Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
werde nicht versagen.«
»Es geht nicht um mich.« Sie fuhr mit ihrem Finger über
Mias Wange, und sie fühlte die warme Linie. »Achte darauf, nicht bei dir selbst zu versagen. Du bist mehr, als ich war.«
Sie blickte zurück in die Höhle. »Du vergisst zu häufig, dass er auch in dir ist.« Sie streichelte den Pelz, drehte sich um, und ihre Augen begegneten Sams. »Und ich in dir.«
Sie schritt über den Sand. »Es lauert in der Dunkelheit.« Und sie verschwand wie Rauch.
Das Licht in der Höhle erlosch.
»Ich kann sie riechen.« Mia umschloss mit ihren Händen die Luft, als wäre sie Wasser, und hielt sich die Hände vor die Nase. »Lavendel und Rosmarin. Hast du das Amulett gesehen?«
Er hob die silberne Scheibe mit dem Mondstein an, die um Mias Hals lag. »Es war diese. Und als ich ihr Gesicht sah, sah ich deins«, sagte er und hob Mias Kinn an.
»Ich muss über vieles nachdenken.« Sie wollte sich schon abwenden, als ihr Blick nach oben fiel. Sie sah, wie ein Dunstschleier, dunkel wie schwarze Tinte, den Rand des Mondes verdunkelte.
»Es gibt Schwierigkeiten«, wisperte sie, Sekunden bevor sie das Grollen hörten.
Nebel stieg über dem Meer auf, kroch über den Sand. Der Wolf watete durch den Nebel, sein Pentagramm blitzend weiß in der Dunkelheit. Seine Augen brannten rot, als er die Zähne fletschte.
Zum zweiten Mal an diesem Abend stieß Sam Mia hinter sich. Stellte sich schützend vor sie. »Geh. Jetzt gleich. Geh zurück ins Haus.«
»Ich werde nicht hiervor weglaufen.« Sie trat an seine Seite, klar sichtbar, und beobachtete, wie diese mörderischen roten Augen sie abtasteten. Sie hatte keine Zeit, den Kreis zu schließen, und sprach den Bann, allein:
»Luft, die Wirbel und Stürme entfacht, soll sich erheben mit aller Macht. Die Erde unter dem Meer erbeben, Mauern aus Wasser mich beschützen!«
Sie warf ihre Arme in die Luft, durch den tosenden Sturmwind. Ihr Haar umflatterte sie, eine wilde rote Flut. Und beim Ruf ihrer Stimme erhoben sich die sanften Wellen der Bucht, höher und noch höher.
Die Welt brüllte.
»Wütet und schlagt und tut ihm weh, Luft und Erde und die stürmische See. Mit der Flamme, die in mir aufsteige, widerstehe ich im brennenden Kreise. Du, der du aus dem Sumpf gekrochen heuer, komm, wenn du dich traust, und sieh mein Feuer!«
Ein runder Blitz kam aus dem Himmel geschossen, lodernd wie ein flammender Komet. Kurz bevor er zischend in die See stürzte, sah sie, wie der Wolf den Schwanz einzog und in den Nebel zurückkroch.
»Feigling«, rief sie laut, mitgerissen von ihrer eigenen Macht.
»Mia.« Sams Stimme war fest. »Kannst du es zurückhalten?«
»Das habe ich gerade getan.«
»Nein, Baby. Die Welle.«
»Ah.« Mit einem Blick auf die Wasserwand, die inzwischen vier Meter hoch war und unter dem wütenden Sturm vorwärtsgepeitscht wurde, hob sie einen Arm. Sie zielte mit ihm wie mit dem Lauf einer Pistole, konzentrierte ihre Energie – und schwang ihn in Richtung Meer.
Die Welle löste sich auf in einen Schauer silberner Tropfen. Ihr kühler Regen besprühte das Ufer, ihre Haare und ihre Haut, als sie ihre Hand ballte und den Sturmwind darin einfing.
Die Nacht war wieder glasklar, die Brise sanft wie eine Elfe. Sie warf ihren Kopf zurück, holte tief Luft und fühlte, wie die Hitze ihrer Macht durch ihr Blut strömte. »Nun, das hat ihm einen Vorgeschmack gegeben, nicht wahr?«
Sam umklammerte immer noch ihre Schulter, die er nicht losgelassen hatte, seit sie hinter ihm vorgetreten war. »Wie oft hast du diesen Bann schon benutzt?«
»Um ehrlich zu sein, dies war das erste Mal, dass ich ihn ganz benutzt habe.« Sie atmete lächelnd aus. »Es war besser als Sex.«
Sie drehte sich um, als sie vom Kliff Rufe und das Geräusch näher eilender Schritte hörte, und machte sich bereit, ihre Freunde zu beruhigen.
»Ist mit dir auch wirklich alles in Ordnung?«
Mia umfasste Nells streichelnde Hand. »Mir geht es gut.«
»Gut, ich könnte jetzt einen Drink gebrauchen.« Ripley öffnete geräuschvoll eine Bierflasche und sah Mia fragend an. »Du auch?«
»Nein danke.« Sie fühlte sich auch so schon wundervoll beschwipst.
»Etwas Limonade für die kleine Mutter.« Ripley schenkte Nell ein Glas ein. »Setz dich endlich hin, Nell. Du machst mich ganz nervös.«
»Ich denke, wir sollten runtergehen und schauen, was sie machen.«
»Oh, lass sie bloß mit ihrem Spielzeug allein.« Unruhig ging Ripley auf der Veranda hin und her. Mac und die anderen
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