Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
nach, dann entschied er, dass er genauso gut dorthin fahren könnte, um zu sehen, ob seine empfindlichen Geräte noch etwas registrieren würden.
»Lass uns gleich losfahren«, fuhr er fort. »Er sagte, dass Mia ihm erzählt hat, dass sie einen großen schwarzen Wolf mit einem Pentagramm auf seiner Flanke gesehen hat.«
»Das war die Beschreibung. Schwarzer Wolf, rote Augen, große Reißzähne. Ihr Zeichen auf ihm. Muss ein erhebender
Anblick gewesen sein, die Königin des Abgründigen erschreckt zu haben.«
»Ein Anblick, das ist genau der Punkt«, murmelte Mac. »Kein richtiger, lebender Wolf. Es war kein lebendes Wesen, das besessen war zu diesem Zeitpunkt. Kann etwas mit dem zu tun haben, dass sie es letzten Winter gezeichnet hat. Aber es war noch mächtig genug, sie ins Schlittern zu bringen. Das ist interessant.«
»Und sehr böse, wenn ich daran denke, wie erschüttert Sam war. Ich werde dir sagen, was noch mächtig interessant ist.« Sie lehnte sich vor, beugte sich über die Reste ihres Mittagessens und senkte ihre Stimme. »Der Kerl hat hinter ihr aufgeräumt und dann vor ihrem Haus gestanden wie die moderne Ausgabe von Heathcliff, der übers Moor nach seiner Catherine Ausschau hält.«
»Sehr gutes Buch.«
»He, ich kann lesen. Wie auch immer, er stand da, überschwappend vor Gefühlen – versucht aber, sie nicht zu zeigen und ganz ruhig zu bleiben –, das ist interessant.«
»Nach dem, was du mir erzählt hast, hatten die beiden eine sehr intensive Beziehung.«
»Hatten sie«, bestätigte Ripley. »Ich habe immer angenommen, dass er es nicht aushalten würde, wenn sie ihn verließe. Aber dann war er es, der die Grenze gezogen hat.«
»Das bedeutet nicht, dass er sie überwunden hat.«
»Kerle sind nicht Feuer und Flamme für über eine Dekade.« Lächelnd streichelte Mac ihre Hand. »Ich bliebe es für dich.«
»Lass das.« Aber ihre Finger verbanden sich wie von selbst mit seinen. »Sei’s drum, er wollte nicht, dass sie erfuhr, dass er dort draußen gewesen ist. Sagte, dass sie erbost wäre, wenn sie wüsste, dass er ihren Bann verstärkt hat –
und das wäre sie. Aber wenn du mich fragst, gibt es noch einen anderen Grund. Er will nicht, dass sie weiß, dass er immer noch an ihr hängt. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so kompliziert und nicht so viel kaputt gemacht worden wäre.«
»Was auch immer zwischen ihnen war, zwischen ihnen ist – oder nicht ist –, spielt für die nächste Zukunft eine Rolle. Ich habe dazu einige Theorien.«
»Du hast immer einige Theorien.«
Er lächelte, rückte näher. »Wir müssen ein Treffen arrangieren. Alle Parteien.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Wie seine war auch ihre Stimme nur noch ein Flüstern. Für den oberflächlichen Betrachter sahen sie wie ein Liebespaar aus oder wie zwei Verschwörer. »Am besten ist es bei Zack. Nell kocht. Wir kratzen die Reste aus unserem Weinkeller zusammen.«
»Gute Idee. Wie gehen wir damit um, dass wir unser Wissen von jemandem haben, der nicht will, dass wir das wissen, und schon gar nicht, von wem?«
»Jesus, kapiert.« Sie grinste ihn an. »Es muss sich um Liebe handeln.«
»Nun, wenn das nicht unsere Insel-Turteltauben sind.« Mia trat zu ihnen und streichelte freundlich Macs Schulter. »Immer wieder ein schöner Anblick.«
»Ja, wir überlegen gerade, ob wir an einem Wettbewerb teilnehmen.« Ripley lehnte sich zurück, betrachtete Mias Gesicht. Sie musste zugeben, dass sie so schön wie immer aussah, dass man ihr nicht das Geringste ansah. »Was treibst du so?«
»Oh, dies und das.« Mia ließ ihre Hand auf Macs Schulter. Etwas an ihm beruhigte sie immer. »Übrigens würde ich gern etwas mit dir besprechen – und Nell.«
Ein Hauch von Sorge überflog ihr Gesicht, als sie zum Tresen hinübersah. »Es muss noch ein bisschen warten«, entschied Mia. »Sie ist im Moment gerade schwer beschäftigt.«
Ripley überlegte hin und her, wie sie es zur Sprache bringen wollte, aber dann handelte sie instinktiv und spontan. »Wenn es darum geht, wie du mit dem Wolf getanzt hast, dann weiß ich schon Bescheid.«
Es war schwer zu entscheiden, wer verblüffter aussah. Mia oder Mac. Aber immerhin konnte wenigstens Mia ihr nicht gegen das Schienbein treten. Mia holte vom Nachbartisch einen dritten Stuhl, was Ripley die Möglichkeit verschaffte, Mac seinen Tritt zurückzugeben.
»Ja, setz dich eine Minute.«
»Ich glaube, das wäre ganz gut.« Um Gelassenheit bemüht setzte sich Mia und
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