Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Wärme und Zuwendung aus. Die Ehe bekommt einigen Leuten ausgezeichnet, schloss er daraus. Sich ein bindendes Versprechen zu geben – nicht nur aus Statusgründen oder weil es sozial gut passte, sondern aus Liebe.
Das war seiner Ansicht nach ein sehr, sehr seltenes Geschenk. Bei ihm zu Hause gab es wenig Zuneigung. Oh, beileibe keine Vernachlässigung, Misshandlung oder Gemeinheit. Seine Eltern waren Partner, aber sie waren nie ein Paar. Und ihre Ehe war eine kühle, nützliche Fusion.
Er erinnerte sich gut daran, wie verblüfft, fasziniert und sogar etwas verlegen er als Junge gewesen war angesichts der offen gezeigten Zuneigung von Zacks Eltern.
Er dachte daran, wie sie jetzt auf ihrem Haus auf vier Rädern umherreisten und ihr Leben genossen. Seine Eltern wären allein bei dem Gedanken daran entsetzt.
Wie stark werden wir durch unsere Geburt geprägt?, fragte er sich. Hatte Zacks außergewöhnlich liebevolle Kindheit ihn prädisponiert, seine eigene liebevolle Familie zu gründen?
War es schlichtes Glück wie in der Lotterie?
Oder kommt es letztendlich darauf an, was wir selbst aus unserem Leben machen? Dass jede Wahl zu einer weiteren Wahl führt?
Er blieb stehen und betrachtete den weißen Lichtstrahl, der über das Wasser strich. Mias Leuchtturm, auf Mias Klippen. Wie oft hatte er diesen hoffnungsvollen Strahl betrachtet und an sie gedacht.
Sie gewollt.
Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann es begonnen hatte. Manchmal glaubte er sogar, dass er schon mit dem Wunsch, sie zu besitzen, geboren wurde. Und der Gedanke, dass er von Kräften gesteuert war, die seit Urzeiten existierten, hatte ihn in Angst und Schrecken versetzt.
Wie viele Nächte hatte er sich nach ihr verzehrt? Sogar, wenn er mit ihr zusammen war, wenn er mit ihr schlief, verzehrte er sich nach ihr. Seine Liebe war stürmisch gewesen, voll von grenzenloser Lust und elender Furcht.
Für sie war es einfach nur Liebe gewesen.
Während er am Ende des Strandes stand, schloss er die Augen und richtete seine Gedanken über das schwarze Wasser hinweg auf den Lichtstrahl. Über die Klippen, auf das steinerne Haus. Auf sie.
Aber die Mauern, die sie um sich herum aufgerichtet hatte, hielten sie ab, schickten sie zu ihm zurück.
»Du musst mich hereinlassen«, murmelte er. »Früher oder später.«
Aber er ließ für den Moment ab davon und machte sich auf den Rückweg zum Cottage. Die Stille, die er am ersten Tag begrüßt hatte, lastete jetzt auf ihm und wurde zu Einsamkeit. Er schüttelte sie ab, aber statt einzutreten ging er in das Wäldchen.
Solange Mia sich weigerte, mit ihm zu reden, würde er eben auf andere Weise erfahren, was er erfahren musste, sehen, was er sehen musste.
Die Dunkelheit war tief. Nur einige Sterne und eine schmale Mondsichel. Aber es gab andere Möglichkeiten zu sehen.
Er stimmte sich auf die Nacht ein. Er konnte das Plätschern eines kleinen Flusses hören und wusste, dass wilde Blumen an seinem Ufer schliefen. Ein kleines Tier huschte
durchs Gehölz, und eine Eule wehklagte. Ein Tier würde sterben, und eins würde Nahrung finden.
Er konnte die Erde riechen und Wasser, und er wusste, dass es noch vor dem Morgen regnen würde.
Er fühlte seine Macht anschwellen.
Er bewegte sich durch die Dunkelheit, durch die Bäume so sicher wie andere Menschen auf der Straße an einem sonnigen Nachmittag. Macht pulsierte in ihm, die aufsteigende Erregung der Magie.
Er konnte den Kreis, der geschaffen wurde, erkennen, obgleich der Boden nur mit gefallenen Blättern bedeckt war.
Die Drei sind stark, wenn sie verbunden sind, dachte er. Er hatte den gleichen Energieschub am Strand gespürt und gewusst, dass auch da ein Kreis gebildet worden war. Aber dieser hier war älter, und deshalb wollte er ihn sich auch zuerst ansehen.
»Es wäre einfacher, wenn du es mir sagen würdest«, sagte er laut. »Aber wahrscheinlich nicht so befriedigend. Nun denn.«
Er erhob seine Hände mit den Handflächen nach oben, wie Schalen.
»Zeig es mir. Ich rufe die Drei, für immer und ewig ein Teil von mir. Die Nacht soll mein Spiegel sein und mir die Sicht machen rein. Zeig mir, wie und warum dieser Kreis entstand, damit ich meine Aufgabe vollenden kann. Diese Vision sei ein Geschenk allein. Das ist mein Wille, so soll es sein.« Die Nacht zog sich zurück und bauschte sich wie ein Vorhang im Wind. Verschwand. Furcht, wie ein Kaninchen in einer Falle. Hass, scharf wie reißende Zähne. Und Liebe, umhüllt von Mut.
Er sah vor sich, was Zack
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