Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
einschloss.
Aber das waren Jungmädchenfantasien, und sie hatte solche albernen Wünsche längst beiseitegeschoben.
Die Tatsache, dass sie solche Dinge nicht hatte, bedeutete nicht, dass sie sie vermisste, dachte sie, während sie in ihr Büro ging, um die Einzahlung vorzubereiten. Es bedeutete nur, dass sie einen anderen Weg beschritten und ein anderes Ziel angesteuert hatte. Im tiefsten Inneren glücklich, grübelte sie und seufzte. Wie viele Menschen können das schon von sich behaupten? War es nicht genauso wichtig, zufrieden, ausgefüllt und erfolgreich zu sein? Und war es nicht genauso wichtig, sein Leben im Griff zu haben, um glücklich zu sein? Sie hörte, wie die Dunkelheit gegen das Fenster drückte, so deutlich, als würden Finger über Glas kratzen. Sie schaute hinaus. Der Himmel glühte noch im Sonnenuntergang. Aber sie war da, am Rand, versuchte einen Riss zu entdecken, einen Zugang zu ihrem Willen.
»Du wirst mich nicht benutzen können für dein Zerstörungswerk.« Sie sagte es laut, ihre Stimme erfüllte den leeren Raum. »Und wenn ich nichts anderes mehr in meinem Leben machen werde, ich werde mich nicht benutzen lassen. Du bist hier nicht willkommen.«
Und sie spreizte ihre Arme mit den Handflächen nach oben über ihrem Schreibtisch, auf dem die Tageseinnahmen und ihre geordneten Papiere lagen, und rief das Licht. Es schimmerte wie goldene Teiche in ihren Händen, dann begann es wie ein goldener Fluss zu strömen. Als es sich von ihr über den Raum ausbreitete, zog sich die Dunkelheit zurück.
»Wie eine Kakerlake«, murmelte sie und griff zufrieden nach den Unterlagen, die sie für die Einzahlung benötigte.
Bevor sie den Laden verließ, besichtigte sie ihre neue Terrasse. Die gläsernen Schiebetüren waren gerade installiert worden, und sie schloss sie auf und trat in den Abend hinaus. Das eiserne Terrassengitter war genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte. Verziert und weiblich. Sie betastete es, rüttelte leicht daran und war zufrieden mit seiner Festigkeit. Schönheit sollte niemals schwach sein, dachte sie.
Von ihrem Aussichtspunkt aus konnte sie die Biegung des Strandes sehen, die Brandung. Und den ersten hellen Scheinwerferstrahl ihres Leuchtturms in der Abenddämmerung. Die aufkommende Dunkelheit war freundlich, voller Hoffnung und Schönheit.
Die High Street unter ihr war immer noch belebt. Touristen flanierten herum, bevölkerten die Eisdiele. Die Luft war so klar, dass sie Bruchstücke ihrer Unterhaltung mitbekam und den Lärm, den die jungen Leute am Strand machten.
Beim Licht der ersten Sterne wurde ihr die Kehle eng vor Sehnsucht, die sie sich weigerte wahrzunehmen und doch nicht unterdrücken konnte.
»Wenn du ein Spalier hättest, würde ich hochgeklettert kommen.«
Sie schaute nach unten, und da stand er. Dunkel und stattlich und sah ein kleines bisschen gefährlich aus. War es ein Wunder, dass sie sich als junges Mädchen Hals über Kopf in Sam Logan verliebt hatte?
»Nach Geschäftsschluss in Läden zu klettern ist verboten auf der Insel.«
»Ich habe einen guten Draht zu den hiesigen Behörden, ich würde es riskieren. Aber warum kommst du nicht runter? Komm raus zum Spielen, Mia, es ist eine unglaublich schöne Nacht.«
Es gab Zeiten, da wäre sie ohne zu überlegen rausgestürmt
zu ihm. Weil sie sich daran erinnerte, dass sie seinetwegen alles stehen und liegen gelassen hatte, lehnte sie sich jetzt nur über das Gitter. »Ich habe noch etwas zu erledigen und morgen einen langen Tag. Ich gehe noch zur Bank und dann nach Hause.«
»Wie kann jemand, der so schön ist, so spießig sein?« Er griff nach dem Arm eines der drei vorbeischlendernden Männer und wies nach oben. »Sieht sie nicht spektakulär aus? Ich versuche, sie zu erobern, aber sie spielt nicht mit.«
»Warum geben Sie dem Kerl keine Chance«, rief ihr einer der Männer zu, den einer seiner Kumpels mit dem Ellbogen wegschubste.
»Zur Hölle mit ihm, geben Sie mir eine Chance.« Er legte sich theatralisch seine Hand aufs Herz. »Ich erkläre hiermit, dass ich mich verliebt habe. Hallo, Rotschopf.«
»Selber hallo.«
»Heiraten wir und ziehen nach Trinidad.«
»Wo bleibt der Ring?«, fragte sie. »Ich ziehe nicht nach Trinidad ohne einen dicken, fetten Diamanten an meinem Finger.«
»He.« Der Mann stieß einen seiner Freunde an. »Leih mir zehntausend Dollar, damit ich einen dicken, fetten Diamanten kaufen und mit dem Rotschopf nach Trinidad ziehen kann.«
»Wenn ich die hätte, würde ich
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