Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
so viel mehr. Mehr Mia, stellte er fest, als er aus dem Wagen stieg.
Die Blumen, die knospenden Sträucher und hohen Bäume. Die Wasserspeier und steinernen Feen. Die Windharfen und hängenden Kristalle, die ein stetiges sanftes Konzert veranstalteten. Der weiße Leuchtturm, der wie ein antiker Wächter sowohl die Insel als auch das Haus zu bewachen schien. Und sie hatte lila Stiefmütterchen zu seinen Füßen gepflanzt.
Er folgte dem gewundenen steinernen Pfad um diese Seite des Hauses. Das Geräusch der Wellen, die gegen die Felsen brandeten, zog die Aufmerksamkeit seines Herzens und seiner Erinnerung zu den Klippen. Wie oft hatte er dort zusammen mit ihr gestanden. Oder sie dort allein stehen gesehen.
Er ging mit prüfendem Blick weiter, dann blieb er stehen. Verblüfft. Ihre Gärten waren eine Welt für sich. Bögen und Lauben, Wellen und Ranken. Moosige Steinpfade mäanderten durch Flüsse und Fluten von Blumen. Einige zeigten das erste Frühlingsgrün, andere blühten bereits in voller Pracht.
Sie waren nicht einfach ein buntes Farbenmeer, sondern sie kontrastierten mit einem Meer von Grün. Jedes Rosa oder Weiß oder Gelb oder Blau ergänzte das Meer von Grün zu einem Farbenwunder.
Es gab kleine Teiche, eine kupferne Sonnenuhr, eine
kleine tanzende Fee in den Rabatten. Er konnte Bänke sehen hier und da – einige in der Sonne, einige im Schatten platziert –, die Besucher zum Platznehmen einluden, zum Genießen. Er konnte sich nur schwer vorstellen, wie es wäre, wenn alles voll erblüht war, wenn der Wein die Lauben überdecken würde, welche Farbenpracht und welcher Duft sich entfalten würden.
Unfähig zu widerstehen, ging er einige der Steinpfade entlang und versuchte sich vorzustellen, wie sie sie angelegt hatte. Wie sie aus einem ehemaligen hübschen Garten, der aus einem Rasen, umgeben von Blumenbeeten, und einer einzigen Terrasse bestand, ein Fest gemacht hatte.
Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie dabei zu beobachten, wie sie eins ihrer Beete pflegte.
Das Haus war schon immer schön gewesen, dachte er jetzt. Sie hat es immer geliebt. Aber er erinnerte es als irgendwie steif und Respekt einflößend. Sie hatte daraus einen Hort der Freude und Schönheit gemacht, der Wärme und des Willkommens.
Während er mitten in Mias persönlichem Garten Eden stand, inmitten der zarten Gerüche, dem Vogelgesang, dem Donnern der Brandung, da verstand er plötzlich, dass sie sich etwas geschaffen hatte, was er niemals hatte. Ein Heim. Er hatte Luxus, das Passende, das Geschmackvolle und das Effiziente gehabt. Er hatte danach gesucht, aber nie seinen Platz gefunden. Bis jetzt.
»Was für ein Wahnsinnsgefühl, festzustellen, dass sie ihren Platz immer gehabt hat, und meinen, die ganze Zeit«, murmelte er.
Weil er nicht wusste, was er mit diesem Gefühl anfangen sollte, ging er zurück zum Wagen, um das zu beenden, weswegen er hierhergekommen war. Er würde seinen eigenen
Schutz Mias hinzufügen, um sie – und das Ihre – gegen jede Bedrohung zu sichern.
Er war gerade damit fertig, als er sah, wie sich der Patrouillenwagen des Sheriffs näherte. Er ließ ein kleines silbernes Säckchen mit Kristallen in seine Tasche gleiten und beobachtete das Fahrzeug. Seine anfängliche Freude, Zack wiederzusehen, wich Irritation, als Ripley aus dem Auto stieg.
»Soso, wenn das nicht interessant ist.« Kochend vor Wut und erfreut darüber, stopfte sie ihre Hände in ihre hinteren Hosentaschen und schlenderte zu ihm, ihre Kappe tief ins Gesicht über ihre Sonnenbrille gezogen.
Aber er musste ihr Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass es hart wie Stein war.
»Da mache ich meine Routine-Patrouille und stoße auf ein ruchloses Individuum, das sich gerade auf einem Privatgrundstück herumdrückt.« Mit einem harten Lächeln schnallte sie die Handschellen von ihrem Gürtel ab.
Sam sah erst diese, dann Ripley an. »Nicht dass ich etwas gegen eine kleine Sadomaso-Einlage ab und an hätte, aber du bist eine verheiratete Frau.« Sie grinste ihn humorlos an, und er zuckte die Schultern.
»Okay, war ein schlechter Scherz.«
»Das Gesetz ist kein Scherz, du Ass. Du befindest dich auf fremdem Gelände, und ich könnte dich wegen versuchten Einbruchs festnehmen.« Die Handschellen klimperten in ihrer Hand. »Jedenfalls würde der Versuch meinen Tag verschönern.«
»Ich bin nicht in dem verdammten Haus gewesen.« Er hatte es gerade vorgehabt. »Und wenn du denkst, du könntest mich wegen Betretens
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