Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
kehrtzumachen.
Ein Teil von ihm wollte zum Wagen zurück, wollte wegfahren und so tun, als hätte er sie oder diesen Ort nie gesehen. Aber er ging auf die Veranda und folgte ihr. Er brauchte Antworten, und darunter waren offenbar auch einige, die sie ihm geben könnte.
Kaum war er im Haus, schlug ihm eine wohlige Wärme entgegen, in der es nach frischen Backwaren duftete, nach glimmendem Torffeuer, nach frisch gepflückten Blumen.
»Fühl dich wie zu Hause.« Sie setzte die Katze auf dem Boden ab. »Ich werde den Tee aufbrühen.«
Cal betrat das winzige Wohnzimmer und stellte sich in die Nähe des Feuers. Überall waren Blumen, stellte er fest, deren Blütenblätter noch feucht waren. Sie füllten die Vasen auf dem steinernen Kaminsims, die Krüge auf dem Tisch neben dem Fenster.
Neben dem Kamin stand ein Rohrsessel, aber er setzte sich nicht. Stattdessen studierte er den Raum mit dem scharfen Auge des Künstlers.
Ruhige Farben, dachte er. Nicht blass, sondern wohltuend in ihrer Mischung aus dunklen Rosa- und moosigen Grüntönen. Webteppiche auf dem spiegelblank polierten Holzboden, der einen zarten Bienenwachsgeruch verströmte. Überall Kerzen in verschiedenen Größen, in Ständern aus Glas, Silber und Stein.
Und dort, neben dem Kamin, ein Spinnrad. Sicher eine Antiquität, überlegte er, während er näher trat, um es genauer zu betrachten. Das dunkle Holz schimmerte rötlich, und daneben stand ein Strohkorb, bis obenhin mit wunderschön gefärbter Wolle gefüllt.
Wären da nicht die Lampen und deren juwelenartiger Schein gewesen und die kleine Stereoanlage, die in einem Regal zwischen einem Stapel Bücher verstaut war, hätte er dem Gedanken verfallen können, in ein anderes Jahrhundert geraten zu sein.
Abwesend bückte er sich, um die Katze zu streicheln, die sich schmeichelnd an seinen Beinen rieb. Ihr Fell war warm und feucht. Real. Er war nicht in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt worden. Oder in einen Traum. Er würde seiner Gastgeberin gleich einige sehr konkrete Fragen stellen, beschloss er. Und er würde sich nicht eher von der Stelle rühren, bevor er nicht befriedigende Antworten erhalten hätte.
Während sie das Teetablett durch die kleine Diele trug, machte sie sich Vorwürfe, weil sie im Sturm ihrer Gefühle die Kontrolle verloren hatte, weil sie zu schnell vorgegangen war, zu viel gesagt hatte. Zu viel erwartet hatte.
Er kannte sie nicht. Oh, das schnitt ihr mitten durch das Herz, traf sie in ihrer Seele. Aber es war töricht von ihr gewesen, etwas anderes zu erwarten, da er ihre Gedanken ausgesperrt hatte, ihr Verlangen nach ihm seit mehr als fünfzehn Jahren.
Sie hatte sich weiterhin heimlich in seine Träume gestohlen, um seine Entwicklung vom Knaben zum Mann zu beobachten, während sie in dieser Zeit selbst zur Frau erblüht
war. Doch Stolz, Gekränktsein und Liebe hatten sie davon abgehalten, ihn zu rufen.
Bis ihr keine andere Wahl mehr geblieben war.
Sobald sein Fuß die Erde ihrer Heimat berührt hatte, hatte sie es gewusst. Und ihr Herz hatte vor Freude gesungen. War es so falsch gewesen, so einfältig, sich auf ihn vorzubereiten? Das Haus mit Blumen zu füllen und die Küche mit Backwaren? Sich in Ölen aus selbst gesammelten Blumen und Kräutern zu baden, ihre Haut einzusalben wie es eine Braut für ihre Hochzeitsnacht tun würde?
Nein. Auf der Schwelle zum Wohnzimmer holte sie tief Luft. Sie hatte sich für ihn vorbereiten müssen. Jetzt musste sie den richtigen Weg finden, ihn für sie vorzubereiten – und auf das, was sie sehr bald zusammen durchstehen mussten.
Er ist schön, dachte sie, als sie beobachtete, wie er die wohlig schnurrende Katze streichelte. Wie viele Nächte hatte sie sich im Schlaf unruhig hin und her geworfen, sich nach diesen langen, schmalen Fingern auf ihrer Haut gesehnt?
Oh, nur einmal seine Berührung fühlen.
Wie viele Nächte hatte sie davon geträumt, dass seine Augen, grau wie Sturmwolken, auf ihr ruhten, während er tief in sie eindrang und ihr seinen Samen schenkte?
Oh, nur einmal mit ihm vereint sein, einmal diese sanften, geheimen Laute in der Nacht hören.
Sie waren dafür bestimmt, miteinander Liebe zu machen. Und das zumindest, glaubte sie, würde er akzeptieren. Denn ein Mann hatte Bedürfnisse, das wusste sie, und dieser eine Mann war bereits körperlich mit ihr verbunden –
ganz gleichgültig, wie sehr er sich auch gegen die Erinnerung wehrte.
Aber ohne Liebe während des Aktes würde es keine Freude geben. Und keine
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