Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
Wasser geholt hätte, oder ob sie in Ohnmacht fallen würde.
»Ist schon in Ordnung. Ich bin okay. Ich hörte die Fußtritte. Im Dunkeln. Es ist so ruhig hier, dass man alles hören kann, und ich hörte, wie jemand auf das Haus zukam.«
Sie wäre am liebsten weggerannt, wäre am liebsten wie ein Hase in die andere Richtung gelaufen und hätte nicht mehr angehalten. Sie konnte sich nicht daran erinnern, das Messer ergriffen zu haben, hatte bis zu diesem Moment nicht einmal gewusst, dass sie dazu überhaupt in der Lage war.
»Ich hole Ihnen jetzt ein Glas Wasser.«
»Nein, es geht schon.« Sie schämte sich, war aber sonst in Ordnung. »Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass jemand zur Tür kommt.«
»Schätze ich auch. Es ist nämlich gerade erst halb sechs.« Er beobachtete mit Erleichterung, dass sie langsam wieder Farbe ins Gesicht bekam. »Was machen Sie so früh?«
»Gewöhnlich stehe ich um …« Sie hüpfte wie eine Sprungfeder in die Höhe, als die Küchenuhr klingelte. »O mein Gott.« Mit einem etwas gequälten Lachen griff sie sich ans Herz. »Wenn das so weiter geht, kann ich mich glücklich schätzen, bis heute Abend zu überleben. Meine Muffins«, sagte sie und beeilte sich, sie aus dem Backofen zu holen und das nächste Blech hineinzuschieben.
»Ich wusste nicht, dass Sie so früh anfangen.«
Aber er konnte jetzt, da er sich umblickte, feststellen, dass
sie offensichtlich schon eine ganze Weile fleißig gewesen war. Auf dem Ofen köchelte etwas, was einfach göttlich roch. Eine große Schüssel mit Kuchenteig stand auf der Arbeitsplatte. Eine andere Schüssel, mit einem Tuch bedeckt, stand neben dem Herd. Und noch eine stand auf dem Tisch, in der sie anscheinend gerührt hatte, bevor er sie zu Tode erschreckt hatte.
Zutaten lagen ordentlich aufgereiht bereit wie bei einer Marschkapelle.
»Und ich habe nicht gewusst, dass Sie so lange arbeiten.« Sie versuchte, sich selbst zu beruhigen, indem sie Backfett in ihr Mehl mischte für den Törtchenteig.
»Gewöhnlich passiert das auch nicht. Ich musste letzte Nacht ein kleines Geschäft zu Ende bringen, und als es erledigt war, bin ich schlicht auf meinem Bürostuhl eingenickt. Nell, wenn Sie mir nicht eine Tasse von diesem Kaffee geben, fange ich an zu weinen. Das wird uns dann beide verlegen machen.«
»Oh. Entschuldigung.«
»Bitte, machen Sie einfach weiter mit diesem, was immer es werden soll. Tassen?«
»Der Schrank rechts neben der Spüle.«
»Soll ich Ihnen nachschenken?«
»Ja, gern.«
Er schenkte sich eine Tasse ein, füllte ihre nach, die an der Spüle stand. »Wissen Sie was, ich finde diese Muffins sehen irgendwie komisch aus.«
Mit der Küchenschüssel in ihrer Armbeuge drehte sie sich um. Sorge und Beleidigtsein gleichermaßen spiegelte ihr Gesicht wider. »Wie meinen Sie das?«
»Sehen einfach nicht so aus, wie es sich gehört. Warum lassen Sie mich nicht einen davon probieren, dann wissen wir es besser?« Er feixte übermütig wie ein Schuljunge, und sie musste ihre Lippen ebenfalls verziehen.
»Oh, um Himmels willen, warum fragen Sie nicht einfach, ob Sie einen haben können?«
»So macht es bedeutend mehr Spaß. Nein, bitte, ich kann mich selbst bedienen.« Er griff sich einen vom Blech und verbrannte sich prompt die Finger dabei. Als er den Muffin von der einen Hand in die andere jonglierte, um ihn abzukühlen, sagte ihm der Geruch, dass sich die Mühe lohnen würde. »Ich habe eine Schwäche für Ihre Blaubeer-Muffins entwickelt, Nell.«
»Mr. Bigelow, Lancefort Bigelow, mag meine Cremetörtchen lieber. Er sagte, wenn ich jeden Tag welche für ihn backte, würde er mich heiraten und mit mir nach Bimini ziehen.«
Immer noch grinsend, zerteilte Zack seinen Muffin und schnupperte genüsslich an dem dampfenden Kuchen. »Das ist ziemlich harte Konkurrenz.«
Bigelow, ein überzeugter Junggeselle, war neunzig.
Er sah ihr zu, wie sie den Teig knetete, ihn zu einer Kugel formte. Dann leerte sie das Muffin-Blech, legte die fertigen zum Abkühlen auf ein Gestell und füllte ihre Tassen auf. Als die Küchenuhr ein zweites Mal klingelte, wechselte sie die Bleche und rollte ihren Teig aus.
»Sie haben ein perfektes System entwickelt«, sagte er bewundernd. »Wo haben Sie backen gelernt?«
»Meine Mutter …« Sie brach ab, ordnete ihre Gedanken neu. Es könnte ihr in dieser heimeligen, gemütlichen Küche, umringt von angenehmen Düften, leicht passieren, unvorsichtig zu werden und zu viel preiszugeben. »Meine Mutter
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