Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
hatte. Weil ihre Hände noch zitterten, nahm sie die Tasse in beide Hände. Und sie trank, bis sie fühlte, dass ihr Körper nicht länger ein Hauch von Dunst war, der vom Wind davongetragen werden konnte.
»Schließe den Kreis«, verlangte Sam. »Oder ich komme rein ohne Rücksicht auf die Folgen.«
Sie ignorierte ihn jetzt und sprach ihren Dank aus für einen sicheren Flug. Dann schloss sie mit ihren Schwestern den Kreis.
»Remington gehört noch dazu.« Sie schlüpfte in ihr Gewand, knüpfte den Gürtel zu, da sich ihre Haut so dünn, so empfindlich wie Seide anfühlte. »Mehr wie ein Kessel als eine Quelle – aber doch etwas von beidem. Es tankt ihn voll mit Hass auf Frauen, auf weibliche Kraft, und dann nutzt es diese Mischung für seine eigene Energie. Es ist mächtig, aber auch verwundbar.«
Sie bückte sich nach ihrem Beutel, und als sie sich aufrichtete, schwankte sie.
»Das reicht jetzt.« Mit einer einzigen schnellen Bewegung nahm Sam sie auf den Arm. »Sie muss jetzt dringend schlafen. Ich werde für sie sorgen.«
»Er hat recht.« Ripley legte Nell ihre Hand auf die Schulter, als Sam Mia aus der Lichtung trug. »Er weiß, was sie braucht.«
Mias Kopf schoss herum, funkelte sie an. »Ich muss nur mein Gleichgewicht wiederfinden. Und das kann ich nicht, solange ich nicht auf meinen Füßen stehe.«
»Es gab schon Zeiten, wo du nicht so empfindlich auf Hilfe reagiert hast.«
»Ich würde nicht empfindlich reagieren, wenn ich Hilfe bräuchte. Und ich kann darauf verzichten, dass du…« Sie verkniff sich jedes weitere Wort, verfluchte sich selbst. »Es tut mir leid, und du hast recht.«
»Junge, du musst ja ganz schön wackelig auf den Beinen sein.«
Sie ruhte ihren Kopf an seiner Schulter aus. »Mir ist übel.«
»Ich weiß, Baby. Wir kriegen das wieder hin. Was macht der Kopfschmerz?«
»Es geht. Wirklich. Ich wäre gefestigter zurückgekommen, aber ich musste mich beeilen. Verdammt, Sam, diese Schwindligkeit ist …« Ihr Blickfeld begann zu verschwimmen. »Sie vergeht nicht. Ich glaube, ich werde ohnmächtig.«
»Das ist in Ordnung. Lass dich fallen.«
Dieses Mal tat sie, was er ihr sagte, und stritt nicht mit ihm. Während sie schlaff in seinen Armen lag, trug er sie zu seinem Wagen und fuhr sie zu ihrem Haus. Er würde sie später zur Rede stellen, sagte er sich, wenn sie zurückschlagen konnte. Jetzt trug er sie nur rein und legte sie in ihr Bett.
Er wusste, dass sie lange und tief schlafen musste, aber das machte es für Sam nicht einfacher, ihr leichenblasses Gesicht zu sehen im abgedunkelten Schlafzimmer. Er wusste, was man tun konnte. Und sie zu umsorgen, sich mit praktischen Dingen zu beschäftigen, lenkte ihn ein wenig ab.
Er wusste, welche schützenden Cremes und Öle sie benutzt hatte. Er konnte sie auf ihrer Haut riechen. Nachdem er sie gebettet hatte, würde er frischen Weihrauch und Kerzen suchen, um das zu verstärken, was sie bereits benutzt hatte.
Sie war immer schon eine gut organisierte Frau gewesen, dachte er, als er auf ihren Regalen und in ihren Schränken im Turmzimmer nach Weihrauchpuder und frischen Kerzen suchte. Ihre Vorräte waren sorgfältig und systematisch verstaut. Sogar hier hatte sie Blumen – Messingtöpfe mit Veilchen – und Bücher. Er prüfte die Bücher, wählte eins über Heilsprüche und -zauber, falls er sein Gedächtnis auffrischen müsste.
In ihrer Küche fand er die Kräuter, die er brauchte, und obgleich er lange keine Küchenmagie praktiziert hatte, brühte er einen Raukentee, der ihre spirituelle Reinigung unterstützen würde.
Sie schlief tief, als er zurückkam. Er zündete die Kerzen an und den Weihrauch, dann setzte er sich neben sie, ließ sein Bewusstsein in ihres gleiten.
»Mia, du musst trinken, dann kannst du dich ausruhen.«
Er strich ihr mit seinen Fingern sanft über die Wangen, berührte sanft ihren Mund mit seinen Lippen. Sie öffnete die Augen, aber das Grau war verschwommen. Sie war so nachgiebig wie Wasser, als er sie anhob und ihr die Tasse an die Lippen hielt.
»Nun trink, und lass dich heilen vom Schlaf. Dazu es tiefer und sanfter Träume bedarf. Durch die Nacht sollen sie dich wiegen in den hellen Tag.«
Er schob ihr das Haar aus dem Gesicht, als er sie wieder niederlegte. »Möchtest du, dass ich mit dir komme?«
»Nein. Ich bin hier allein.«
»Das bist du nicht.« Er hob ihre Hand an seine Lippen, als ihre Augen sich wieder schlossen. »Ich werde auf dich warten.« Sie ließ ihn los und glitt
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