Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Griff sich lockerte, befreite sie ihre Hand. Die Luft klärte sich. Wieder ruhiger, schaffte sie es zu lächeln, ein kaltes Lächeln. »Lass uns deinen Besuch nicht mit einer Szene verderben. Ich hoffe, dir gefällt das Cottage. Wenn du irgendwelche Probleme damit hast, lass es mich wissen.«
»Das werde ich. Es genießen und dich wissen lassen.« Er wandte sich zur Tür und öffnete sie. »O Mia, dies ist kein Besuch. Ich bin gekommen, um zu bleiben.«
Mit einem boshaften Vergnügen konnte er gerade noch sehen, wie sie erbleichte.
Er verfluchte sich dafür und auch dafür, die ersten Schritte vermasselt zu haben. Seine schlechte Laune verbesserte sich nicht, als er die Treppen hinabstieg und aus dem Laden ging – unter Lulus eisigem Blick.
Er ging nicht zurück zu den Docks, wo sein Wagen parkte, auch nicht zum Cottage, wo er wohnen würde, bis er … woanders wohnen würde, sondern er ging zur Polizeiwache.
Er konnte nur hoffen, dass Zack Todd, inzwischen Sheriff Todd, da sein würde. Bei Gott, dachte Sam, gibt es denn nicht eine Person, eine verdammte Person, die mich willkommen heißt und es auch so meint.
Wenn er auch nicht auf Zack zählen könnte, wäre er wirklich in einer bedauernswerten Lage. Er stemmte seine Schultern gegen die frische Frühlingsbrise, die er inzwischen unangenehm fand.
Sie hatte ihn weggewischt wie eine Fliege. Wie eine Stechmücke. Nicht wütend, sondern irritiert. Immerhin, diese Verbindung vorhin zwischen ihnen, die bedeutete etwas.
Daran musste er glauben. Aber wenn es eine Person gab, die er kannte, die sich gegen das Schicksal wehren konnte, es mit ihrem ganzen Willen bekämpfen konnte, dann war es Mia.
Störrische, stolze Hexe, dachte er seufzend. Die Tatsache, dass sie es war, machte einen Teil ihrer Anziehung für ihn aus. Stolz und Macht konnte man schwer widerstehen. Und wenn er sich nicht täuschte, hatte sie davon inzwischen mehr als mit neunzehn.
Das bedeutete, dass er reichlich zu tun bekäme, auf vielen Ebenen.
Er stieß einen Seufzer aus und öffnete die Tür zur Wache. Der Mann, der dort saß, Füße auf dem Schreibtisch und Telefonhörer am Ohr, hatte sich nicht sehr verändert. Ein bisschen abgerundeter hier, verfeinert da. Sein Haar war immer noch ungebärdig, immer noch sonnengebleichtes Braun. Es gab die eine oder andere Falte um seine Augen herum, bedingt durch Blinzeln in die Sonne, aber die Augen selber waren von demselben scharfen Grün.
Und sie weiteten sich, als sie Sam erblickten.
»He, ich muss jetzt Schluss machen. Ich werde den Papierkram gegen Abend durchfaxen. Ja. Richtig. Ich muss jetzt gehen.« Zack schwang seine Füße vom Schreibtisch, während er auflegte. Er erhob sich zu voller Größe, starrte und grinste Sam dann an. »Teufel auch, es ist Mister New York.«
»Also, sieh an, da haben wir Mister Gesetz.«
Zack durchquerte das kleine Büro in drei Schritten und umarmte Sam ungestüm.
Eine große Erleichterung durchlief Sam angesichts dieses Willkommensgrußes, dieser unkomplizierten, tief sitzenden Zuneigung, die noch aus Kindertagen stammte.
Die Jahre zwischen dem Jungen und dem Mann waren wie weggeblasen.
»Es ist schön, dich zu sehen«, brachte er mühsam hervor.
»Das kann ich auf der Stelle zurückgeben.« Zack trat zurück, nahm Maß. Reine Freude erhellte sein Lächeln. »Nun, du bist weder fett noch glatzköpfig geworden hinter dem Schreibtisch.«
Sam warf einen Blick auf Zacks mit Papieren übersäten Arbeitsplatz. »Du auch nicht, Sheriff.«
»Stimmt, also denke immer daran, wer hier für Ordnung sorgt, und bleib sauber auf meiner Insel. Was zur Hölle tust du hier? Möchtest du einen Kaffee?«
»Wenn du das, was da in der Kanne ist, Kaffee nennst, passe ich, danke. Und ich habe hier Geschäfte zu tätigen. Langzeitgeschäfte.«
Zack verzog den Mund, als er sich einen trüben Kaffee in seinen Becher goss. »Das Hotel?«
»Zum einen. Ich habe meine Eltern ausgekauft. Es gehört jetzt mir.«
»Ausgekauft …« Zack zuckte seine Schultern und ließ sich auf der Schreibtischkante nieder.
»Meine Familie war nie wie deine«, sagte Sam trocken. »Es ist ein Geschäft. Eins, an dem mein Vater das Interesse verloren hat. Ich nicht. Wie geht es deinen Eltern?«
»Prima. Du hast sie gerade verpasst. Sie sind zu Ripleys Hochzeit gekommen und fast einen Monat geblieben. Gerade als ich dachte, dass sie für immer hierbleiben wollten, haben sie ihr Wohnmobil vollgestopft und sich Richtung Nova Scotia
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