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Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zwei Schwestern. Deswegen fiel es Mia viel schwerer, sich zu setzen, sich zu öffnen, als gegenüber irgendeiner Fremden.
    Aber die Angelegenheit war wichtiger als Fehden und lang gehegter Groll. Sie setzte sich zu Ripley und sah sie an. »Auf dem Mond war Blut.«
    »O bitte …«
    Bevor Ripley weitersprechen konnte, schoss Mias Hand vor und griff nach ihrem Handgelenk. »Probleme, große Probleme kommen auf uns zu. Eine dunkle Kraft. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich das nicht sagen würde, ausgerechnet dir sagen würde, wenn ich nicht sicher wäre.«
    »Und du kennst mich gut genug, um zu wissen, was ich über Zeichen und Omen denke.« Aber eine eisige Kälte kroch in ihr hoch.
    »Es kommt, nachdem die Blätter gefallen sind, noch vor dem ersten Schnee. Das weiß ich genau, aber ich kann nicht erkennen, was es ist oder woher es kommt. Etwas blockiert es.«
    Es störte Ripley, wenn Mias Augen so dunkel, so nachdenklich
waren. Sie schienen dann uralt zu sein. »Um die Probleme der Insel werden Zack und ich uns schon kümmern.«
    »Das genügt nicht. Ripley, Zack liebt Nell, und du liebst ihn. Um sie geht es hierbei, ich fühle das. Wenn du dich nicht beugst, wird etwas zerbrechen. Etwas, das keiner von uns jemals wieder heilen kann. Ich kann es alleine nicht schaffen, und Nell ist noch nicht so weit.«
    »Ich kann dir dabei nicht helfen.«
    »Du willst nicht.«
    »Können oder wollen kommt auf das Gleiche raus.«
    »Ja, tut es«, sagte Mia als sie aufstand. In ihrem Blick lag keine Wut – das wäre leichter zu ertragen gewesen. Es war Müdigkeit. »Verleugne, was du bist, verlier, was du hast. Ich hoffe aufrichtig, dass du es nicht bereuen musst.«
    Mia ging hinunter, um ihre Literaturgruppe zu begrüßen und sich um das Nächstliegende zu kümmern.
    Wieder alleine, stützte Ripley ihr Kinn auf ihre geballte Faust. Sie sollte sich schuldig fühlen, das war alles. Wenn Mia gerade keine boshaften Pfeile abschoss, verteilte sie haufenweise ekelhafte Schuldgefühle. Ripley würde nicht darauf reinfallen. Wenn es einen roten Nebel um den Mond gab, hatte das mit atmosphärischen Störungen zu tun und nicht das Geringste mit ihr.
    Sie würde die Zeichen und Omen Mia überlassen, die sie ja so genoss.
    Sie hätte heute Abend nicht herkommen sollen, hätte sich nicht in eine Situation begeben sollen, in der Mia versuchen konnte, sie festzunageln. Sie ärgerten sich pausenlos nur gegenseitig. Das taten sie nun schon seit über einem Jahrzehnt.
    Aber es war mal anders, ganz anders gewesen.
    Sie waren Freundinnen gewesen, und zwar unzertrennliche, bis zur Pubertät. Ripley erinnerte sich daran, dass ihre Mutter sie immer Zwillinge des Herzens genannt hatte. Sie
hatten alles miteinander geteilt, und vielleicht war das das Problem gewesen.
    Interessen änderten sich im Laufe der Zeit, Kinderfreundschaften entwickelten sich auseinander. Aber sie und Mia hatten sich nicht auseinander entwickelt. Ihre Freundschaft hatte abrupt aufgehört. Als hätte man sie in der Mitte mit einem Schwert durchtrennt. Abrupt und mit Gewalt.
    Aber sie hatte das Recht gehabt, ihren eigenen Weg zu gehen. Es war richtig gewesen, ihren eigenen Weg zu gehen. Und sie würde nicht wieder umkehren, nur weil Mia nervös war wegen irgendwelcher atmosphärischer Störungen.
    Sogar, wenn Mia Recht hätte und Probleme auf sie zukamen, würden diese auf gesetzlichem Weg und nicht durch Zauberei beseitigt werden können.
    Sie hatte diese ganzen kindischen Dinge beiseite geräumt, das ganze Spielzeug, an dem sie nicht mehr interessiert war. Das war vernünftig, erwachsen. Wenn man sie jetzt ansah, sah man Ripley Todd, stellvertretender Sheriff, eine verlässliche, verantwortungsbewusste Frau, die ihren Job tat, und keine aufgeblasene Insel-Priesterin, die ihnen Pülverchen zusammenrührte, um ihr Sexleben aufzumotzen.
    Sogar ihre Gedanken hatten den Charakter einer Verteidigung, dachte sie irritiert, sammelte ihr Geschirr zusammen und trug es in die Küche. Ihr Schuldbewusstsein nagte an ihr und sorgte dafür, dass sie ihr Geschirr abspülte, es in die Spülmaschine stellte und sie die Spüle abputzte.
    Das, fand sie, glich ihre Schulden nun wirklich überreichlich aus.
    Sie konnte die Stimmen hören, alles weibliche, die vom Laden heraufwehten. Sie konnte den Weihrauch riechen, den Mia abgebrannt hatte, der Geruch für Schutz. Ripley machte sich durch die Hintertür davon. Keine zehn Pferde hätten sie jetzt dazu bringen können, an dieser lebhaften

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