Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
lauschen.
Morgens glitzerte der erste Frost am Boden, den die aufgehende Sonne schnell zum Schmelzen brachte, sodass es aussah, als würde das Gras weinen.
Der Regen putzte die Insel blank, durchnässte den Strand, die Klippen, alles. Es regnete so lange, bis es Nell schien, als würde die ganze Welt unter einem Glasdach glänzen.
Sie war unter diesem Glasdach, dachte sie. Sicher und geborgen und weit weg von dem Leben, das jenseits des Meeres toste. Ein kühler Wind fuhr ihr durch den Pullover, während sie bekannten Gesichtern zuwinkte, kurz an der Kreuzung stoppte, um unbekümmert in den Supermarkt zu laufen, wo sie Schweinekoteletts einkaufte für das Abendessen.
Pamela Stevens, die mit ihrem Ehemann Donald einen Kurzausflug auf die Insel machte, gab einen erstaunten Ausruf von sich und kurbelte das Fenster ihres gemieteten BMWs runter.
»Ich werde keinesfalls anhalten bei einem dieser Läden, so originell sie auch sein mögen, bevor ich nicht einen anständigen Parkplatz gefunden habe.«
»Ich habe gerade einen Geist gesehen.« Pamela fiel zurück in den Sitz und fasste sich ans Herz.
»Hier gibt es Hexen, Pamela, keine Geister.«
»Nein, nein, Donald. Helen Remington. Evan Remingtons Frau. Ich könnte schwören, dass ich gerade ihren Geist gesehen habe.«
»Ich vermag nicht einzusehen, warum sie den ganzen weiten Weg gemacht hat, um ausgerechnet hier zu spuken. Hier gibt’s ja noch nicht mal Parkplätze.«
»Ich meine es absolut ernst. Die Frau hätte ihr Double sein können – bis auf das Haar und die Kleidung. Hätte man Helens Leiche gefunden, dann bestimmt nicht in diesem scheußlichen Pullover.« Sie verdrehte ihren Hals, um den Supermarkt im Blickfeld zu behalten. »Dreh um, Donald. Ich muss da rein und sie mir näher ansehen.«
»Sobald ich einen Parkplatz gefunden habe.«
»Sie hat genauso ausgesehen wie sie«, murmelte Pamela. »Zu seltsam, das haut mich richtig um. Arme Helen. Ich war eine der Letzten, die mit ihr vor diesem schrecklichen Unfall gesprochen hat.«
»Was du mir schon ungefähr tausendmal erzählt hast in den vergangenen Monaten, seit sie über die Klippen gestürzt ist.«
»So etwas geht dir nicht aus dem Kopf.« Pamela nahm eine bockige Haltung an. »Ich mochte sie sehr gern. Sie und Evan waren ein wundervolles Paar. Sie war so jung und hübsch, hatte alles, was man sich nur wünschen konnte. Wenn so etwas passiert, erinnert es dich daran, dass sich das Leben im Bruchteil einer Sekunde verändern kann.«
Als Pamela es endlich geschafft hatte, ihren widerstrebenden Ehemann in den Supermarkt zu zerren, war Nell bereits zu Hause und packte ihre Einkäufe aus, überlegte, ob sie Couscous kochen oder eine neue scharfe Soße mit roten, in Scheiben geschnittenen Kartoffeln ausprobieren sollte.
Sie beschloss, die Entscheidung zu vertagen, schaltete das Radio ein, das Zack ihr mitgebracht hatte, und machte es sich mit ihrer neuen Ausgabe von Saveur gemütlich.
Sie nahm sich einen Apfel aus dem Fruchtkorb auf dem Tisch, griff nach ihrem Notizblock und skizzierte einige Ideen, zu denen sie ein Artikel über Artischocken inspiriert hatte.
Sie wechselte zu einem Artikel über australische Weine und notierte sich die wesentlichen Aussagen des Autors.
Das Geräusch von Fußtritten ließ sie nicht mehr zusammenzucken, sondern erzeugte ein Glücksgefühl in ihr, als sie Zack reinkommen sah.
»Ein bisschen früh für den Hüter von Recht und Ordnung, sein Tagewerk zu beenden, nicht wahr?«
»Ich habe mit Ripley getauscht.«
»Was ist in dem Karton?«
»Ein Geschenk.«
»Für mich?« Sie stand auf und lief schnell zur Anrichte. Ihre Augen weiteten sich, sie bekam den Mund nicht wieder zu. Liebe und Lust überschwemmten sie.
»Eine Küchenmaschine. Multifunktional. Luxusmodell.« Ehrfürchtig fuhr sie mit ihren Händen über den Karton, so als würde sie ein Nerzfell streicheln. »Oh, mein Gott!«
»Meine Mutter hat immer gesagt, wenn ein Mann einer Frau etwas schenkt, was in eine elektrische Steckdose passt, sollte er unbedingt dafür gesorgt haben, dass seine Lebensversicherung voll bezahlt ist. Aber ich glaube, für dieses Haus gilt diese Regel nicht.«
»Es ist die Beste auf dem Markt. Ich wollte sie immer schon haben.«
»Ich habe gesehen, wie du sie ständig sehnsüchtig im Katalog betrachtet hast.« Er fing sie auf, als sie auf ihn zusprang, um sein Gesicht mit Küssen zu bedecken. »Ich schätze, ich kann das mit der Lebensversicherung vergessen.«
»Sie ist
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