Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
schmusen?«
»Wahrscheinlich.«
»Lass uns so tun als ob.« Er suchte ihren Mund. »Komm zurück mit mir.«
Bevor sie es richtig begriffen hatte oder auch nur nein denken konnte, wirbelte sie schon davon. Sie tanzten jetzt nicht länger im Sand, sondern umarmten sich im Schatten der Highschool-Turnhalle, umweht von einem frischen Herbstwind und dem Duft alter Blätter und Chrysanthemen.
Aus dem Gebäude dröhnte Musik – ein ohrenbetäubender Lärm von Schlagzeug und Gitarren. Ihre Hände streichelten das kühle, abgetragene Leder seiner Jacke und die seidige Wärme seiner Haare.
Er war schlanker, sein Mund noch nicht ganz so kunstfertig, aber, oh, wie ihrer ihm antwortete.
Ein heller Strahl von Liebe blendete sie.
Sie murmelte seinen Namen, gedankenlos. Und bot ihm alles an.
Es war der Schmerz, der in ihr aufstieg und wie eine Wunde klopfte, der sie zurückbrachte.
Schwer atmend schob sie ihn weg. »Du gemeiner Kerl, verdammt! Das war nicht fair.«
»Nein. Es tut mir leid.« Sein Kopf drehte sich immer noch. Er konnte immer noch die erste frische Herbstluft, die die letzte feuchte Sommerluft vertrieb, spüren. »Nein, es war nicht fair. Ich habe es getan, ohne nachzudenken. Geh nicht weg.« Er presste sich die Hände auf die Augen, als sie sich von ihm abwandte.
Er hatte es nicht geplant, sonst hätte er diesen Impuls unterdrückt, sie mit einem Fingerschnipsen zurückzuversetzen.
Wie hätte er wissen können, wie es sich anfühlte, ihre bedingungslose Liebe von damals wieder zu spüren. Dieses absolut reine Gefühl von ihr?
Und zu realisieren, dass er es weggeworfen hatte und es vielleicht nie, nie wieder erleben würde.
Als er wieder bei sich war, sah er, wie sie mit verschränkten Armen nah am Wasser stand und aufs Meer starrte.
»Mia.« Er ging zu ihr, berührte sie aber nicht. Einer von ihnen würde zusammenbrechen, wenn er das täte, da war er sich sicher. »Ich habe keine Entschuldigung, weiß nicht, wie ich mich für diese Manipulation entschuldigen kann. Ich kann dir nur sagen, dass ich nicht die Absicht hatte.«
»Du hast mir wehgetan, Sam.«
»Ich weiß.« Und mir auch, dachte er. Mehr, als ich mir vorstellen konnte.
»Die Zeit kann nicht ausgelöscht werden. Und sollte sie auch nicht.« Sie drehte sich jetzt um, ihr Gesicht war sehr blass. »Ich möchte nicht wieder das Mädchen von damals sein. Ich möchte nicht aufgeben, was ich aus mir gemacht habe.«
»Ich würde nicht das Geringste ändern wollen an dir. Du bist die erstaunlichste Frau, die ich kenne.«
»Worte sind einfach.«
»Nein, sind sie nicht. Einige waren für mich nie leicht. Mia …«
Aber als er sie umarmen wollte, trat sie zurück. Dann erstarrte sie, als sie das blasse blaue Licht sah, das aus der Höhle drang. »Hör auf. Du gehst zu weit.«
Er sah es auch, und deswegen berührte er sie jetzt, damit sie es fühlte und ihm glaubte. »Das bin nicht ich. Warte hier.«
Er schob sie hinter sich und schritt schnell auf die Höhle
zu. Er blieb erst stehen, als er am Eingang angekommen war. Er hörte, wie sie hinter ihn trat, sagte aber nichts, als sie beide ins Innere der Höhle schauten.
Das Licht innen drin war warm blau, die Schatten tief und still wie ein Brunnen. Im Licht sah man zwei Menschen, Statuen gleich.
Dann atmeten sie.
Der Mann war wunderschön. Die geschmeidigen Muskeln seines langen, nackten Körpers glitzerten vor Nässe. Sein langes Haar war schwarz glänzend, dampfte vor Feuchtigkeit und fiel ihm über seine Schulter, als er sich im Schlaf umdrehte.
Die Frau war ebenfalls wunderschön. Groß und schlank in ihrem schwarzen Umhang, stand sie über ihm und betrachtete ihn. Ihre Kapuze war zurückgeschlagen und gab ungebärdige Locken frei, die ihr bis zur Taille hinabfielen.
In ihren Armen hielt sie einen Pelz, schwarz wie die Nacht und noch nass vom Seewasser.
Als sie sich umdrehte, schien es Mia, als blickte sie in ihr eigenes Gesicht, mit einer Haut, die vom Licht tausender Kerzen erleuchtet schien.
»Liebe«, sagte die, die einst Feuer war, »ist nicht immer weise.« Sie ging ihnen entgegen, wiegte den Pelz wie ein Baby in ihren Armen. »Sie stellt keine Bedingungen, kennt kein Bedauern.« Sie rieb sich ihre Wange am Pelz, als sie aus der Höhle trat. »Die Zeit ist kürzer, als du denkst.«
Mia hob eine Hand, in einer sowohl tröstenden als auch befehlenden Geste. »Mutter?« Die, die einst Feuer war, blieb stehen, und ihre Schönheit erblühte, als sie lächelte. »Tochter.«
»Ich
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