Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
Bumerang erweisen und auf unerwartete Weise zurückprallen.
Sie würde es einfach halten, etwas wählen, das niemanden direkt betraf und infolgedessen auch niemandem weh tun konnte.
Sie nahm zuerst ihren Besen, fegte die negative Energie weg und stellte ihn dann neben die Küchentür, um sie weiterhin fern zu halten. Während Diego sich schnurrend an ihren Beinen rieb, wählte sie die Kerzen aus, beschriftete sie mit den passenden Symbolen. Da sie jede Hilfe gebrauchen konnte, wählte sie Kristalle aus, die die Energie unterstützen sollten. Sie verteilte sie um den Topf mit den erfrorenen Geranien, den sie mitgebracht hatte von Zacks Vorderveranda.
Sie griff auf einen Heilzauber zurück, den Mia auf ein Stück Pergament mit lila Tinte geschrieben hatte, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Worte.
»Es geht los«, wisperte sie.
»Diese kranke Blume, die ich heilen will, befreie von ihren verwelkten Blättern schnell. Hm … Ihre Blütezeit ist schon Vergangenheit, ihre Farben erfreuen alle und tun niemand ein Leid. Hilf, die Blüten in ihr zu befrein. Das ist mein Wille, so soll es sein.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, wartete. Die Geranie sah absolut unverändert aus. Nell beugte sich über sie, suchte sie intensiv nach kleinsten Anzeichen für grüne Blätter ab, starrte so lange, bis ihre Augen tränten.
Sie richtete sich wieder auf. »Das war wohl nichts. Ich fürchte, ich bin noch nicht so weit.«
Aber vielleicht sollte sie es noch einmal probieren. Sie musste es sich vorstellen, musste die Blume frisch und voll erblüht sehen. Sie musste die Blätter und Blüten riechen, ihre Energie kanalisieren. Oder war es die Energie der Pflanze? Jedenfalls wäre sie eine ziemlich armselige Hexe, wenn sie schon nach einem einzigen Versuch aufgeben würde.
Sie schloss ihre Augen wieder, wiederholte die Prozedur und fuhr zusammen, als sie das kurze Klopfen an ihrer Hintertür hörte. Sie sprang so schnell auf, dass sie Diego aus Versehen einen Fußtritt gab, der ihn quer durchs kleine Zimmer in eine Ecke beförderte – wo er anfing, sich sorgfältig zu putzen, als hätte er genau das sowieso vorgehabt.
Kichernd öffnete Nell Ripley die Tür.
»Ich bin hier vorbeigefahren und habe das Kerzenlicht gesehen. Hast du Probleme mit der Elektrizität?« Während sie fragte, blickte sie an Nell vorbei und sah die Ritualkerzen auf dem Tisch. »Oh.«
»Ich übe, und es sieht so aus, als müsste ich noch reichlich üben. Komm rein.«
»Ich möchte dich nicht stören.« Sie hatte sich seit dem Treffen der Literaturgruppe vorgenommen, jeden Abend hier vorbeizukommen oder wenigstens vorbeizufahren. »Ist das nicht die tote Pflanze von unserer Veranda?«
»Sie ist noch nicht tot, aber nahe dran. Ich habe Zack gesagt, dass ich gern versuchen würde, sie wieder hochzupäppeln.«
»Zaubersprüche für tote Geranien? Mann, das haut mich um.«
»Ich dachte, dass ich damit keinem schaden könnte, gesetzt den Fall, ich mache einen Fehler. Möchtest du einen Tee? Er ist fertig.«
»Gut, warum nicht? Zack bat mich, dir zu sagen, dass er vorbeischaut, sobald er fertig ist. Wir hatten einen Fall von Trunkenheit und Ruhestörung, ein Jugendlicher. Er hat fast das ganze Sechserpack Bier ausgetrunken, das er seinen Eltern aus dem Kühlschrank geklaut hat. Zack bringt ihn gerade nach Hause.«
»Jemand, den ich kenne?«
»Der Stubens Junge, der Älteste. Seine Freundin hat ihn gestern verlassen, und deshalb hat er in Daddys Bier geheult. Weil er sich danach noch viel mieser fühlt, wird er sich das nächste Mal vielleicht eine andere Möglichkeit überlegen, seinen Liebeskummer zu lindern. Was riecht hier eigentlich so gut?«
»Ich grille eine Schweinelende. Du bist herzlich zum Mitessen eingeladen.«
»Vielen Dank, aber ich habe nicht die geringste Lust, euch dabei zu beobachten, wie ihr euch verliebte Blicke zuwerft. Wenn ihr was übrig lasst und Zack es mir mit nach Hause bringt, hätte ich allerdings nichts dagegen.«
»Gerne.« Sie reichte Ripley eine Tasse Tee. »Aber wir werfen uns keine verliebten Blicke zu.«
Ripley grinste nur, und Nell holte einen Teller mit kleinen
Horsd’œuvres aus dem Kühlschrank. Ripley erstarrte vor Ehrfurcht. »Mann, ist das etwa euer übliches Abendessen?«
»Ich spanne Zack als meinen Vorkoster ein.«
»Glücklicher Bastard.« Ripley kostete ein Schafskäseröllchen. »Alles, was er nicht mag, kannst du getrost mir schicken. Ich sage dir gern, ob es schmeckt.«
»Wie
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