Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Rauchfahne stieg aus dem Steinkamin empor, und auf der kleinen überdachten Veranda döste eine Katze neben einem Holzschaukelstuhl.
Hier hat sich jemand ein Heim eingerichtet, dachte er, und hält es gewissenhaft in Stand.
Das Licht ist ungünstig, sagte er sich. Doch er wusste, er musste diesen Ort, dieses Gefühl einfangen. Er würde die Person, die hier lebte, fragen, ob er noch einmal vorbeikommen dürfte, um seine Aufnahmen zu machen.
Während er im Regen stand, streckte sich die Katze behaglich und setzte sich auf die Hinterbeine. Sie beobachtete ihn aus hellen Augen, die von verblüffendem Blau waren.
Dann war sie da – stand in dem peitschenden Regen, von Nebelschwaden umwirbelt. Er hatte ihr Nahen nicht gehört, und sie befand sich bereits auf halbem Weg zwischen dem kleinen Haus und den eingestürzten Mauern der alten Burg. Eine Hand hatte sie zu ihrem Herzen erhoben, und ihr Atem ging schnell, als wäre sie gerannt.
Ihr Haar war nass, hing in tiefroten Flechten über ihre Schultern und umrahmte ein Gesicht, das wie aus Elfenbein gemeißelt zu sein schien. Ihr Mund war weich und voll und zitterte leicht, als sie die Lippen zu einem einladenden Lächeln bewegte. Ihre Augen waren sternenblau und flossen über vor Gefühlen, so machtvoll wie der Sturm.
»Ich wusste, dass du kommst.« Ihr Umhang flatterte auf, als sie auf ihn zu rannte. »Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie mit irischem Trällern in der Stimme, ehe sie ihn stürmisch küsste.
Zwei
Er fühlte eine blendende, versengende Freude. Und eine dunkle, ursprüngliche Lust.
Ihr Geschmack, scharf und stark, tränkte seinen Organismus wie der Regen seine Haut. Er konnte nicht anders, als diesen Geschmack tief in sich aufzunehmen. Ihre Arme waren um seinen Hals geschlungen, ihr schlanker, wohl gerundeter Körper presste sich innig an den seinen und die daraus strömende Hitze sickerte durch sein klatschnasses Hemd hindurch bis in seine Knochen.
Ihr Mund war so wild und fiebrig wie der tobende Gewitterhimmel über ihnen.
Es war alles beängstigend vertraut.
Er legte die Hände auf ihre Schultern, schwankte einen Schwindel erregenden Moment lang, ob er sie näher an sich ziehen oder wegstoßen sollte. Schließlich wich er selbst ein Stück zurück und hielt sie in Armeslänge von sich entfernt.
Sie war schön. Sie war erregt. Und sie war, wie er sich rasch einredete, eine Fremde für ihn. Er legte den Kopf zur Seite, entschlossen, die Situation in den Griff zu bekommen.
»Ein wirklich gastfreundliches Land.«
Er sah das Flackern in ihren Augen, die dunkle Trauer, die aufflammende Enttäuschung. Doch er konnte nicht wissen,
wie tief ihr diese Trauer, diese Enttäuschung ins Herz schnitt.
Er ist da, sagte sie sich. Er ist gekommen. Und das ist im Moment das Wichtigste. »Ja, stimmt.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, ließ ihre Finger noch eine Sekunde in seinem Haar verweilen, ehe sie die Hände senkte. »Willkommen in Irland und in der Burg der Geheimnisse.«
Er sah zu den Ruinen hinüber. »Ist das der Name der Burg?«
»Das ist der Name, den sie jetzt trägt.« Sie musste an sich halten, um ihn nicht mit den Augen zu verschlingen, jeden Zentimeter von ihm. Stattdessen machte sie eine einladende Handbewegung, wie man es bei einem zufällig vorbeikommenden Wanderer tun würde. »Du hast einen weiten Weg hinter dir. Tritt ein und setz dich an mein Feuer.« Sie lächelte ihn an. »Wärm dich bei einer Tasse Tee mit Whiskey auf.«
»Du kennst mich nicht.« Er ließ das wie eine Feststellung klingen, nicht wie eine Frage. Musste das tun.
Als Antwort blickte sie zum Himmel empor. »Du bist durchnässt«, sagte sie, »und es weht ein kalter Wind. Das genügt, um dir einen Platz am Feuer anzubieten.« Sie drehte sich um und trat auf die Veranda hinauf, wo die Katze ihr sofort an den Beinen entlangstrich. »Du hast eine so weite Reise auf dich genommen.« Sie sah ihm in die Augen, hielt seinen Blick fest. »Möchtest du nicht in mein Haus kommen, Calin Farrell, und dich aufwärmen?«
Er strich das tropfnasse Haar aus seinem Gesicht, spürte, wie er innerlich zitterte. »Wieso kennst du meinen Namen?«
»Auf dieselbe Weise wie du den Weg hierher kanntest.« Sie nahm die Katze hoch, strich ihr über den seidigen Kopf. Beide beobachteten ihn geduldig aus weiten blauen Augen. »Ich habe heute Morgen frisches Teegebäck gebacken. Du wirst hungrig sein.« Mit diesen Worten betrat sie das Haus, überließ es ihm, ihr zu folgen oder
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