Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Milch-Abteilung. »Ich habe einen hübschen kleinen Hexenladen gefunden. Sie hatten dort eine wundervolle Sammlung von Glasglocken.«
»Davon kann man nie genug haben.«
»Das ist auch meine Ansicht«, stimmte sie ihm zu und nahm sich eine Tüte Milch.
»Danke.« Er nahm sie ihr aus der Hand und klemmte sie sich unter den Arm. »Kommst du heute Abend zu mir zum Essen? Dann kannst du mir alles von deinem Ausflug erzählen.« Er benahm sich nicht so, wie sie erwartet hätte. Es gab kein Anzeichen von Ärger über ihren abrupten Aufbruch, keine Fragen, wo sie gewesen war und was sie getan hatte. Sie fühlte sich dementsprechend schuldig und schäbig.
Verdammt clever von ihm, dachte sie.
»Tatsächlich koche ich heute Abend. Ich wollte dich noch anrufen.« Sie packte einen kleinen runden Brie in ihren Wagen. »Ich muss einiges mit allen besprechen. Kannst du um sieben Uhr?«
»Sicher.«
Er beugte sich vor, umfasste ihre Wange mit seiner freien Hand, küsste sie auf die Lippen. Sanft, weich, lange, bis es sich zu einem Kuss, der etwas weniger Öffentlichkeit vertragen konnte, entwickelte. Als sie ihren Kopf hob, sah sie, dass seine Augen tiefdunkelblau waren.
»Ich liebe dich, Mia.« Er streichelte ihre Wange, bevor er zurücktrat. »Bis heute Abend.«
Sie blieb stehen an Ort und Stelle, ihre Hände umklammerten den Griff des Einkaufswagens, während er sich mit ihrer Milchtüte davonmachte.
Jahrelang, viele Jahre ihres Lebens hätte sie alles dafür gegeben, dass er sie so angesehen hätte, wie er es eben getan hatte, dass er ihr gesagt hätte, dass er sie liebe, wie er es eben getan hatte.
Warum ging es ihr jetzt, da er es getan hatte, nicht gut?
Warum musste sie deswegen weinen?
»Du hättest nicht früher kommen müssen.«
»Zack muss mit dem Patrouillenwagen kommen.« Nell half Mia beim Tischdecken und bewunderte das schöne alte Porzellan. »Im Moment muss er jederzeit abrufbereit sein. Außerdem helfe ich dir gerne, auch wenn es nicht danach aussieht, als bräuchtest du Hilfe.« Sie sah ins Esszimmer, wo bereits Blumen und Kerzen standen. Die Fenster waren weit geöffnet, um die Sommerluft hereinzulassen.
»Du kannst mein Frikassee überprüfen«, sagte Mia und legte Nell einen Arm um die Schultern.
»Vom Geruch her ist es perfekt.« Aber in der Küche nahm sie doch den Deckel ab, während Mia ihnen einen Eistee einschenkte. »Alles absolut perfekt.«
»Nur das Wetter spielt nicht mit.« Ruhelos wanderte Mia zur Tür, öffnete sie und atmete den Wind ein. »Wir bekommen noch Regen heute Abend. Schade, wir können leider keinen Kaffee trinken im Garten. Aber immerhin sind meine Winden in den letzten Tagen über dreißig Zentimeter gewachsen. Vielleicht bringt der Regen sie zum Blühen.«
Sie drehte sich um und sah, dass Nell sie anstarrte. »Was ist?«
»Oh, Mia, ich wünschte, du würdest mir sagen, was dich
so beunruhigt. Ich kann es nicht ertragen, wenn du so traurig aussiehst.«
»Tue ich das? Bin ich aber nicht.« Sie ging nach draußen und schaute hinauf in den Himmel. »Es wird eher stürmen als regnen. Wir hatten noch nicht genug Stürme diesen Sommer. Es ist so, als warteten sie und sammelten ihre Kräfte für den kommenden Gewittersturm. Ich würde gern auf meinen Klippen stehen und das Gewitter sehen.«
Sie ging zurück und versuchte, Nell zu beruhigen. »Ich bin nicht traurig, nur unruhig. In mir wartet auch etwas, baut sich auf, wie dieser Sturm. Ich kann nichts dagegen machen. Ich kann nicht sehen, was kommt. Es frustriert mich, nichts sehen zu können, nichts zu wissen.«
»Vielleicht schaust du am verkehrten Platz nach. Mia, als ich mich in Zack verliebt habe und in alle möglichen Richtungen gezogen wurde, warst du für mich da. Warum lässt du es nicht zu, dass ich jetzt für dich da bin?«
»Ich verlasse mich auf dich.«
»Bis zu einem gewissen Grad. Wenn aber eine bestimmte Linie überschritten ist, ziehst du dich regelmäßig zurück. Und nur du kannst diese Linie überschreiten. Aber seit Sam zurück ist, ziehst du dich noch öfter hinter diese Linie zurück.«
»Dann kann ich dir in diesem Fall sagen, dass er das Gleichgewicht durcheinanderbringt.«
»Er bringt dich durcheinander«, korrigierte Nell sie und wartete, bis Mia sie ansah. »Liebst du ihn?«
»Ein Teil von mir liebte ihn schon von Geburt an. Ich habe diesen Teil verschlossen. Ich hatte keine andere Wahl.«
»Und das ist das Problem, nicht wahr? Nicht zu wissen, ob du diesen Teil wieder öffnen oder
Weitere Kostenlose Bücher