Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
welche.«
12
Mia schloss die Tür hinter den letzten herumschlendernden Kunden, drehte den Schlüssel um und lehnte sich gegen die Tür. Sie schaute Lulu an und sagte: »Langer Tag.«
»Ich dachte schon, dass sie hier übernachten wollten.« Lulu schloss die Kasse ab und zog den Reißverschluss der Geldtasche zu. »Willst du diese Kohle mit nach Hause nehmen, oder soll ich eine Einzahlung machen?«
»Wie viel Kohle?«
Weil beide diese kleine Zeremonie liebten, öffnete Lulu die Geldtasche, holte das Geldscheinbündel raus und flippte einmal mit den Daumen durch. »Waren viele Kunden heute.«
»Gott segne jeden Einzelnen von ihnen. Ich zahle das Geld lieber ein. Kreditkartenquittungen?«
»Sind hier.«
Mia lockerte ihre Schultern und warf einen Blick auf den Stapel. »Das Geschäft geht gut.«
»Das Sonnenwend-Wochenende zieht sie magisch an. Heute waren einige Teenager hier – Ferienmädchen. Wollten wissen, ob sie die Hexe sehen und einen Liebestrank kaufen könnten.«
Amüsiert beugte sich Mia über den Tresen. »Und was hast du ihnen gesagt?«
»Ich habe ihnen geantwortet, klar könnten sie das, und wie gut der Schönheitstrank bei mir gewirkt hätte, würden
sie ja selber sehen.« Lulu kicherte, und ein breites Grinsen breitete sich über ihr Gnomengesicht aus. »Das hat sie vertrieben.«
»Gut, sie müssen lernen, nicht nach einem Liebestrank in einer hübschen Flasche als Allheilmittel für alle Probleme auf dieser Welt zu suchen.«
»Du könntest während des Sonnenwend-Wochenendes einige schöne Krüge mit buntem Wasser anbieten, und die Kunden würden sich darum reißen, es zu kaufen. Mias Magie-Trunk, für Liebe, Schönheit und Wohlstand.«
»Schrecklicher Gedanke.« Dann sagte Mia nachdenklich: »Du hast mich in all diesen Jahren nie um einen Zauberspruch gebeten, nicht einmal. Weder für Glück, Liebe oder schnelles Geld. Wie kommt das?«
»Ich komme ganz gut allein klar.« Lulu hievte ihre enorme Tasche hinter dem Tresen hervor. »Nebenbei, glaube ja nicht, dass ich nicht wüsste, dass du meine Zukunft in deiner Kugel überprüfst. Du solltest lieber anfangen, deine eigene in den Griff zu bekommen.«
»Das ist ja eine seltsame Bemerkung. Mir geht es doch hervorragend.«
»Sicher, du hast das Haus, und du lebst gut. Lebst das Leben, das dir gefällt. Du siehst gut aus, und du bist gesund. Und du hast mehr Schuhe als ein ganzes Las-Vegas-Ballett.«
»Schuhe unterscheiden uns von den niederen Säugetieren.«
»Ja, ja. Du liebst es einfach, wenn Männer deine Beine bewundern.«
Mia strich sich langsam durch das Haar. »Ja, natürlich.«
»Wie auch immer.« Lulu steuerte ihr Ziel an. Sie kannte ihr Mädchen und wusste, wann dieses versuchte, sie abzulenken.
»Du lebst im Wesentlichen so, wie du es willst. Hast prima Freunde und du hast diesen Platz hier zu etwas gemacht, worauf du stolz sein kannst.«
»Wir haben das gemacht«, korrigierte Mia sie.
»Nun ja, ich habe nicht untätig herumgesessen, aber dieses ist dein Platz.« Lulu wies mit einem Nicken auf den ganzen Laden. »Und er glänzt.«
»Lu.« Gerührt streichelte Mia ihren Arm, während sie um den Tresen herumging. »Es bedeutet mir viel, dass du das denkst.«
»Es ist eine Tatsache. Und es gibt noch eine weitere Tatsache, eine, die mir manchmal schlaflose Nächte bereitet. Du bist nicht glücklich.«
»Natürlich bin ich das.«
»Nein, bist du nicht. Und noch schlimmer ist, dass du denkst, dass du nie glücklich sein wirst. Nicht bis ins tiefste Innere glücklich. Du willst, dass ich mir etwas wünsche? Ändere das. Das ist alles, was ich zu sagen habe. Und jetzt haue ich ab, leg meine Beine hoch und genieße mein Video ›Stirb langsam‹. Ich liebe die Art, wie Bruce Willis die Arschlöcher allemacht.«
Mia hatte darauf keine Antwort und schaute nur zu, wie Lulu durch den Laden schlenderte und durch die Hintertür verschwand. Innerlich aufgescheucht griff sie sich die Geldtasche und die Quittungen und ging durch den Laden. Er glänzte wirklich, dachte sie. Sie hatte viel Energie aufgewendet und viel Vorstellungskraft investiert. Viel Geld und Verstand, sehr viel Zeit und beachtlichen Geschmack.
Und fast sieben Jahre ihres Lebens.
Er machte sie glücklich, redete sie sich ein und ging die Treppen hinauf. Er forderte und erfüllte sie. Das war genug – sie wollte, dass es genug war. Vielleicht hatte sie sich
früher mal ein anderes Leben vorgestellt. Ein Leben, das einen Mann, der sie liebte, und Kinder
Weitere Kostenlose Bücher