Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
klappen würde, nicht wie bei Harding letzten Winter. Er war nur eine Schachfigur – unwissend und größtenteils unwillig. Remington ist weder unwillig noch unwissend. Er akzeptiert nicht nur, sondern genießt das, was in ihn gefahren ist. Er hat es willkommen geheißen.«
»Ich könnte ihn besuchen.« Nell wartete, bis Mia sie ansah. »Er wäre damit einverstanden. Vielleicht würde ich ihn erreichen.«
»Das könntest du nicht.« Mia drückte Nells Hand. »Du bist Teil seiner Verwandlung. Und außerdem würde Zack mir den Kopf abreißen, und zwar zu Recht, wenn ich dich ermutigen würde, das zu versuchen. Eine weitere direkte Konfrontation wäre in jedem Fall zu gefährlich für dich und könnte dem Baby Schaden zufügen.«
»Ich würde nicht versuchen, ihn zu …« Nells Augen weiteten sich. »Woher weißt du von dem Baby? Ich habe erst heute Morgen einen Schwangerschaftstest gemacht.« Sie presste eine Hand auf ihren Bauch. »Ich gehe heute Nachmittag zum Arzt, um es bestätigen zu lassen. Ich habe es noch nicht einmal Zack erzählt. Ich wollte erst ganz sicher sein.«
»Du kannst ganz sicher sein. Ich habe es gefühlt, als ich eben deine Hand berührt habe.« Freude überschwemmte Mias Herz, ihr Gesicht. »Neues Leben. Oh, Nell.«
»Ich wusste es, ich habe gleich gewusst, dass ich empfangen habe. Ich habe ein Licht in mir gespürt.« Tränen traten in ihre Augen. »Ich traute mich nicht, es zu glauben, hatte Angst, enttäuscht zu werden. Wir bekommen ein Kind.« Sie presste ihre Hände an die Wangen, sprang auf und drehte sich im Kreis. »Wir bekommen ein Kind. Ich muss es Zack sagen.«
»Geh schon, sag es ihm. Sofort. Wir kommen hier solange ohne dich klar, nicht wahr, Lu? Lu?« Mia drehte sich um und sah, wie Lulu ein Taschentuch aus ihrer Tasche zog.
»Hab ’ne Allergie«, erklärte Lulu mit gepresster Stimme. »Geh endlich.« Sie winkte Nell nach draußen. »Geh und erzähle deinem Mann, dass er Vater wird.«
»Vater!« Nell tanzte um den Schalter herum und umarmte erst Lulu, dann Mia. »Oh, ich kann es kaum erwarten, sein Gesicht zu sehen. Oh, oh, und Ripleys! Es dauert nicht lange. Bin gleich wieder da.« Sie rannte zu den Treppen und wirbelte noch einmal herum. »Ich bekomme ein Kind.«
»Man könnte denken, dass noch nie jemand schwanger geworden ist.« Mit einem letzten Schnaufen versenkte Lulu ihr Taschentuch wieder in ihrer Tasche. »Schätze, ich muss einige Schühchen stricken. Und eine Decke.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und irgendjemand muss hin und wieder Großmutter spielen.«
Mia legte ihren Arm um Lulus Taille und legte ihre Wange auf ihr Haar. »Komm, wir setzen uns wieder und vergießen ein paar Tränen vor Rührung.«
»Ja.« Lulu kramte ihr Taschentuch wieder hervor. »Gute Idee.«
Nichts konnte diese reine Freude trüben, da war Mia sich sicher. Weder ein dreihundert Jahre alter Fluch noch die Unannehmlichkeiten und das Chaos der gerade anlaufenden Umbauarbeiten. Und ganz sicher auch nicht die winzigen Stiche von Neid, die sie spürte.
Was auch immer erledigt werden musste, Nell sollte diese aufregenden Tage voller Glück und neuer Entdeckungen genießen.
Der Baulärm im Café und die abgedeckten Fenster, die jede Aussicht versperrten, hatten die Anzahl der Mittagsgäste stark dezimiert auf einen Rest von Abenteurern und einigen, die hart im Nehmen waren. So wie Mia es sah, war die Zeitplanung absolut perfekt. Wegen der dezimierten Gästezahl konnte sich Nell mehr Freizeit erlauben, den Luxus der Ablenkung genießen.
Um die Sonnenwende herum wäre der größte Teil der Arbeiten geschafft. Und auch wenn das Café dann noch nicht hundertprozentig fertig war, könnten ihre Kunden schon draußen auf ihrer neuen hübschen Terrasse essen.
Mia betrachtete die Fortschritte vom gegenüberliegenden Gehweg aus. Der abgestützte Anbau würde sehr gut zum restlichen Haus passen, wenn alles erst mal fertig wäre. Sie würde Blumenkörbe an beiden Enden anbringen – Kaskaden von süß duftenden Lobelien und Fuchsien. Sie hatte das verzierte Eisengitter für das Geländer bereits bestellt und die Fliesen für den Terrassenboden ausgesucht.
In ihrer Vorstellung war alles bereits fertig – sie sah die gedeckten Cafétische mit Blumenvasen schon vor sich. Und die zahlenden Kunden.
»Kommt gut voran.« Zack trat neben sie und folgte ihrem Blick.
»Besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Wir werden es zum Teil schon während der Sonnenwend-Woche ausprobieren können,
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