, beendete sie ihren Satz und kicherte vor sich hin.
Kaum war sie zu Hause, zog sie ihr Sweatshirt aus und schlüpfte in ihren neuen flaumweichen Wolltraum. Da ihr Spiegel zu hoch hing, stellte sie sich auf einen Stuhl, um sich ganz bewundern zu können.
Es gab Zeiten, in denen sie Dutzende von Pullovern hatte – aus Kaschmir, aus Seide, aus feinster und weichster Wolle. Über keinen hatte sie sich jemals so gefreut wie über diesen, selbstgestrickt von einer Freundin.
Beinahe eine Freundin, dachte sie. Und gleichzeitig Bezahlung für einen erfolgreichen Job.
Sie zog ihn wieder aus und legte ihn ordentlich gefaltet in eine Schublade. Sie würde ihn Montag zur Arbeit anziehen. Jetzt wäre das Sweatshirt geeigneter.
Ihre drei Kürbisse standen auf ausgebreitetem Zeitungspapier auf ihrem Küchentisch. Ein Stück von dem größten hatte sie bereits für Lulus Nachtisch verbraucht. Der Rest musste nur noch in handliche Stücke geschnitten werden.
Sie würde Kürbisbrot machen, überlegte sie, als sie sich dem zweiten zuwandte. Und Mus für Kuchen und Kekse. Die Gehäuse würde sie als Dekoration auf ihre Veranda stellen.
Dicke, fette, abschreckende Kürbisse, zur Freude der Nachbarn und Kinder.
Sie steckte über beide Ellbogen in Kürbisfleisch und Samen, als Zack vorbeikam. »Ich übernehme den dritten.« Er trat hinter sie, umarmte sie fest, küsste sie auf den Nacken. »Ich bin ein diplomierter Kürbis-Laternen-Bastler.«
»Man lernt nie aus.«
»Soll ich das hier auf den Kompost schmeißen?«
»Auf den Kompost? Und woher kommt das Mus für Kuchen und solche Sachen?«
»Aus der Dose.« Er guckte verdattert, als er verfolgte, wie sie Kürbisstücke in eine große Schüssel schnitt. »Du meinst, du verwendest dieses Zeug?«
»Natürlich. Woher, glaubst du, stammt das Zeug in den Dosen?«
»Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Aus der Kürbisfabrik.« Er nahm das Messer, um sich dem dritten Monster zuzuwenden, während Nell ihre Hände wusch.
»Du hast anscheinend ein sehr behütetes Leben geführt, Sheriff Todd.«
»Ich kann mich jedenfalls an nichts erinnern, was mich in Versuchung geführt hätte. Was hältst du davon, wenn wir, sobald wir hiermit fertig sind, mit dem Dienstwagen an die stürmische Küste fahren und ein paar Gesetze brechen?«
»Liebend gern.« Sie holte sich einen magischen Stift und begann, eine Fratze auf den ersten Kürbis zu malen. »Alles ruhig in der Stadt?«
»Das ist es gewöhnlich an Sonntagen in dieser Jahreszeit. Hast du alles hingekriegt für Lulu?«
»Ja, hat prima geklappt. Ich wusste gar nicht, dass sie mal verheiratet war.«
»Das ist lange her. Ein Gammler, der mal auf den Docks gearbeitet hat, habe ich gehört. Ich meine auch
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