Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
sie es aufgab, die Tür mit ihren Blicken zu durchbohren, und wieder ihn ansah.
»Tatsache ist, dass ich mit Sam zusammen aufgewachsen bin und wir Freunde waren. Gute Freunde.«
»Waren ist das entscheidende Wort.«
»Nicht für mich.« Und für Zack war es genauso schlicht. »Mia bedeutet mir viel und er ebenfalls. Ich ergreife ungern Partei, nicht in meinen eigenen vier Wänden. Und ich möchte auch nicht, nicht um alles in der Welt, dass wir deswegen aneinandergeraten. Aber ich hätte ihn nicht einladen sollen, ohne vorher mit dir darüber zu sprechen. Ich werde ihm absagen.«
Sie unterdrückte einen Seufzer, was ihr nicht ganz gelang. »Das tust du nur, damit ich mir engstirnig und kleinlich vorkomme.«
Er wartete eine Sekunde. »Hat es funktioniert?«
»Ja, verdammt.« Sie schubste ihn beiseite. »Verschwinde hier. Wenn wir schon Gäste haben, gibt es keinen Grund, das Essen anbrennen zu lassen.«
Aber er blieb, wo er war, und ergriff ihre Hände, drückte sie. »Danke.«
»Bedank dich erst, wenn dieser Abend vorbei ist, ohne dass ihn eine Biene gestochen oder ich ihn mit Warzen übersät habe.«
»Verstanden. Wie wäre es, wenn ich den Tisch decke?«
»Wie wäre es, wenn du es tust?«
»Möchtest du Kerzen?«
»Ja, die schwarzen.« Sie grinste spitzbübisch, als sie zum Herd ging, um ihren wilden Reis zu überprüfen. »Um die negative Energie zu vertreiben.«
Sam brachte Wein und Blumen mit – einen guten Wein und sonnengelbe Narzissen. Aber sie war nicht besänftigt. Sie war höflich, sogar sehr, und servierte den Wein und Canapés, die sie in letzter Minute zusammengebastelt hatte, auf der gemütlichen Vorderterrasse.
Sam war sich nicht sicher, ob das freundlich gemeint war oder um zu demonstrieren, dass er ihr Heim nur nach und nach betreten dürfte.
»Ich hoffe, dass ich Ihnen keine Ungelegenheiten gemacht habe«, sagte er zu ihr. »Nichts ist unangenehmer als Überraschungsgäste.«
»Nein, das stimmt, nichts ist unangenehmer.« Sie lächelte honigsüß. »Ich wiederum nehme nicht an, dass Sie
an Resteessen gewöhnt sind, und so machen wir alle das Beste draus.«
Sie eilte wieder ins Haus, und Sam stieß einen Seufzer aus. Er war sich jetzt sicher. Es würde lange dauern, bis sie ihn aufgenommen hätte. »Das fängt ja gut an.«
»Mia bedeutet ihr viel. Aus vielen Gründen.«
Sam nickte leicht und schlenderte zur Balkonbrüstung. Lucy, Zacks schwarze Labradorhündin, rollte sich auf den Rücken und forderte ihn schwanzwedelnd auf, ihr den Bauch zu kraulen. Sam ging in die Hocke und tat ihr den Gefallen.
Er kannte den Grund für Nells starke Loyalität Mia gegenüber. Er hatte sich stets bestens informiert über die Geschehnisse auf der Insel während seiner Abwesenheit. Er wusste, dass Nell auf der Flucht war, als sie auf die Drei Schwestern kam, und zwar vor ihrem Mann, der sie misshandelt hatte. Sie hatte ihren eigenen Tod vorgespielt – und er bewunderte sie für ihren Mut dafür –, hatte ihren Namen geändert und ihr Aussehen, als sie kreuz und quer durchs Land fuhr, um sich als Kellnerin und Köchin über Wasser zu halten.
Er hatte die Nachrichten über Evan Remington verfolgt, der nun in der Gefängnispsychiatrie saß.
Und er wusste, dass Mia Nell im Café angestellt hatte, ihr ein Heim gegeben hatte. Und er nahm an, dass sie ihr beigebracht hatte, ihre Gabe zu entwickeln.
Er hatte Nell vom ersten Moment an als eine der Drei identifiziert.
»Sie hat harte Zeiten hinter sich, deine Nell.«
»Sehr harte. Sie hat ihr Leben riskiert, um ihr Leben zu retten. Als sie hierherkam, hat Mia ihr ermöglicht, hier Wurzeln zu schlagen. Ich habe allen Grund, Mia dafür zu
danken. Und für mehr«, fügte er hinzu, wartete darauf, dass Sam sich zu ihm umdrehte. »Du hast von Remington gehört?«
»Einflussreicher Hollywood-Anwalt, Frauenmisshandler, Psychopath.« Er streckte sich. »Und ich weiß, dass er ein Stück aus dir rausgeschnitten hat wegen Nell.«
»Ja.« Abwesend rieb Zack sich die Schulter, die Remington mit dem Messer verletzt hatte. »Er hat sie hier aufgespürt und geschlagen, bevor ich da war und eingreifen konnte – und dann hat er mich außer Gefecht gesetzt. Zeitweise. Sie war in den Wald gelaufen, weil sie genau wusste, dass er ihr folgen und sich wahrscheinlich nicht weiter mit mir aufhalten würde.« Sein Gesicht verfinsterte sich bei der Erinnerung daran. »Als ich ihnen folgte, waren Ripley und Mia schon da. Sie wussten, dass Nell in Gefahr
Weitere Kostenlose Bücher