Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
gearbeitet, um mir einen Platz hier zu verdienen. Ich habe ihn mir verdient. Aber es ist nicht das Gleiche.«
»Gut, mag sein, das es so ist. Aber du und ich hatten die gleiche Basis, als wir zusammen waren.«
Zusammen waren, dachte sie. Nicht sind. Wenn das seine Haltung war, konnte sie entweder bleiben, wo sie war, oder den ersten Schritt tun, um die Grenze zu überschreiten.
Es konnte nicht schwerer sein, als über eine Klippe zu donnern.
»Ich war mit einem Mann zusammen, drei Jahre, ein Mann, der mich verletzt hat. Nicht nur, weil er mich verprügelt
und geschlagen hat. Solche Wunden heilen wieder. Andere nicht.«
Sie atmete aus, um den Druck auf ihrer Brust zu verringern. »Er hat systematisch meinen Glauben an mich, mein Selbstvertrauen, meinen Mut und meine Entscheidungsmöglichkeiten zerstört, und er hat das so geschickt gemacht, dass sie verschwunden waren, bevor ich es überhaupt bemerkt habe. Es ist nicht leicht, diese Dinge wieder aufzubauen, und ich habe es noch nicht wieder ganz geschafft. Um hierher zu kommen, heute Abend einfach hierher zu kommen, musste ich alles an Mut und Selbstvertrauen zusammenkratzen, was ich inzwischen mühsam wieder erworben hatte. Ich hätte mich nicht mit dir zusammentun dürfen, und ich wollte es auch nicht. Aber etwas an diesem Ort, an dir, hat mir das Gefühl gegeben, wieder normal zu sein.«
»Das ist immerhin ein Anfang. Warum setzt du dich nicht, und wir unterhalten uns ausführlich?«
»Egal, was ich getan habe, musste ich tun, um ihn verlassen zu können. Ich entschuldige mich nicht dafür.«
»Ich habe dich nicht gebeten, das zu tun.«
»Ich werde nicht ins Detail gehen.« Sie ging nach vorn, lehnte sich an das Balkongitter und starrte hinaus auf die nachtdunkle See. »Es war, als würde ich in einer Fallgrube leben, die immer tiefer und tiefer wurde und kälter und kälter. Und jedes Mal, wenn ich versucht habe, herauszukommen, war er schon da.«
»Aber du hast einen Weg gefunden.«
»Ich werde nicht zurückgehen. Egal, was ich tun muss, wohin ich auch immer fliehen muss, ich werde nicht zurückgehen. Deswegen habe ich gelogen und betrogen. Ich habe Gesetze übertreten. Und ich habe dich verletzt.« Sie drehte sich um. »Das Einzige, was ich bereue, ist Letzteres.«
Sie sagte es trotzig, fast wütend, während sie mit dem Rücken zum Balkongitter stand, die Hände zu Fäusten geballt.
Angst und Mut, dachte er, kämpfen um die Vorherrschaft in ihr. »Dachtest du, dass ich es nicht verstehen würde?«
»Zack.« Sie hob ihre Hände, ließ sie wieder fallen. »Ich kann es selbst kaum verstehen. Ich war keine Fußmatte, als ich ihn getroffen habe. Ich war kein Opfer, das nur darauf wartete, misshandelt zu werden. Ich kam aus einer soliden, stabilen Familie, die genauso gut funktionierte wie viele andere auch. Ich hatte eine gute Erziehung, war unabhängig, habe ein Geschäft mitbetrieben. Es gab schon vorher Männer in meinem Leben, nichts wirklich Ernstes, aber normale, gesunde Beziehungen. Und dann wurde ich manipuliert und missbraucht. Und eingesperrt.«
Oh, Baby, dachte er – wie schon einmal, vor Monaten bei ihrem Zusammenbruch in der Küche des Cafés. »Warum machst du dir das immer noch selbst zum Vorwurf?«
Die Frage brachte sie aus dem Konzept. Im ersten Moment starrte sie ihn einfach nur an, verblüfft. »Ich weiß es nicht.« Sie atmete aus und setzte sich schließlich auf den Stuhl neben ihm.
»Es wäre keine schlechte Idee, wenn du damit aufhören würdest.« Er sagte es leichthin, nahm einen Schluck Bier. Er war nach wie vor wütend, nicht mehr so sehr auf Nell, dafür umso mehr auf den – namenlosen und gesichtslosen – Mann, der ihr das angetan hatte.
Er würde diese Wut später an Ripleys Sandsack abarbeiten.
»Warum erzählst du mir nichts von deiner Familie«, schlug er vor und hielt ihr seine Bierflasche hin. »Du weißt bereits, dass meine Mutter nicht kochen kann und dass mein Vater gern Schnappschüsse mit seinem neuen Spielzeug macht. Du weißt, dass sie hier aufgewachsen sind, hier geheiratet und zwei Kinder gezeugt haben. Und mit meiner Schwester hattest du ja bereits das Vergnügen.«
»Mein Vater war beim Militär. Er war Oberstleutnant.«
»Ein Armeekind.« Da sie sein Bier kopfschüttelnd ablehnte,
nahm er selbst einen weiteren Schluck. »Dann hast du einiges von der Welt gesehen, nicht wahr?«
»Ja, wir sind viel herumgekommen. Meinem Vater hat es sehr gefallen, neue Aufgaben zu übernehmen. Er war ein guter
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